Riesenchampignon - Agaricus augustus

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Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 06. Oktober 2021 18:41

Hallo zusammen,

ich möchte mal ein paar Infos zum heimischen Riesenchampignon zusammentragen.

Allgemeines:
Er gehört zu den großen gilbenden Champignonarten, die in den letzten Jahren etwas in Verruf geraten sind, einerseits wegen höherer Gehalte an Agaritin (d.h. im Gegensatz zu rötenden Arten wie dem Zuchtchampignon sollte man sie nicht roh verzehren, sondern immer gründlich erhitzen, um das hitzelabile Agaritin zu zerstören), andererseits weil sie sehr effektiv evtl. im Boden vorkommendes Cadmium sammeln, weswegen vom häufigen Verzehr abgeraten wird, da man ja nie weiß, wie stark der Standort mit Schwermetallen belastet ist.

In der Literatur wird immer ein Anisgeruch beschrieben, manchmal auch Bittermandel. Ich rieche da aber nur Benzaldehyd, also einen süßlichen Mandelgeruch, so wie Marzipan.
In der freien Natur erscheint er von Sommer bis Herbst bevorzugt unter Nadelbäumen, aber er kann auch anders. Meine bisherigen beiden Funde waren einmal 2010 unter einem Stechpalmengebüsch (Ilex) in einem stark genutzten Park, also mit eher hohem menschlichen Urineitrag und vor zwei Monaten in einem kleinen Laubwald am Weg zwischen morschen Holzresten. Auch dort ist eine Düngung mit Hundeurin wahrscheinlich.

Zucht:
Als ich nach dem letzten Fund im Netz nach Infos zur Zucht suchte, war nicht viel zu finden und auch nicht sehr ermutigend. Man liest immer wieder, dass das Klonen nur selten klappt, das Myzel sehr schlecht wächst und sehr lange braucht, um sich auf einen Substratwechsel einzustellen. Hinweise auf erfolgreiche Sporenkeimung findet man gar nicht.
Trotzdem hatte es Geer vor einigen Jahren geschafft, Riesenchampignons auf Pferdemist zur Fruchtung zu bringen.
https://beimgeer.hpage.com/meine-pilzzu ... ustus.html

Im Shroomery-Forum war es Workman und Atricoz ebenso gelungen. Workman berichtet von vielen erfolglosen Klonversuchen und keinerlei Sporenkeimung. Bei beiden hatte es aber irgendwann doch geklappt. Workmans Myzel fruchtete irgendwann auf Getreide (Vogelfutter, hauptsächlich Hirse) und Pferdemist, jeweils mit Torf/Kalk als Deckschicht, das von Atricoz auf Kuhmist/Weizen mit Torf/Vermiculite.
https://www.shroomery.org/forums/showfl ... er/4542688
https://www.shroomery.org/forums/showfl ... r/19617116

2010 hatte ich mehrmals mit von mir und anderen gesammelten Sporen experimentiert, aber nur ein einziges Mal Erfolg. Ich vermute allerdings, dass in dem betreffenden Glas irgendeine Konti zugegen war und geholfen hat, die Keimruhe der Sporen zu überwinden. Mangels Erfahrung konnte ich das Myzel aber nicht lange am Leben halten.
Bei einem Klonversuch auf Substrat wuchs nur aus Hutstücken Myzel, bei welchem das Wachstum aber immer wieder stockte. Letztendlich fiel es dem Köpfchenschimmel zum Opfer.

Mitte August fand ich dann ganz unerwartet einen einzelnen, schon aufgeschirmten Pilz, der im oben erwähnten Holzhaufen aus der Erde wuchs. Leider waren Schnecken, Kellerasseln und Pilzfliegen schon zur Stelle. Fotos hatte ich in diesem Beitrag gepostet:
viewtopic.php?f=30&t=5009#p38188
Hier nochmal zwei spätere Fotos vom Fundort, über den ich mich immer noch wundere:
IMG_20210831_175811.jpg
IMG_20210831_175754.jpg
Stark morsche Laubholzreste, z.T. wahrscheinlich Robinie, bereits von Braunfäulepilzen zersetzt und wenig Laub von Eiche, Ahorn und Robinie, außer Lignin sollte da eigentlich kaum was zu holen sein.

