Hi Andreas,
das klingt ja spannend, was du da so berichtest. Was für eine Art von Gewächshaus ist denn dein Pilzhaus ? Ich habe auch ein Gewächshaus, selbstgebauter Folientunnel, das ist allerdings schon im Moment belegt mit etlichen Stecklingen von Buchsbaum, die dort überwintern sollen, wir wollen uns im nächsten Jahr eine Buchsbaumhecke um die Pflanzenbeete herum anlegen, so richtiger Bauerngarten eben. Und natürlich ist das auch nicht winterfest, d.h., man könnte da ev. eine Schicht (oder zwei) mit Noppenfolie drumrummachen und das dann mit soonem Petroleumbrenner zumindest frostfrei halten, aber ich glaube, für Pilze wäre das noch nicht genug uund es ist bislang auch nur ne ungetestete Theorie, wer weiss was wirklich passiert, wenns draussen erstmal wieder minus 13 °C hat. Trotzdem ists natürlich ein gewisser Anreiz, dass das Gewächshaus im Winter leersteht, abgesehen vom Buchs jetzt, aber das ist ja nur ne einmalige Sache.
Aber ich stimme Dir zu, dass es bei mangelnder Kapazitätsauslastung besser ist zu schauen, ob man nicht drinnen noch das eine oder andere Plätzchen übrig hat, vorausgesetzt, es nervt die Familie nicht wenn überall Säcke stehen

Ich erinnere mich noch recht gut an meine ersten sechs Beutel, Anfang letzten Jahres. Die standen bei mir auch zunächst im Flur, bei durchschnittlich 16 bis 20°C. Ich habe einen sehr grossen Flur und leider muss der momentan auch geheizt werden, weil da noch temporär ein Kaninchenkäfig steht ... sollte zwar keine Dauereinrichtung sein, aber da wir es bislang nicht geschafft haben, das geplante große Kaninchengehege draussen in die Tat umzusetzen wirds wohl auch diesen Winter noch so sein.
Aber egal wie es im Dertail ausschaut, ich finde bei der Pilzzucht ist ein ganz besonderer Aspekt, viele Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen und etliche ökonomische Aspekte bzw. Parameter sinnvoll in Einklang zu bringen - meist führen dabei viele Wege nach Rom . In diesem Sinne ist es prinzipiell kein Problem, eine bestimmte Raumgröße mit einer effektiven Klimakontrolle zu versehen, wenn man bereit (und finanziell dazu in der Lage) ist, entsprechende Materialschlachten zu schlagen, nach dem Motto: koste es was es wolle.
Ganz anders sieht die Sache dagegen schon aus, wenn man nur mit einfachen Mitteln und möglichst wenig (finaziellem) Aufwand etwas zustande bringen möchte, wie es z.B. bei mir der Fall ist. Es ist somit nicht allein meine Bestrebung, möglichst schöne Pilze hinzubekommen, sondern ich habe dabei immer auch im Hinterkopf, wie ich das möglichst günstig hinbekomme. Anstatt also hohe Energiekosten, im Winter für Heizung und im Sommer für Kühlung in Kauf zu nehmen, denke ich lieber darüber nach, wie man die Jahreszeiten vielleicht günstig für sich nutzen kann, ein Beispiel dafür ist der Durchwachsraum auf dem Dachboden, wo es tendeziell sowieso warm ist oder der Kulturraum im Keller, wo es auch im Sommer noch recht kühl ist und im Winter die dadurchlaufende Heizungsleitung und die Wohnung dadrüber für ein Wärmeminimum sorgt, welches den Raum zumindest frostfrei hält.
Dabei muss man natürlich einige Abstriche machen, so gibt es z.B. im Durchwachsraum im Sommer etwa zwei Monate, wo teilweise Temperaturen zwischen 30 und 40° entstehen, was definitiv zu warm ist. Aber was heisst genau zu warm ? Ich habs ja diesen Sommer getestet und zumindest für meine beiden Austernpilzsorten kann ich sagen, dass sie das recht gut überstanden haben, allerdings steigt während dieser Zeit das Risiko von Kontaminationen.
Das bedeutet unterm Strich, man muss vielleicht einige Abstriche machen, indem etwa im Sommer der eine oder andere Beutel zwecks Kontamination rausfliegt und vielleicht wird auch der Ertrag während dieser Zeit ein bischen geringer, aber grundsätzllich geht es doch.
EIn anderes Beispiel besteht darin, dass man im Sommer zusätzliche Beutel nach draussen verfrachtet, also dann, wenn es die Jahreszeit zulässt, ein bischen mehr produziert und damit dann im Jahresgesamt das ausgleichen kann, was im WInter nicht geht.
Diese Art von Berechnungen und ökonomischen Überlegungen meine ich und die finde ich interessant und spannend.
