Pfifferlinge und Mykorrhiza

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Beitrag von Mycelio » Freitag, 11. Juli 2008 19:35

Habe vorhin den ersten Pilz entdeckt.
Leider scheint es ein Tintling zu werden... :evil:

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Naja, zumindest weiß ich jetzt, was für ein Mycel ich im April in den Töpfen gesehen hatte...

Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Samstag, 26. Juni 2010 14:18

Nicht daß noch jemand denkt ich hätte aufgegeben... habe alle paar Monate Pilzpulver in das Gießwasser meiner kleinen Bäume gegeben, aber letztens beim Umtopfen nur bei einer Pflanze verdickte Wurzeln gefunden. Langsam glaube ich, daß die getrockneten Pilze aus dem Supermarkt erhitzt wurden, so daß sogar die Sporen tot sind.

Als ich letztens mal mit Reblaus auf Pilzjagd war, fand er Steinpilze unter Eichen (ich wäre glatt dran vorbeigelaufen) und ich beschloß, mal die Methode zu testen, die ich auf der ersten Seite verlinkt hatte. Daheim legte ich einfach mal Stielstücke direkt auf die Wurzeln von Eichensämlingen. Am Boden befand sich feuchter Torf mit Papier drüber. Das hätte man sicher besser machen können, aber es mußte schnell gehen. Jedenfalls war ich hocherfreut, nach drei Tagen Mycel aus den Pilzstücken sprießen zu sehen. Danach habe ich es dann vermurkst, als ich etwas Wasser dazugab, aus Angst, die Wurzeln würden vertrocknen. Natürlich saugten sich die Pilzstücke voll und vergammelten rasant. Ich hätte auch besser die Wurzelspitzen mit Pilzstücken bedeckt, weil wohl nur dort eine Symbiose ausgelöst werden kann, aber hinterher ist man ja immer schlauer.

So oder so, diese unsterile Methode erscheint mir sehr aussichtsreich. Auch wenn die Pilzstücke hierbei nicht lange überleben, sollten wenige Tage ausreichen, um die Wurzeln zu infizieren.

Grüße, Carsten

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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Donnerstag, 26. August 2010 21:49

Würde in Zukunft mit Steinpilzmycel für weitere Versuche aushelfen.

Ist im Moment noch recht klein, aber mittlerweile kann ich sagen, dass einige Petrischalen mit Sicherheit steril sind.
Das Klonen an sich hat super funktioniert. War erst ganz stolz, weil alle von den ca. 20-30 Petrischalen, die ich damit angesetzt hatte nach einer Woche noch absolut sauber waren und das Mycel bereits gewachsen war.

Dann habe ich für eine Woche Kurzurlaub gemacht und schöne Pilze gesammelt.
War etwas verwundert, als ich von der netten Person, die nach meinen Kulturen geschaut hat, am Telefon hörte, dass eine Petrischale nach der anderen doch plötzlich anfing zu kontaminieren.
Habe dann darum gebeten bei der Kultur-Inspektion nicht so viel Staub aufzuwirbeln ... was von der Gegenseite sehr übel genommen wurde.
Konnte es kaum glauben. Da war die Rede von diversen, bunt gemischten Schimmelpilzen und Bakterienkolonien.

Wieder zurück ... konnte der Übeltäter recht schnell identifiziert werden.
Hätte gleich dran denken sollen - Schimmel mit acht Beinen.
Es waren sehr kleine Milben, nur wenige, aber statt auf einer Schale zu bleiben mussten sie unbedingt überall mal hin marschieren.
Spätestens nach der Bemerkung " ... auffällig ist, dass immer die drei Schalen, die übereinander stehen, kontaminiert sind." hätte ich hellhörig werden sollen.
Na ja - lange Rede, kurzer Sinn - immerhin haben ein paar Kulturen überlebt.

Auffällig an diesem Versuch ist, dass der Pilz sich nicht recht traut in den Agar zu wachsen. Er scheint noch nicht ganz begriffen zu haben, dass er nun kein Fruchtkörper mehr sein kann, sondern lieber anfangen sollte den Agar zu besiedeln.

Vor einigen Jahren hatte ich schon mal einen Steinpilz geklont, der ist damals wesentlich schneller in den Agar hinein gewachsen. Habe zwei Theorien woran dieser Unterschied liegen könnte. Aber egal ...

Nun ist jede Petrischale einzeln in Beutel eingeschweist, damit die Milbenpest nicht zurückkehrt.

Vom Kurzurlaub habe ich noch einen anderen Steinpilz mitgebracht, der nun ebenfalls auf einigen Petrischalen liegt.
Ist jedoch noch zu früh für diesen Prognosen abzugeben. Bin aber optimistisch.

Dieser Steinpilz Nr.2 wuchs unter Buchen. Etwas weiter entfernt stand zwar auch eine Fichte, die war aber sehr klein und vermutlich nicht in der Lage verantwortlich zu sein für zwei Pilze mit mehr als Faustgroßen Stielen und es waren noch einige winzige Frische Ansätze von Fruchtkörpern zu sehen. Zudem die kleine Fichte es unter dem gewaltigen Dach der Buchen sicher nicht leicht hat.

Leider war der Akku des Handys leer, weil er auf dieser Tour schon einige Bilder mit Blitzlicht versorgen musste. Hätte gern ein Foto gemacht.
Der eine war leider komplett von Maden durchlöchert.

Pfifferlinge habe ich auch gefunden, versucht zu klonen, aber mit ziemlicher Sicherheit alle mit Bakterien übersäht. Von denen liegen noch ein paar kleine Stücke im Kühlschrank. Vielleicht probiere ich es nochmal. Sind aber wahrscheinlich schon zu alt.

