Hallo Klaus-Peter,
ich hoffe hier einen echten Experten zu finden.
Nun, das bin ich nicht, sorry.

Ich versuche trotzdem, Deine Fragen zumindest ein Stück weit zu beantworten.
Ist das was als Mykorrhiza bezeichnet wird, der Teil des Mycels das in symbiotischem Kontakt zu den Wurzeln anderer Pflanzen steht ?
Als Mykorrhiza bezeichnet man ganz allgemein die Symbiose zwischen Pilz und Pflanze. Es ist damit kein spezifischer Teil gemeint. Die Symbiose insgesamt bezieht den ganzen Pilz und die ganze Pflanze mit ein. Der gesamte Pilz versorgt die gesamte Pflanze mit z.B. Wasser und Mineralien, die ganze Pflanze versorgt den ganzen Pilz z.B. mit Glukose.
Die verschiedenen Mykorrhiza-Arten unterscheiden sich in der Art, wie Wurzel und Pilz sich verbinden. Manche Pilze können sogar in den Blättern der Pflanzen leben. (Wohlgemerkt als Nützling, nicht als Schädling).
Die Art der Mykorrhiza ist im Wesentlichen von der Pilzart abhängig. Viele Pilze gehen nur mit sehr ausgewählten Pflanzen eine Partnerschaft ein, andere sind eher Generalisten, die mit fast jedem können.
Grundsätzlich kann man sagen, dass mit fortschreitender Kulturdauer und wechselnden Substraten, der Einfluss von Schadpilzen immer größer wird.
Wie genau zeigen sich die Probleme? Woran erkennst Du die Schadpilze?
Ich möchte mein eigenes Substrat mischen.
Ich stelle mir vor aufgekalkten Weißtorf mit rein organischem Dünger leicht aufzudüngen und mit einem Mykorrhiza-Produkt zu impfen.
Davon verspreche ich mir Reproduzierbarkeit, einen gewissen Schutz vor Schadpilzen und ein natürliches gesundes Wachstum.
Das klingt nach einem guten Plan.
Ein Gärtner und angeblicher Mykorrhiza-Experte riet mir dazu Ericoide Mykorrhiza einzusetzen und auf den Dünger zunächst ganz zu verzichten.
Ericoide Mykorrhiza ist eindeutig falsch. Beim überwiegende Teil der Farne die auf frischem bis feuchtem Boden leben findet sich Endomykorrhiza.
Ich würde das nicht ganz von der Hand weisen.
Eine schnelle Suche führte mich zu einer
Beschreibung der ericoiden Mykorrhiza, die auch
Farne als Partner nennt.
Das Besondere an ericoiden Mykorrhizapilzen ist wohl, daß sie Pflanzen auf besonders nährstoffarmen Böden unterstützen und in der Lage sind, selbst in solch nährstoffarmer Umgebung zu gedeihen. Viele Pilze, besonders z.B. Schimmel, sind auf nährstoffreiches Substrat angewiesen.
Die Kombination Farn+Ericoide Mykorrhiza+nährstoffarmer Boden würde es vielen anderen Pilzen wahrscheinlich schwer machen.
Zum Verzicht auf jegliche Düngung:
Falls dem Torf kein organischer Dünger zugesetzt wir, wovon ernährt sich dann das Mycel ?
Würden eure Speisepilze auf Torf wachsen ?
Mit Torf habe ich noch keine Experimente gemacht. Ich denke mir, Torf enthält noch erhebliche Mengen an Zellulose. Die kann z.B. vom starkwüchsigen Austernpilz verwertet werden.
Die Empfehlung "nährstoffarm" ist sicher im Zusammenhang mit der Ericoiden Mykorrhiza zu verstehen, für die das einfach richtig ist.
Bei anderen Mykorrhizapilzen kann Düngung in kleinem Maß sinnvoll sein. Jedoch kein Kunstdünger, der ist eher kontraproduktiv für Pilze.
( aber bitte nicht... nimm doch einfach Walderde.... )
Auch nicht für einen Versuch abseits der anderen Farnpflanzen? Wenn Du Walderde von der Wurzel eines Farnes nimmst, enthält sie sehr wahrscheinlich Mykorrhizapartner. Außerdem massig andere Kleinstlebewesen, die bereits ein stabiles Gleichgewicht aufgebaut haben.
Falls sie super wachsen und man nicht weiß wie man das reproduzieren kann, ist das fast genau so schlimm.
Möglicherweise hat sich bei den super wachsenden Farnen von selbst eine vorteilhafte Mykorrhiza entwickelt. Es wäre ein guter Versuch, Erde von diesen Farnen zu nehmen und damit die Erde von Jungpflanzen zu beimpfen.
Welche Pilzarten ganz konkret eine Mykorrhiza mit Farnen eingehen, könntest Du vielleicht recherchieren. Also nicht nur Überbegriffe, sondern konkret botanische Namen einzelner Arten. Allerdings ist die Mykorrhiza ein nur gering erforschtes Gebiet und auch beim Farn sicher noch vieles unbekannt.
Kennt man konkret einzelne Arten, kann man diese vielleicht gezielt heranzüchten.
Viele Grüße, Martin