Natürlich hatte ich dann eilig Agar gekocht, sterilisiert, in Petrischalen gegossen und von einem Teil des Hutes Sporen auf Alufolie gesammelt. Nachts wurden dann sieben Hutstücke geklont, z.T. mit Resten der Lamellen dran und zwei Tage später Sporen auf Agar verstrichen. Wie befürchtet, war der Stiel innen völlig von Maden zerfressen und auch im Hutgewebe waren sie fleißig unterwegs. Schon am nächsten Morgen musste ich drei Petris wg. Madenbefall entsorgen, aus einer anderen hatte ich eine einzelne Made herausgefischt. Überraschenderweise zog das keine weiteren Kontaminationen nach sich, obwohl die Made sogar auf dem Agar um das Pilzstück herum gekrochen war. Letztendlich blieben mir dann vier Schalen und schon nach einem Tag waren überall erste Hyphenspitzen zu sehen. Nach fünf Tagen fing das Myzel dann an, den Agar zu besiedeln, jedoch kam es tagtäglich bloß 0,1 bis max. 0,5mm voran. Sporen keimten nicht. Selbst bei den Hutstücken mit Lamellen wuchsen nur ein paar Hyphen aus dem Lamellengewebe und auch als ich nach zwei Wochen Myzel in eine der Schalen mit den Sporen brachte, passierte dort bisher nichts.
Neben dem eh schon sehr langsamen und ungleichmäßigem Wachstum kommt es immer wieder zum Stillstand und das vorher buschige Myzel wächst plötzlich platt und kaum sichtbar weiter. Zuerst war ich mir sicher, ich hätte irgendein Kontimyzel an Bord, aber nach ein bis zwei Wochen fangen die platten Bereiche oft wieder an, buschig in die Luft zu wachsen. Nach fünf bis sechs Wochen kam es in mehreren Schalen endlich zu schnellerem und kräftigerem Wachstum, aber leider bleibt dieser Effekt beim Überimpfen nicht erhalten. Inzwischen bilden sich auch erste Myzelknoten, allerdings sind noch nirgendwo die für Champignons typischen dicken Myzelstränge aufgetreten.

Zum Glück erwiesen sich meine Nährböden als geeignet. Um auf Nummer Sicher zu gehen, hatte ich jeweils mehrere Kohlenstoff- und Stickstoffquellen kombiniert und mich für folgende Mischung entschieden:
200ml H2O
2,5g Agar-Agar
20g geriebene Kartoffeln (ca. 4g TM)
4g Haferflocken (gemahlen)
2g Glucose
1g lösl. koffeinfreier Kaffee
1g Sojabohnen (gemahlen)
0,4g Hefeextrakt
0,2g Proteinpulver
0,05g Zitronensäure
Details zur Zubereitung bitte hier nachlesen:
viewtopic.php?f=69&t=4421&p=38028#p38028
Zwischendurch hatte ich aber mal testweise auf stinknormalen MEYA überimft und konnte feststellen, dass das Myzel zwar schwächer und weniger dicht war, aber es wuchs. Inzwischen kam es selbst dort zu stärkerem Wachstum und Knotenbildung, also kann man wohl davon ausgehen, dass hier doch kein besonderer Aufwand nötig ist.

Nun ein paar Fotos von heute:
IMG_20211006_174359.jpg
Das sind die ursprünglichen Petris. Die Nummer 1 links oben war die mit der Made, da hatte ich das Pilzstück nach einer Woche vorsichtshalber entfernt.

IMG_20211006_175008.jpg
Ein Nachkomme der Nummer 7 auf MEYA.

IMG_20211006_174003.jpg
Hier mal auf fast schon zu trockenem Agar.

IMG_20211006_173931.jpg
Vor zwei Wochen aus der 2 überimpft.

Das war's erstmal. Ich hoffe, ich kann damit zukünftige Experimente erleichtern und werde weiter berichten, sobald irgendwo Rhizomorphen auftauchen.

