Willkommen im Forum Birthe,
schön, daß du dich schonmal in die Materie einliest. Am Anfang ist noch vieles ziemlich verwirrend und man versteht einiges falsch, aber der Nebel wird sich bald klären. Vor einem Jahr habe ich mir dieselben Fragen gestellt und einfach so angefangen. Nunja, die ersten Versuche gingen gründlich schief, aber wenn man nicht gleich aufgibt, stellen sich nach einer Weile auch die ersten Erfolge ein. Ein Tip für den Anfang: Lieber viele kleine Ansätze machen, als wenige große, dann kommt eher mal einer durch. Und wenn du Austernpilze magst, versuchs auch mal mit denen, die sind bei weitem am einfachsten bzgl. Vermehrung und Fruchten.
Zu deinen Fragen:
Mushroom WI hat geschrieben:Zur Beimpfung von Nährmedien:
Immer wieder wird von Problemen durch die Besiedelung unerwünschter Keime und Schimmelpize bei der Herstellung von Reinkulturen auf Agar oder in Nährlösungen berichtet. In einem der zahlreichen studierten Berichte wird die Zugabe von Antibiotika in das Nährmedium beschrieben, die zwar nicht vor Schimmel und Hefen schützt, zumindest aber vor Bakterien.
Hat jemand Erfahrung damit, oder zumindest eine Meinung?
Das ist ein heikles Thema... Ich würde lieber mehr Aufwand betreiben und sauberer arbeiten, als mich und andere zu vergiften.
Der Einsatz von Chemikalien rechtfertigt meiner Meinung nach kein unsauberes oder schlampiges Arbeiten. Neben Antibiotika gegen Bakterien existieren auch noch Pestizide gegen Parasiten und Fungizide gegen Schimmel und Hefen, aber wenn man sich mal über diese Mittel informiert, findet man doch so einige Hinweise auf gruselige Nebenwirkungen von Parkinson bis zu Kindern, die ohne Augen geboren werden. Da züchte ich lieber giftfreie Biopilze und ich denke die meisten hier sehen das genauso.
Mushroom WI hat geschrieben:In vielen Beiträgen wird die Zugabe von Gips zur Roggen-Brut empfohlen. Habe ich dann auch brav gemacht. Aber: Warum eigentlich?
Stimmt, der Zusatz von Gips oder Kalk ist so ein Ritual, das man erstmal durchführt, ohne sich sicher zu sein, was es bringt. In kleinen Mengen schadet es zumindest nicht.
Hier mal was ich bisher herausgefunden habe:
Bei Substraten, die leicht verkleben, wie z.B. feuchtem Getreide, hilft es, überschüssiges Wasser zu binden, das ganze locker zu halten und z.B. das Schütteln einfacher zu machen.
Daneben hält Gips den PH-Wert im neutralen Bereich, Kalk im leicht basischen. Champignons z.B. säuern ihr Substrat mit der Zeit an, bis sie daran zugrunde gehen. Kalk und Gips steuern dagegen.
Beide Stoffe enthalten Calcium, was alle lebenden Zellen benötigen. Gips enthält auch noch Schwefel, welcher für die Produktion von Eiweißstoffen wichtig ist. Holzsubstrate sind ja eher magere Kost, dort erscheint mir ein Calciumzusatz sehr sinnvoll.
Mushroom WI hat geschrieben:Und wenn wir schon bei der Brut sind: Sollte sie während des Durchwachsens wiederholt geschüttelt werden?
Kommt darauf an... Wenn du ein großes Glas beimpfst und nach einigen Tagen nur an einer kleinen Stelle Mycel hast, macht es Sinn zu schütteln und das Mycel dadurch im Glas zu verteilen. Einige Tage danach wird es überall wachsen und das Glas somit schneller besiedeln. Eventuell anwesende Kontis werden dadurch aber auch gut verteilt. Kontaminierte Brut vergammelt oft sehr schnell nach dem Schütteln.
Ich würde höchstens einmal schütteln, wenn das Mycel etwa so groß wie ein Euro ist.
Mushroom WI hat geschrieben:Muß nachträglich befeuchtet werden?
Nein, das sollte man unbedingt vermeiden, da schleppt man sich nur Kontis ein. Mehr weiter unten.
Mushroom WI hat geschrieben:Reicht der Sauerstoff, wenn das Glas nur zur Hälfte gefüllt ist, oder muß zusätzlich belüftet werden?
Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Ich benutze am liebsten sehr kleine Gläser, nur halb oder zu einem Drittel gefüllt und ganz ohne Belüftung. Manchmal lockere ich den Deckel, wenn die Oberfläche komplett bewachsen ist, meistens nicht.
Mushroom WI hat geschrieben:Habe bei der gerade angesetzten Brut die Gläser nicht fest verschraubt, sondern den Deckel nur aufgelegt und zusätzlich mit Alufolie ein Hütchen drauf gemacht.Dadurch erscheinen die oberen Körner alle 2-3 Tage etwas ausgetrocknet, daher habe ich sie mittels eines Zerstäubers mit sterilem Wasser nachträglich befeuchtet.
Die Gläser bewahre ich in einer verschlossenen Kunststoffbox auf.
Escheint Euch diese Vorgehensweise sinnvoll?
Nein, eigentlich kommt die Alufolie vor dem Sterilisieren zwischen Glas und Deckel. Wenn an mit einer Spritze beimpft, kann man dann durch die Folie stechen und danach den Deckel locker draufschrauben. Ansonsten hebt man die Folie und/oder den Deckel nur kurz an.
Das Problem ist, daß in der Luft extrem viele winzige Staubteilchen herumschweben, auf denen sich Mikroben und deren Sporen befinden. Wenn du die Gläser öffnest, fallen die auf dein Getreide und können sich explosionsartig vermehren. Außerdem wirst du mit dem zugeführten Wasser weitere Keime einschleppen. Gerade sterilisiertes Getreide verdirbt extrem schnell. Hier lohnt es sich so sauber wie möglich zu arbeiten.
Die Gläser in einer verschlossenen Box zu lagern ist sinnvoll.
OK, das war's soweit von mir. In der Pilzzucht arbeitet aber jeder nach seinen eigenen Ansichten und hängt gern an seinem eigenen Irrglauben. Ich hoffe jemand anders ergänzt das noch mit seinen Ansichten.
Grüße und viel Erfolg,
Carsten