Ein anderes Ding, was mich auch immer sehr reizt, dass ist die Möglichkeit, statt teurer Technologie einfache selbstgebastelte Sachen einzusetzen, am liebsten solche, bei denen irgendwelche Schrottteile verwendet werden
Ein Beispiel dazu wäre vielleicht (und um beim Thema zu bleiben) anstatt eines superdicken und stromfressenden Autoklaven einen einfachen feuerbeheizten Ölfass-Pasteurisierer einzusetzen, wie er bei vielen Pilzproduzenten in der dritten Welt Gang und gebe ist - überhaupt fasziniert und begeistert mich immer wieder, mit welchen einfachen Mitteln die dort ihre Pilzzucht betreiben - ich habe den Link grade nicht parat, aber ich erinnere mich noch gut an den GAO-Report, den hier vor einigen Monaten mal irgendwer gepostet hatte - super klasse, und ganz nach meinem Geschmack.
Das ist natürlich nur ein Beispiel und eine Frage der individuellen Verhältnisse, soll heissen, es setzt z.B. voraus, dass man auch irgendwelches Zeugs z.B. als Abfall verfügbar hat, was man dann verheizen kann. Bei den Leuten aus dem GAO-Report sinds Palmwedel bei mir ists diverses Kleinholz, was neulich beim ausmisten der Scheune anfiel und welches ich einfach im Garten irgendwo mit Plane drüber hingestapelt habe, anstatt es für teures Geld bei der Müllverbrennungsanlage zu entsorgen. Jemand der in einer Grossstadtwohnung lebt, hat sowas vielleicht nicht verfügbar aber der muss halt selbst mal schauen, was bei ihm so möglich wäre - vielleicht kann der ja Altpapier sammeln und daraus Altpapier-Briketts pressen oder wasweissich
Ein anderes Beispiel ist der Trockner. Wieviel passt in deinen Dehydrator eigentlich genau rein ? Ich nehme mal an, mit Dehydrator meinst Du so ein handelsübliches Dörrgerät, oder ? Also, ich hab eins, das hat glaub 29,- EUR gekostet und da kriege ich exakt ein halbes Kilo Pilze drin untergebracht. Es frisst nicht viel Strom, muss aber so ca. 7 bis 10 Stunden laufen bis die Pilze ordentlich trocken sind. Ich finde es nicht schlecht, das Teil zu besitzen, aber wenn bei einer Ernte mal 3 oder 5 Kilo am Stück anfallen, dann ist das Ding indiskutabel, ich bräuchte mehrere Tage um die Pilze zu trocknen und solange würd ich die auch gar nicht draussen rumstehen lassen wollen, da ich alles stets ganz frisch verarbeite. OK, in solchen Fällen gibts dann noch den Backofen, der hat mich dieses Jahr ganz gut über die Runden gebracht.
Beide Methoden aber haben einen gravierenden Nachteil, sie fressen Strom. Und daher ists für mich eine ganz logische Folge, über einen selbstgebauten Solartrockner nachzudenken. Leider bin ich dieses Jahr damit noch nicht ganz in die Pötte gekommen, d.h., das Ding ist noch nicht fertig, aber ich habe zumindest schonmal damit angefangen, einen zu bauen. Bislang existiert also dazu zumindest schon das Solarmodul. Dabei handelt es sich um eine Art HolzRahmen mit den Abmaßen von ca. 200 x 90 x 14 cm, einfach aus Brettern zusammengeschraubt. Die Rückwand wurde mit 5cm dicken Styroporplatten als Isolation ausgepolstert, darauf eine Schicht dünner Bleche geschraubt (für die ich einen alten Kühlschrank sowie ein altes Computergehäuse ausgeschlachtet habe

) Die Bleche und auch der Holzrahmen selbst sind mit schwarzer Sprühfarbe lackiert worden. Als Vorderseite dient eine Art Plexiglaswand die aus einem Duschaufbau stammt, der kürzlich ausrangiert bzw. durch einen neuen ersetzt wurde - letztlich gab diese Aktion auch den Ausschlag für den Bau meines Solartrockners

Das schöne dabei war, dass die Plexiglasplatte bereits in einem Alurahmen befindlich war, den ich direkt plan auf den Holzrahmen schrauben konnte. Noch ein paar Luftlöcher oben und unten reingebohrt und fertig war das Solarmodul. OK, was jetzt noch fehlt ist ein grosses Gestellt für den Trocknungsrahmen usw. vielleicht kommt das im nächsten Sommer. Das Solarmodul aber wurde bereits diesen Sommer getestet und produziert, wenn die Sonne schön scheint, jede Menge warmer Luft, gut vergleichbar mit einem Backofen bei 50° und geöffneter Backofentür.