Mal sehen wie es weiter geht ...
Bei Interesse wird weiter berichtet.
Grüsse

PS : merkwürdig, dass die Milben lieber am mitgebrachten Schimmel fressen wollten als am Steinpilzmycel.
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Dr.DooM » Freitag, 27. August 2010 11:33

die bringen den Schimmel nicht umsonst mit, nur mit hilfe von Trichoderma sp. können sie hautschuppen usw. verdauen

gruß hauke
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Montag, 30. August 2010 00:40

Da meinst du jetzt aber Hausstaubmilben, oder? Die Milben, die sich direkt vom Mycel ernähren sind andere Arten. Schimmelmycel ist deren Leibspeise, beim Futtern bedecken sie sich mit dessen Sporen und tragen diese dann mit sich herum. Schade eigentlich, sonst könte man sie gegen Kontis einsetzen.

Daß das Steinpilzmycel auf Agar kaum wächst, ist normal. Schnellwachsendes ist eigentlich immer ne Konti.

Grüße, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 28. September 2010 18:58

So ... der Mykorrhiza Spinner ist wieder da ... :mrgreen:

Habe nun eine brauchbare Kamera und kann auch mal Bilder von Petris machen.
Hatte erst gedacht der Klonversuch mit den Pfifferlingen wäre komplett daneben gegangen.
Habe fast alles entsorgt, weil das Gewebe sofort etwas zerflossen ist.
Habe nur eine Schale übrig gelassen.
In der Mitte sieht man etwas Bakterien ähnliches das aber nicht weiter zu wachsen scheint. Könnte natürlich auch zufällig eine andere Pilzspore an dem Stück geklebt haben, Schimmel ist es aber nicht.
Wachstum ist auch sehr langsam. Das ist eine 6cm Schale.
Das Mycel ist sehr fein, so dass man auf dem Foto nur schlecht einzelne Hyphen sehen kann, außer an der Stelle wo es in die Luft geht, dort erscheint es etwas dicker.
Aber seht selbst......

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Habe mich noch nicht entschieden ob es sich lohnt die Kultur weiter zu führen ohne 100%ig sicher zu sein, dass es das ist was es sein soll.
Werde vermutlich erstmal keine großen Versuche damit anstellen, aber eine kleine backup-Kultur kann schließlich auch nicht schaden.

viele Grüße
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 28. September 2010 20:54

hier noch Bilder vom Ausgangsmaterial:

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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 28. September 2010 20:58

Hm, ich will jetzt nichts ausschließen, aber dieses dünne, ungeordnete, fast lockige Mycel erinnert mich an eine Konti, die bei mir öfter mal auftritt. Habe ich auch mal längere Zeit gehegt und gepflegt, wollte aber nie fruchten. Ich vermute da irgendeinen Bodenpilz.

Vergleich doch mal mit diesem Pfifferlingsmycel:
http://www-mykopat.slu.se/Newwebsite/my ... lder/A.GIF

Grüße vom anderen Mykorrhizaspinner
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 28. September 2010 21:16

Kann auch gut sein. Das lockige könnte aber auch daher kommen, dass dem die Luft ausgeht und er irgendwie nach oben möchte. Der war komplett in Folie eingeschweist die gerade so groß wie die PS war, wegen des kürzlich aufgetretenen Milbenproblems.
Dein Link sieht schon ganz anders aus. Ist aber auch ein viel größeres Stück und der hat vermutlich auch nicht mit den Bakterien zu kämpfen gehabt. Die generelle Morphologie kann auch einiges mit dem Medium zu tun haben. Habe schon einige Pilze gehabt die je nach Medium völlig unterschiedlich ausgesehen haben.
Aber hast schon Recht ... werde da nicht all zu viel Arbeit investieren.

schöne Grüße
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 28. September 2010 23:01

Was meinst du denn hierzu?
Sage aber bitte nicht der gelbliche Saum sei Schimmel.

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Das war einmal der hier:

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Dürfte so etwas wie ein Hexenröhrling sein.
Nur mal so um es mit einem Boletus ausprobiert zu haben.

schöne Grüße
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 28. September 2010 23:39

Ui, spannend. Der gelbe Rand wirkt irgendwie, als wolle das Mycel Röhren bilden. Bekommt der Tageslicht ab?

Geriull hatte mal nen normalen Steinpilz auf Agar, da begann das Mycel erst nach längerer Zeit mit dem Wachstum. Die Bilder dürften dich interessieren, falls du sie nicht kennst:
viewtopic.php?p=3629#p3629

Gruß, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Jinx » Dienstag, 28. September 2010 23:54

Aber dieser Schleim drumrum sieht nach Hefe oder Bakterien aus...
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 29. September 2010 00:01

Aber so eckig? Erscheint mir so, als wäre der ganze Klon mit etwas Agar drumherum überimpft worden.
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Jinx » Mittwoch, 29. September 2010 00:23

Weiter beobachten und dann in die Tonne damit. :mrgreen:
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Mittwoch, 29. September 2010 10:42

Eckige Konti gekonnt detektiert und indentifiziert.
Bin schon auf dem Weg zum Mülleimer...............
Ähm ... meine natürlich zum Autoklav um das Material fachgerecht zu entsorgen.

Den Link kannte ich zwar schon, habe ihn aber auch erst Gestern gelesen. Dank der schönen neuen Ordnung!
Aber Mycelio ... Röhren auf Agar? Das wäre doch zu schön um wahr zu sein. Dir als Profi sollte doch klar sein, dass so etwas nur mit Baum funktionieren kann.
Schade dass Geriull nicht weiter berichtet hat. Kann aber verstehen, dass er direkt die Tarnbrille 8) aufgesetzt hat, wenn er gerade einen Steinpilzhain anlegt.

viele Grüße
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