Wie lange Substrat autoklavieren?

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AllerAnfang

Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von AllerAnfang » Mittwoch, 16. Mai 2018 18:09

Hallo,

ich möchte mich als kompletter Neuling an der Pilzzucht versuchen, und habe Zugriff auf einen Autoklaven der mit Wasserdampf arbeitet (Melag). Ich plane autoklavierbare Pilzzuchtbeutel mit Mikrofilter einzusetzen. Nun meine Frage, wie lange würdet ihr das Substrat autoklavieren, und auf welcher Stufe (1 bar oder 3 bar). Ist 1 bar vielleicht schonender für die enthaltenen "Nährstoffe", auf die der Pilz zugreift? Gilt es sonst noch etwas beim Autoklavieren des Substrats zu beachten? Ich Danke für alle eure Antworten!
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kornpilz
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von kornpilz » Mittwoch, 16. Mai 2018 21:50

Ich habe meine Säcke 3 Stunden im autoclave! Mach doch ein Sack ! Lass ihn Mal eine Woche stehen und dann sieht du ibs lang genug war .
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Ständerpilz
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 16. Mai 2018 22:45

AllerAnfang hat geschrieben:Gilt es sonst noch etwas beim Autoklavieren des Substrats zu beachten?
Ja. Deine Beutel sind nicht unbegrenzt widerstandsfähig gegen Hitze. Ergo sollte der Überdruck nicht zu hoch sein, da sonst die Temperatur auch zu hoch steigt. Bei 2 bar Druck sind das 121°C, bei 3 bar Druck sind es schon 134°C. 2 bar reichen locker. Das sind 1 bar Überdruck.

Laut dieser Quelle vertragen die Beutel nur 124°C: https://www.pilzzucht-shop.de/behaelter-bags/
Gast

Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von Gast » Donnerstag, 17. Mai 2018 09:50

kornpilz hat geschrieben:Ich habe meine Säcke 3 Stunden im autoclave! Mach doch ein Sack ! Lass ihn Mal eine Woche stehen und dann sieht du ibs lang genug war .

3 Stunden? Ich hätte gehofft 50 Minuten bei 1 bar wären genug, wenn nicht sogar zu lang.
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von AllerAnfang » Donnerstag, 17. Mai 2018 10:08

Ständerpilz hat geschrieben:
AllerAnfang hat geschrieben:Gilt es sonst noch etwas beim Autoklavieren des Substrats zu beachten?
Ja. Deine Beutel sind nicht unbegrenzt widerstandsfähig gegen Hitze. Ergo sollte der Überdruck nicht zu hoch sein, da sonst die Temperatur auch zu hoch steigt. Bei 2 bar Druck sind das 121°C, bei 3 bar Druck sind es schon 134°C. 2 bar reichen locker. Das sind 1 bar Überdruck.

Laut dieser Quelle vertragen die Beutel nur 124°C: https://www.pilzzucht-shop.de/behaelter-bags/
Danke für den Hinweis! Wie lange würdest du bei 2 bar (121 Grad) autoklavieren? 50 Minuten scheinen Standard beim Autoklavieren mit 2 bar zu sein, aber vielleicht ist länger (wie User kornpilz meint) besser/kürzer ausreichend?
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von ohkw » Donnerstag, 17. Mai 2018 10:39

Kommt auf die Menge des Substrats an.
Bei mir scheinen im Schnellkochtopf für 3L Eimer 90 Minuten bei 117-118°C auszureichen.
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kornpilz
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von kornpilz » Donnerstag, 17. Mai 2018 22:09

Wie gesagt probiere es ! Mach Mal eine kleine Menge ! Dann in den autoklav und Mal eine Woche stehen lassen ! Wenn kein Schimmel war es gunug Zeit und Temperatur !

Es kommt auch drauf an wie gross deine Beutel sind oder wie lange dein autoklav zum Heizen Brauch ! Aus der Erfahrung sag ich dir lieber 15 min länger als 15 min zu wenig !
Die Pilzzucht ist mit vielen Rückschlägen behaftet ! Also erst Mal machen und dann verbessern
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Lauscher
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von Lauscher » Freitag, 18. Mai 2018 08:29

Theoretisch reichen zum Autoklavieren bei 121° ca. 20 Minuten, bei 117° ca 30 Minuten, bei höheren Temperaturen weniger. (Die genauen Zahlen habe ich vergessen).

Einschränkung: Die Zeit gilt erst ab Erreichen der Temperatur in der Mitte des Substrates!

Das heißt:
- Erst einmal muß der Autoklav oder DDKT den Druck aufbauen und diese Temperatur erreichen.
- Anschließend muß die Hitze bis in die Mitte des Substrates vordringen.
- Erst ab dann gilt die Zeit!

In der Praxis heißt das:
- Reines Metallbesteck für eine OP ist schnell fertig. Metall wird schnell heiß, und nur die Oberfläche des Bestecks muß steril werden.
- Ein großer Substratbeutel, locker luftig gefüllt, braucht sehr lange. Die Luft im Substrat wirkt außerdem isolierend. Da kann es schon einmal eine Stunde dauern, bis die Mitte des Beutels die Steriltemperatur erreicht hat, die dann auch noch einige Zeit gehalten werden muß.
- Petrischalen brauchen nicht so lange wie Substrat, aber länger als Metallbesteck.