Und jetzt kommt der ökonomische Aspekt bei der Sache(, mal theoretisch angenommen ich hätte das Ding schon komplett fertig) : So ein Solartrockner funktioniert natürlich nur dann, wenn auch die Sonne scheint und was im Winter bei dickem Frost und Eis und Schnee passiert sei auch noch dahingestellt. Aber selbst wenn man ihn nur die Hälfte der Zeit einsetzen könnte und die übrige Zeit den Backofen verwendet, so hätte man doch schonmal zumindest den Stromverbrauch insgesamt halbiert.
Genau diese Art von Überlegungen finde ich reizvoll und genau das meine ich, wenn ich ,wie schon etwas weiter oben, sage, dass oft viele Wege nach Rom führen. Odern in manchen besonderen Fällen könnte man vielleicht auch den alten Slogan anbringen: "Wells-fargo findet immer einen Weg!"
OK, nun aber genug gesülzt. Was mich aber noch interessieren würde ist die Sache mit dem Archivsystem. Du sagst zwar, dass es zuviel Platz wegnimmt, aber du hast noch nicht gesagt, worin es eigentlich besteht, also Petrischalen, oder Gläser, oder wie ?
Ich frag nur, weil mich das auch gerade beschäftigt, allerdings möchte ich statt "Archivsystem" lieber den (zugegebenermaßen etwas hochtrabend klingenden) Ausdruck "Myzelbank" verwenden, alos letztlich gehts ja dabei ums dauerhafte Archivieren von Pilzstämmen einerseits und andererseits, also zumindest für mich (dann demnächst), wohl auch darum, sich eine möglichst reichhaltige Auswahl und Sammlung von solchen anzulegen, soll heissen, ich würde gerne möglichst viele Stämme sammeln und dann aus diesem Fundus ausprobieren, was für mich davon gut zu kultivieren geht und wie die Eigenschaften der einzelnen Stämme so sind. Es gibt ja hier im Forum durchaus auch einige Teilnehmer, die auf diesem Wege ja schon recht weit fortgeschritten sind und deren Beiträge zumindest für meinen Geschmack meist wesentlich spannender zu lesen sind, als wenn z.B. ich etwa das dreihundertste Austernpilz-Foto hier poste
Aber ich werde mich um Besserung bemühen und versuchen, ihrem Beispiel zu folgen. Was meine Myzelbank betrifft, so beinhaltet sie bislang nur die bereits erwähnten drei Stämme und besteht in archivierungstechnischer Hinsicht aus Schrägagar-Kulturen im Reagenzglas, wobei ich jede Sorte zur Sicherheit dreifach redundant anlege.
Geer hat neulich mal erwähnt, dass er inzwischen nur noch Petrischalen statt Schrägagar-Reagenzgläser verwendet aber ich finde dieses System insbesondere aus platztechnischen Gründen bestechend und zum andern scheint mir ein Stopfenverschluss sicherer im Sinne von dichter zu sein, als klapperige Petrischalendeckel.
Wobei man allerdings offenbar gewisse Einschränkungen machen muss und damit bin ich bei meinen ersten Erfahrungen, die ich zu diesem Thema beisteuern kann: Ich hatte normale Reagenzgläser mit einem normalen Plastikstopfenverschluss gekauft, die mir im Preis auch einigermaßen günstig erschienen. Ich werds nicht wieder tun, aus zwei Gründen. Der eine Grund ist, dass die Stopfen nicht wirklich sicher im Sinne von "dicht" halten, bei einer Kontrolle neulich habe ich gesehen, dass bei einem Reagenzglas der Stopfen rausgefallen war (die Reagenzgläser waren zu jeweils drei Stück noch in Alufolie eingewickelt und ich hab wohl zwischendurch mal damit rumhantiert) so dass sich inzwischen einige Bakterienplaques sowie etwas Schimmel zwischen dem Myzel munter tummelten. Der andere Grund, und das war schon meine schlechte Erfahrung ganz zu Anfang, ist, dass die blöden Plastikstopfen nicht autoklavierbar sind. Auf diese Weise hab ich die ersten zehn von meinen fünfzig gekauften Reagenzglasstopfen zu einem undefinierbaren Pastikbrei verautoklaviert

Macht zwar insofern nix, als das bei meinen fünfzig gekauften Reagenzgläsern einige bereits beim Transport kaputt gegangen waren, aber soll mir insgesamt doch eine Lehre sein.
Was also als nächstes auf dem Programm zum Ausprobieren ansteht, das wären Reagenzgläser mit Schraubverschluss, der dann zwar auch aus Plastik ist, aber immerhin bei zumindest 121°C autoklavierbar. Die kosten dann gleich einen ganzen Batzen mehr, aber aufgrund der genanten Erfahrungen scheint das wohl die Sache wert zu sein.
OK, soviel dazu und ich wünsche ebenfalls ein angenehmes Restwochenende.
gruss, oliver