Parafilm und seine Tücken

Rezepte und Petrischalen gießen

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Parafilm und seine Tücken

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 26. August 2021 12:07

Hallo zusammen,

als ich im März mit Petrischalen angefangen habe, war ich ja begeistert vom Parafilm. Ich nutze breite Streifen (2/3 eines am Trennpapier aufgedruckten Kästchens, 2 Kästchen lang für 90mm-Platten), so dass sie seitlich noch etwas Deckel und Boden gingen, zog sie beim Umwickeln in die Länge, klebte das Ende über den Anfang und freute mich über die atmungsaktive, aber dennoch dichte Versiegelung.
Bis es mehr Petrischalen wurden und ich sie stapelte...
Dummerweise musste ich ständig die Stapel auseinanderpflücken, weil alles aneinander klebte und dabei fing das Parafilm sehr schnell an, Risse zu bekommen. Besonders die Risse außen, senkrecht von oben nach unten und waagerecht entlang des Deckelrandes waren ärgerlich. Reparaturen mit kleineren Parafilmstücken und auch eine komplette zweite Lage halfen nicht lange.

Wie geht ihr mit diesem Problem um?

Inzwischen schneide ich die Streifen schmaler (die Hälfte eines aufgedruckten Kästchens), falte sie der Länge nach, so dass ich doppelte, nur noch halb so breite Streifen habe und ziehe sie zweimal komplett herum, aber nur noch an der Außenseite über dem Übergang vom Deckel zum Boden. Für 90mm-Petris müssen die Streifen mindestens 3,5 Kästchen lang sein, für 60mm-Schalen 2 Kästchen. So kann ich die Petris prima stapeln. Sie kleben höchstens noch seitlich aneinander oder an der Box, in der sie liegen und wenn eine Lage reißt, ist es nicht weiter tragisch.

Geht das noch besser? Vielleicht mit weniger als vier Lagen?
Oder bin ich der Einzige, bei dem Risse auftreten?

LG, Carsten
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malda
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Re: Parafilm und seine Tücken

Beitrag von malda » Donnerstag, 26. August 2021 18:10

Parafilm geht bei mir auch schon mal kaputt, ist aber eher selten der Fall. Ich schneide für die "normalen" Platten einen Querstreifen von ca 1 - 2 cm Breite ab (grob nach Augenmaß). Je nachdem reicht die Breite nur um den Spalt zwischen Deckel und Boden abzudecken oder der Streifen geht knapp über die Kanten von Deckel und/oder Boden. Die Querstreifen kann man bei etwas Übung genau 2 mal um die Platte ziehen.
VG
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Re: Parafilm und seine Tücken

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 26. August 2021 20:05

Echt? Das geht?
:shock:
Dabei war ich mir sicher, dass ich es schon stärker dehne, als es gut ist. Manchmal reißt mir sogar mittendrin durch. Dann werde ich das mal üben.
Danke Dietmar!
LG
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Re: Parafilm und seine Tücken

Beitrag von Mycomane » Freitag, 27. August 2021 19:24

Ja, das mit dem Parafilm ist so eine Sache.