Pauschal sage ich für Substrat: Ab Erreichen des Druckes noch ca. 1,5 Stunden. Mit der Zeit des Druckaufbaus sind es dann ca. 2 Stunden. Für die Sicherheit gerne insgesamt 2,5 Stunden.
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von Ständerpilz » Freitag, 18. Mai 2018 09:56

Der Dampf muss natürlich auch an das Substrat gelangen. Die Beutel dürfen daher während des Autoklavierens nicht fest verschlossen sein. Die Luft entweicht dann beim Aufheizen auf 100°C, währenddessen das Ventil des Autoklavs natürlich geöffnet sein muss, bis alle Luft entwichen ist (bis nur noch Dampf austritt). Dann wird das Ventil geschlossen. Wenn der Druck erreicht ist, stellt man seinen Küchentimer ein und hält den Druck über die gesamte Sterilisationsdauer. Wie Martin schon sagte: die Kerntemperatur ist entscheidend. Da wir die aber nicht messen können, autoklavieren wir "nach Gefühl" einfach etwas länger, je voluminöser die Beutel/Gefäße sind. Wenn die Zeit abgelaufen ist, stellt man die Wärmezufuhr ab und wartet, bis der Autoklav abgekühlt ist und zumindest drucklos ist. Ganz erkalten lassen muss man ihn jedoch nicht. Wenn das Innere noch warm ist, dann ist der Moment des Öffnens unkritischer, da Wärme bekanntlich nach oben steigt und somit einer Kontamination vorbeugt. Dann werden die Beutel oder Gläser fest verschlossen. Beim weiteren Abkühlen bildet sich dann bei fest verschlossenen Gefäßen (Gläser ohne Filter) ein Unterdruck wie bei einer vakuumverpackten Ware, was nicht schadet.
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von AllerAnfang » Freitag, 18. Mai 2018 16:41

Vielen Dank für alle eure zahlreichen Antworten, dann heißt es expermentieren mit der Zeitdauer. Noch eine Frage wenn ihr erlaubt, wie verhindert ihr, dass das Substrat beim Sterilisieren nicht komplett austrocknet, wenn der Beutel nicht ganz geschlossen werden darf?
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von AllerAnfang » Freitag, 18. Mai 2018 20:35

Kleiner Hinweis zwischendurch, User "kunig" hat Werbelinks in seine Posts eingebunden, die nicht hierherpassen. Ist mir nur gerade beim durchstöbern aufgefallen. ;) Siehe Thread ganz unten: viewtopic.php?f=48&t=639
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von Ständerpilz » Freitag, 18. Mai 2018 21:17

AllerAnfang hat geschrieben:Vielen Dank für alle eure zahlreichen Antworten, dann heißt es expermentieren mit der Zeitdauer. Noch eine Frage wenn ihr erlaubt, wie verhindert ihr, dass das Substrat beim Sterilisieren nicht komplett austrocknet, wenn der Beutel nicht ganz geschlossen werden darf?
Wie soll es austrocknen, wenn mit Dampf (gasförmiges Wasser) sterilisiert wird?
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von AllerAnfang » Freitag, 18. Mai 2018 21:34

Ich dachte der Dampf steigt nach oben und aus dem Beutel hinaus, kann aber aufgrund der kleinen Öffnung nicht wieder hinein, sondern kondensiert (wenn der Autoklav abkühlt) an der Oberkante und läuft an den Seitenwänden nach unten ab. Ist aber ws vernachlässigbar.

Ich habe in einem Thread gelesen, dass die Beutel (mit Microfilter) schon vor dem Autoklavieren verschweißt werden können. Stimmt das, und was für ein Gerät verwendet ihr dazu? (Sorry für die vielen Anfängerfragen)
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mariapilz
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von mariapilz » Freitag, 18. Mai 2018 22:52

hy, ich verschließe meine unicornsäcke immer ganz. Ich habe einen 21 liter ddkt und sterilisiere darin 3,5 kg getreide (feucht) 2,5 - 3 std lang. Ich mache sogar ein "kompacktes packet" daraus... dh. Es ist eigentlich keine Luft mehr darin. (grund: ich habe angst dass der (grosse) sack mir das Ventil verlegt.

Ich verschliesse den Sack mit gewebeklebeband. Ein billiges Schweißgerät bringt nur Ärger. ... Durch geschmort oder nicht dicht... für ein anständiges schweißgerät legt man leicht einen Hunderter hin.

Mein ddkt schafft angeblich 116 grad, das klebeband ist dannach zwar etwas verschrumpelt, aber es funktioniert einwandfrei... Die sacklasche knicke ich ein mal um, dann klebe ich sie zu - nachdem ich die ganze luft rausgepresst habe. Die Lasche befestige ich nochmal mit klebeband am sack. So hängt nichts im Topf herum und berührt auch nicht die Wand des ddkt. Ich achte darauf dass der mikrofilter nicht mit dem Plastik vom sack verlegt ist und obendrauf am korn liegt.

Zum Impfen schneide ich einfach mit einer desinfizierten Schere oben wieder einen Teil auf. Dannach klebe ich wieder zu. :D lg maria
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Re: Wie lange Substrat autoklavieren?

Beitrag von Ständerpilz » Freitag, 18. Mai 2018 23:23

AllerAnfang hat geschrieben:Ich dachte der Dampf steigt nach oben und aus dem Beutel hinaus, kann aber aufgrund der kleinen Öffnung nicht wieder hinein, sondern kondensiert (wenn der Autoklav abkühlt) an der Oberkante und läuft an den Seitenwänden nach unten ab. Ist aber ws vernachlässigbar.
Nein. Die Luft lässt man beim Aufheizen komplett entweichen, es befindet sich also nur noch etwas Wasser am Boden und Wasserdampf in dem Topf. Und deine Substratsäcke, die übrigens das flüssige Wasser nicht berühren sollten.
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