LG, Carsten
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von malda » Donnerstag, 07. Oktober 2021 16:56

Super Eröffnung für den nächsten interessanten und möglicherweise auch irgendwie machbaren Pilz?!
Und wie es der Zufall will hab ich prompt einen Riesenchampignon gefunden :wink: . Das ist schon der zweite Fund dieses Jahr! Den Standort des ersten Fundes kann ich leider nicht mehr so gut beschreiben, ist schon ein paar Wochen her. War aber definitiv Waldrand unmittelbar neben einer wenig befahrenen Straße. Den Standort des aktuellen Fundes kann ich besser beschreiben:
Neben einem Radweg auf einem 3-4 m breiten "Wiesen"-Randstreifen gefolgt von Wald mit hauptsächlich Kiefern stehen weithin sichtbar ein paar Trupps im Gras herum (bzw. standen, denn vor mir hat einer fast alles brauchbares abgeräumt :cry: ). Den Standort neben dem Radweg würde man vermutlich als "gestörte Stelle" bezeichnen :?: Dazu passt, dass in unmittelbarer Nähe ein Schopftintling steht - noch so ein typischer auf/neben dem Weg Steher.
Der Riesenchampignon liegt nun auf Agar, bin gespannt wie er sich entwickelt - Fortsetzung folgt.
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von malda » Donnerstag, 07. Oktober 2021 16:58

oups - jetzt hab ich doch glatt die Bilder vergessen :oops:
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 07. Oktober 2021 20:06

:shock: Äh...
Geruch und Farbton des Gilbens bei Verletzung haben gestimmt, oder?
Der unterhalb des Ringes glatte Stiel wundert mich nämlich sehr. Darf ein A. augustus so etwas?

Davon abgesehen sieht der kleine nach perfektem Klonmaterial mit unberührten Lamellen aus.
...sofern er nicht bloß klein geblieben ist, weil die Maden im Inneren gewütet haben. Aber allzu schlimm scheint es ja nicht gewesen zu sein, sonst hättest du es sicher erwähnt. Außerdem hat er sich wohl aus großer Tiefe emporgearbeitet.

Und toll, dass du den Standort geknipst hast!
Da liegen ja nur wenige Kiefernnadeln herum, also dürfte der Sandboden bloß leicht bis mäßig sauer sein. Ohne Brennnesseln sind die Stickstoffwerte wohl auch nicht übermäßig hoch. Da die Vegetation keinen blassen Eindruck macht und zwischen den Pilzen Vogelmiere wächst, würde ich trotzdem einen leichten Stickstoffeintrag vermuten. Der Schopftintling mag es ja auch eher stickstoffreich.
Die vielen Fliegen lassen mich auch an Hundekacke denken.

LG, Carsten
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von malda » Donnerstag, 07. Oktober 2021 20:51

Mycelio hat geschrieben: Donnerstag, 07. Oktober 2021 20:06 :shock: Äh...
Geruch und Farbton des Gilbens bei Verletzung haben gestimmt, oder?
Der unterhalb des Ringes glatte Stiel wundert mich nämlich sehr. Darf ein A. augustus so etwas?
ja, der Stiel ist vergeleichsweise glatt und gilben konnte ich auch nicht wirklich feststellen, dafür war der Geruch sehr intensiv Marzipan süß. Absolut typisch ist er also nicht, aber ich gehe inbesondere aufgrund der Größe und des schuppigen Hutes von einem Riesenschirmling aus - was sonst?
Mycelio hat geschrieben: Donnerstag, 07. Oktober 2021 20:06 Davon abgesehen sieht der kleine nach perfektem Klonmaterial mit unberührten Lamellen aus.
...sofern er nicht bloß klein geblieben ist, weil die Maden im Inneren gewütet haben. Aber allzu schlimm scheint es ja nicht gewesen zu sein, sonst hättest du es sicher erwähnt. Außerdem hat er sich wohl aus großer Tiefe emporgearbeitet.
der Kleine ist wirklich perfekt => keine Made, keine Schnecke, 1a Stiel und Hut
Mycelio hat geschrieben: Donnerstag, 07. Oktober 2021 20:06 Die vielen Fliegen lassen mich auch an Hundekacke denken.
das möchte ich jetzt zwar nicht ausschließen, ist aber eher unwahrscheinlich, ist definitiv kein Hunde-Gassi Standort - zu weit weg von den nächsten Wohnhäusern und hier habe ich noch nie jemand mit Hund laufen gesehen.
VG
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 07. Oktober 2021 22:15