Ich benutze ihn für die Pilze eigentlich erst seit relativ kurzer Zeit.
Teilweise ist es ganz schön damit Petrischalen verschließen zu können.
Bis jetzt habe ich aber nur die noch nicht beimpften Schalen zur Lagerung verschlossen, oder die durchwachsenen zur Lagerung im Kühlschrank, oder zum Versand per Post.
Ich denke mittlerweile, dass der Pilz beim Wachstum auf der Schale zu aktiv ist und daher zu viel Wasserdampf abgibt, der dann in der verschlossenen Schale kondensiert (besonders dann, wenn es z.B. nachts eine Temperaturabsenkung gibt).
Petrischalen sind eigentlich so gebaut, dass in der Regel unter geeigneten Bedingungen keine Kontaminationen eindringen.
Daher ist ein Verschließen der Schale beim Wachstum nicht nötig oder behindert das Wachstum sogar.
Falls Schädlinge wie Milben in der Nähe sind, macht es natürlich Sinn die Schalen z.B. mit Parafilm dicht zu verschließen.
Bei der Lagerung im Kühlschrank macht es auch Sinn.
Allerdings ist Parafilm relativ teuer und daher nutze ich mittlerweile eher möglichst passende Druckverschluss (Zip-Beutel), wenn ich Petrischalen einpacken möchte
(ich glaube es sind dünne ca. 12x12cm große Beutel).
Ein Vorteil ist auch, dass man diese kleinen Beutel leicht wieder öffnen kann, wenn sich z.B. Kondenswasser bildet, oder man eine Probe entnehmen möchte, und man sie später wieder einfach verschließen kann.
Aber dennoch kann Parafilm sicherlich an geeigneter Stelle auch viel Sinn machen.
Ich habe z.B. heute per Post eine Kultur von Dietmar bekommen und war beeindruckt, wie schön und exakt die Schale mit Parafilm verschlossen war...

LG, Fabian
Fruchtbar ist die Hyphe noch ... aus der da einst die Spore kroch ...
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Re: Parafilm und seine Tücken

Beitrag von Mycelio » Samstag, 28. August 2021 10:29

Danke für deine Einschätzung Fabian!
Momentan finde ich für meine Zwecke (Lagerung vieler Petris in nicht ganz dicht schließenden Boxen und häufige Kontrolle) Parafilm praktischer als Druckverschlussbeutel.
Bzgl. Wasserabgabe bei hoher Stoffwechselaktivität ist es sogar noch schlimmer. Meine Myzelien müssen Tropfen absondern, welche fast gar nicht mehr verdunsten können.
Wenn ich es so gut hinbekomme wie Dietmar, kann ich die Anzahl der Parafilm-Schichten ja wieder verringern. Mal sehen, wie es dann wird. Zum Teil scheint es aber auch daran zu liegen, dass ich gern "schwache" Nährböden mit gerade mal 1% einer Kohlenstoffquelle und nur noch 1% Agar verwende. Durch die geringe Osmolarität dürfte daher sowieso viel zu viel Wasser in den Pilzzellen landen. Jedenfalls trat der Effekt bei einer hochprozentigen Nährstoffmischung, dem Kaffeeagar bei der Glucke, nicht auf.
LG
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Re: Parafilm und seine Tücken

Beitrag von Mycelio » Freitag, 10. Dezember 2021 01:32

Bevor ich's vergesse.
Inzwischen schneide ich nur noch schmale Streifen (ca. 6 - 7mm) quer von der Rolle ab und komme bei den 9cm-Petris knapp zweimal rum. Ab und an reißt es zwar, wenn ich doch mal zu stark ziehe, aber wenn ich das abgerissene Ende auf das letzte Stück an der Petri drücke, kann ich einfach weiter machen. Nach einiger Zeit bin ich darauf gekommen, dass es mir häufiger passiert, wenn ich immer nur kurze Stücke Parafilm auseinander ziehe. Greife ich weiter und ziehe längere Stücke auseinander, reißt es nur selten.
Jetzt reicht die Parafilm-Rolle viel länger, ich kann die Schalen problemlos stapeln und senkrechte Risse kommen nicht mehr vor. Allein die waagerechten Risse treten noch auf, was wohl an den scharfen Kanten der Deckel liegt und mit kurzen Stücken repariert werden kann.

Und noch eine Korrektur zum vorhergehenden Beitrag:
Inzwischen gebe ich doch wieder mind. 1,2% Agar in meine Nährböden. Manche Nährstoffmischungen wurden mit 1% nicht richtig fest, bei anderen zog das Myzel nach ein paar Wochen den Nährboden zusammen und es trat Flüssigkeit aus.

LG, Carsten
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