Ok, der intensive Duft macht es eindeutig, die kräftigen Hutfarben des kleinen Pilzes eigentlich auch.
Bei Karbolegerlingen kann ich zwar auch oft einen leichtes Maripanaroma wahrnehmen, aber nie ein starkes.
Perlhuhn- und Rebhuhnegerling wären Verwechslungskandidaten aus der Gruppe der Karbolegerlinge gewesen. Die haben einen ähnlich schuppigen Hut, sollten aber meist kleiner sein, und sich schnell chromgelb verfärben, besonders am unteren Stielende. Nach einiger Zeit soll dieses Gelb dann grau werden.
Wie auch immer, bei deinem großen Exemplar sehe ich auf den neuen Fotos ein paar ältere Verfärbungen die - wie in der Gruppe der Anisegerlinge üblich - in einen orange-bräunlichen Ton übergegangen sind.
Bei relativ trockenen oder stark madenzerfressenen Pilzen bleiben die schnellen Verfärbungen aber oft aus.

malda hat geschrieben: Donnerstag, 07. Oktober 2021 20:51 der Kleine ist wirklich perfekt => keine Made, keine Schnecke, 1a Stiel und Hut
Wow, das hätte ich bei dieser Art nicht für möglich gehalten.

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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von malda » Donnerstag, 28. Oktober 2021 18:18

Er kommt langsam, aber er kommt. Stiel Klone wachsen etwas besser als Hut Klone.
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 14. November 2021 10:42

Hey Dietmar,
na das sieht doch gut aus, sowohl das dünne, als auch das dichte Myzel. Bin sehr gespannt, wann es bei dir schneller wird.
malda hat geschrieben: Donnerstag, 28. Oktober 2021 18:18 Stiel Klone wachsen etwas besser als Hut Klone.
Interessant. Da fällt mir ein, was ich im ersten Beitrag vergessen hatte. Bei meinen Klonversuchen hatte ich anfangs das beste Myzelwachstum an den Lamellen, aber nur da, wo sie den Agar berührten. Stielstücke konnte ich leider nicht testen. Aus denen hätte ich höchstens Maden züchten können.

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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von malda » Montag, 15. November 2021 17:27

Ja, soweit ist noch alles sauber. Aber der A.a. ist der nächste Schleicher auf Agar. Da tut sich derzeit sehr wenig also hoffe ich weiter, dass er mal die Bremse löst.
Mycelio hat geschrieben: Sonntag, 14. November 2021 10:42 Bei meinen Klonversuchen hatte ich anfangs das beste Myzelwachstum an den Lamellen, aber nur da, wo sie den Agar berührten.
Ist nicht auszuschließen, dass hier schon Sporen gekeimt sind?
Lamellen von Wildpilzen auf Agarplatten zu geben klingt erstmal ziemlich gewagt :shock: ... andererseits kann ich mir auch schwer vorstellen, dass bei "frischen" Lamellen groß Verunreinigungen/Sporen anderer Pilze zu erwarten sind. Probier ich demnächst auch mal aus, wenn es sich anbietet.
VG
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 18. November 2021 02:09

Naja, schneller ist leider immer noch irre langsam, d.h. halbe Gluckengeschwindigkeit, wenn's hoch kommt.

malda hat geschrieben: Montag, 15. November 2021 17:27
Mycelio hat geschrieben: Sonntag, 14. November 2021 10:42 Bei meinen Klonversuchen hatte ich anfangs das beste Myzelwachstum an den Lamellen, aber nur da, wo sie den Agar berührten.
Ist nicht auszuschließen, dass hier schon Sporen gekeimt sind?
Lamellen von Wildpilzen auf Agarplatten zu geben klingt erstmal ziemlich gewagt :shock: ... andererseits kann ich mir auch schwer vorstellen, dass bei "frischen" Lamellen groß Verunreinigungen/Sporen anderer Pilze zu erwarten sind. Probier ich demnächst auch mal aus, wenn es sich anbietet.
Sicher, normalerweise sind dort ja schnell Milben, Springschwänze und Maden zur Stelle. Da bei meinem Pilz das Velum scheinbar noch nicht lange aufgerissen war, hatte ich die Lamellen bis auf einen winzigen Rest abrasiert und es trotzdem gewagt, damit vielleicht ein paar Sporen keimen.
Da sehr schnell vereinzelte Hyphen überall aus den Lamellen wuchsen und dort danach nichts mehr passierte, würde ich Sporenkeimung ausschließen. Die scheint bei A. augustus noch schwieriger zu sein, als im Rest der Gattung.

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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von Mycelio » Freitag, 03. Dezember 2021 00:25

Auf MEYA wächst das Myzel inzwischen gar nicht so schlecht, sogar etwas schneller als auf dem Champignon-Agar mit Kartoffeln und Haferflocken, bloß weniger dicht. Wenn es dann aber mal wieder stehen bleibt und nur ganz dünn weiter wächst, sieht es erstmal sehr nach ner Konti aus.
...bis dann im vermeintlichen Kontimyzel dichte Knoten erscheinen.
IMG_20211202_223013.jpg
Auf Champignon-Agar ist der Unterschied weniger stark ausgeprägt.
IMG_20211202_222727.jpg
Naja, meistens...
IMG_20211202_222626.jpg
Hier könnten allerdings Sporen gekeimt sein.

In einer der ersten Petris haben sich Myzelknoten zu richtigen Primordien weiter entwickelt.
IMG_20211202_223414.jpg
Unten sieht man noch das Pilzstück mit Lamellenresten. Der weiße Fleck auf den Lamellen ist neu und sieht leider nicht nach gekeimten Sporen aus.
IMG_20211202_224632.jpg
IMG_20211202_224730.jpg
Da sollte ich wohl besser schnell neue Platten mit den Primordien beimpfen.

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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von malda » Freitag, 03. Dezember 2021 17:48

Mycelio hat geschrieben: Freitag, 03. Dezember 2021 00:25 Auf MEYA wächst das Myzel inzwischen gar nicht so schlecht, sogar etwas schneller als auf dem Champignon-Agar mit Kartoffeln und Haferflocken, bloß weniger dicht. Wenn es dann aber mal wieder stehen bleibt und nur ganz dünn weiter wächst, sieht es erstmal sehr nach ner Konti aus.
...bis dann im vermeintlichen Kontimyzel dichte Knoten erscheinen.
Seltsam dieses wachsen in Sektoren, bei mir deutet sich das auch an. Wenn du einen sehr gut wachsenden Sektor entnimmst und auf eine neue Platte überführst, bekommst du dann wieder dieses seltsame Wachstum?
Mycelio hat geschrieben: Freitag, 03. Dezember 2021 00:25 Hier könnten allerdings Sporen gekeimt sein.
Ich hab mit Sporen noch nicht so viel Erfahrung, aber immer wenn bei mir Sporen gekeimt sind (Stockschwämmchen, Nelkenschwindling), dann gab's da keine solche Abgrenzungen. Von daher glaube ich, dass dieses Sektor Wachstum nichts mit unterschiedlichen Sporen/Individuen zu tun hat. Zudem haben sich ja auch Sektoren in etwas Entfernung zum Pilzstück gebildet. Sieht aber schon sehr bizarr aus.

Auf alle Fälle sehen die Platten vielversprechend aus!

Bei meinen Klonplatten gab es übrigens einen eindeutigen Wachstums-Sieger - die Platte mit einem B-Vitamin Zusatz!
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von Mycelio » Freitag, 03. Dezember 2021 23:11

Ja genau, wenn ich von einer puschelig dicht wachsenden Stelle überimpfe, kommt es trotzdem nach einer Weile wieder zur Sektorbildung. Das kenne ich auch von anderen Champignonarten.
Das Impfstück in der Petri mit den stärker abgegrenzten Sektoren hatte Sporen an Bord, sowie dünnes Myzel. In der Schale aus der es stammte, hatte ich anfangs Sporen verstrichen. Nachdem wochenlang nichts keimte, hatte ich Klonmyzel dazugegeben, um zu schauen, ob es wie bei anderen Champignons die Sporenkeimung anregt, was aber scheinbar nicht passierte. Überimpft hatte ich dann den letzten Fleck mit Sporen, der noch nicht dicht überwuchert war.
Sektorbildung mit Abgrenzung gehört aber schon dazu, wenn sich einzelne Strains voneinander trennen. Bei mir gab es in einer Schale mit Sporen vom Nelkenschwindling eine klare Aufspaltung in mehrere Bereiche mit unterschiedlicher Myzeldichte und Wachstumsgeschwindigkeit (Foto hier), in der anderen allerdings überhaupt nicht.
Vielleicht muss man bei sehr vielen gekeimten Sporen erst einige Male überimpfen und "verdünnen", bis überhaupt Raum zur Trennung da ist?

Deine Beobachtung mit den B-Vitaminen ist auch höchst interessant. Wie groß ist denn da der Unterschied zum gleichen Agar ohne B-Vitamine?
Und wie war das Rezept bzgl. der anderen Zutaten?
Ich vermute, du hattest da so eine Mischung, bzw. ein Vitamin-B-Komplex-Präparat. Auf wieviel Agar kommt denn da eine viertel Tablette?
LG
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von malda » Samstag, 04. Dezember 2021 19:33

Mycelio hat geschrieben: Freitag, 03. Dezember 2021 23:11 Wie groß ist denn da der Unterschied zum gleichen Agar ohne B-Vitamine?
Und wie war das Rezept bzgl. der anderen Zutaten?
Ich vermute, du hattest da so eine Mischung, bzw. ein Vitamin-B-Komplex-Präparat. Auf wieviel Agar kommt denn da eine viertel Tablette?
Hier der Agaricus augustus auf MEA mit Hefe - blende mal die Kontis aus (sind übrigens sehr nette Kontis, die ähnlich langsam wie A.a. sind :D ).
Augustus2.jpg
So ähnlich sahen eigentlich alle Platten aus - keine der Platten war komplett bewachsen. Die eigentlichen Vergleichsplatten zu den B-Vitamin Platten sind MEA Platten (ohne Hefe). Hier war das Wachstum etwas besser, die kann ich aber leider nicht mehr zeigen, denn die hab ich für erste Substrat Versuche aufgebraucht.

Beim B-Vitamin MEA Agar habe ich 1/4 einer B-Vitamin Tablette in 100 ml Medium verwendet. Hier was alles in einer Tablette enthalten ist:
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Re: Riesenchampignon - Agaricus augustus

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 05. Dezember 2021 16:54

Danke für die genauen Infos, Dietmar!
Eine Frage habe ich aber trotzdem noch. :lol:
malda hat geschrieben: Samstag, 04. Dezember 2021 19:33 Die eigentlichen Vergleichsplatten zu den B-Vitamin Platten sind MEA Platten (ohne Hefe). Hier war das Wachstum etwas besser, ...
Steht "Flock" für Hefeflocken?
Ich hatte irgendwie in Erinnerung, dass du normalerweise Bierhefe(-Tabletten?) einsetzt.
Trotzdem Mysteriös... beobachte aber selbst gerade, dass bestimmte Myzelien nicht wachsen, wenn ich Bierhefepulver im Agar habe, wobei aber noch zwei andere Zusätze die Ursache sein könnten.

Jedenfalls ist das bei dir wirklich ein gigantischer Unterschied!
Mein Myzel ist auf MEYA ca. 3.7 cm gewachsen, wobei ihm aber nach 2,5 cm die Puste ausging. Nach einer kurzen Pause ging es fast unsichtbar weiter.
IMG_20211205_161926.jpg
1% heller Malzextrakt, 0,1% Hefeextrakt, am gleichen Tag aus einer anderen MEYA-Platte beimpft.

Gestern habe ich meinen Champignonagar mal abgewandelt, Glucose reduziert, dafür ME und eine Messerspitze Thiamin zugegeben. Sofern sich ein Unterschied zeigt, schreibe ich gern genaueres. Ist gut möglich, dass da eh schon genügend B-Vitamine drin waren bzw. die Sterilisation überstanden haben.
LG, Carsten
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