Kontamination in Petrischalen - noch eine Chance?

Klonen, Sporenabdrücke, Beimpfen mit Sporen, Überimpfen, Selektieren

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Arminius
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Kontamination in Petrischalen - noch eine Chance?

Beitrag von Arminius » Donnerstag, 20. August 2009 07:36

Hallo Pilzfreunde,
hatte mit dem clonen von Pilzen aus Pilzstückchen (unsteril auf Pappe)
noch selten Probleme - bei Petris (steril) sieht das ein bischen anders aus.
Das Bild zeigt das (vom Clon mittlerweile 3x überimpfte) Mycel mit einer
schleimigen Kontamination, die Augenscheinlich unter dem Mycel liegt und sich von dort ausbreitet. Durch überimpfen konnte ich es bisher nicht los werden. Ist bei meinen Sporenabdrücken, auf Agar übertragen leider das selbe. Hat/hatte mal jemand das gleiche Problem erfolgreich bekämpft??
Besteht noch eine Chance das ganze zu retten?

Herzliche Grüße,
Alex

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Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 20. August 2009 13:28

Hallo Alex,

nur so ne Idee, wenn du mal ein steriles feuchtes Pappstück auf den Agar legst und das Impfstück mittendrauf, wäre es vielleicht möglich, daß das Mycel schneller ist als die Konti. Sollte nur nicht zu naß sein, viele Kontis sind gute Schwimmer.

Habe auch schon mehrmals davon gelesen, daß man z.B. beim Igelstachelbart einfach nochmal heißen Agar über die Kontaminierte Kultur kippt. Das Mycel soll das überleben und durch den neuen Agar nach oben wachsen, während die Kontis steckenbleiben.

Grüße, Carsten
Arminius
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Beitrag von Arminius » Donnerstag, 20. August 2009 20:27

Hallo Carsten,
erst mal vielen Dank für deine Hilfe.

Hmmm...deine Idee mit der Pappe hat was - meinst du, ich kannn danach
steril weitermachen, also nochmal auf sterilen Agar übertragen? Denke mal in der Wachstumszeit auf Pappe fange ich mir bestimmt andere Contis ein.
Aber Versuch macht kluch, ich probier´s mal :D

Hast du Erfahrung mit H2O2, evtl. kann man Mycel damit "sauberwaschen"
und dann nochmal überimpfen??

Wer hat Erfahrungen mit unsterilen Sporen? Auch erst mal Pappe und dann auf Agar??

Gruß,
Alex
Christoph
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Beitrag von Christoph » Donnerstag, 20. August 2009 20:46

Ich hab mal von geer den Tipp bekommen, Roggenagar zu nehmen. Darauf wachsen viele Arten sehr langsam, aber die Kontis bleiben hinter den gewünschten Speisepilzen zurück. Dann kann man aus der sauberen Front neue Stücke auf sterile Petris mit normalem Agar überimpfen. Ist aber nur ein Tipp, versucht hab ichs noch nie, da es sich bisher nicht gelohnt hat.
Viele Grüße,
Chris
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Beitrag von Mycelio » Freitag, 21. August 2009 00:20

Arminius hat geschrieben:Hmmm...deine Idee mit der Pappe hat was - meinst du, ich kannn danach steril weitermachen, also nochmal auf sterilen Agar übertragen? Denke mal in der Wachstumszeit auf Pappe fange ich mir bestimmt andere Contis ein.
Aber Versuch macht kluch, ich probier´s mal :D
Ich meinte schon sterilisierte Pappe, weiß aber nicht, wie kontaminiert unsterile Pappe sein kann. Bei manchen Pilzarten könntest du den Agar komplett durch Pappe ersetzen. Wäre aber möglich, daß Pappe schneller austrocknet.
Hast du Erfahrung mit H2O2, evtl. kann man Mycel damit "sauberwaschen" und dann nochmal überimpfen??
Keine Ahnung, dürfte aber auch das Mycel stark schädigen.
Wer hat Erfahrungen mit unsterilen Sporen? Auch erst mal Pappe und dann auf Agar??
Naja, jeder Abdruck ist mehr oder weniger kontaminiert. Ob Sporen auf Pappe keimen und überleben müßtest du wohl mal ausprobieren.
Auf Agar würde ich - wie Christoph vorschlägt - ein Substrat suchen, daß weniger nahrhaft für die Kontis ist, dann nur sehr wenig Sporen aufbringen und diese im Zickzack über den Nährboden verstreichen. Das würde die Chancen vergrößern, daß irgendwo Mycel ohne Kontis keimt. Das müßte dann aber schnell auf neue Platten überimpft werden.

Grüße, Carsten
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Beitrag von keraion » Freitag, 21. August 2009 16:28

Hi,
ich hab mal irgentwo gelesen das man in solchen Fällen versuchen soll ein Stück vom kont. Agar unter das Agar einer neuen Platte zu schieben.
Das Myzel soll dann durchwachsen, aber die meisten Kontis können das nicht......
ausprobiert hab ich das allerdings auch noch nie.

lg Tobi
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Beitrag von Mycelio » Freitag, 21. August 2009 18:02

Eine weitere Möglichkeit wäre, die Petrischalen kühler zu lagern. Bei niedrigen Temperaturen wachsen Bakterien und Hefen oft langsamer als das Mycel.

Grüße, Carsten
Arminius
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Beitrag von Arminius » Freitag, 21. August 2009 18:08

Hi Tobi,
auch ne Idee, Danke, werd´s mal versuchen, hört sich vielversprechend an.
:P

Bisher viele gute Ideen, aber hier nochmal die Frage:

Wer von den Experten hat es wirklich mal geschafft ein offensichtlich kontaminiertes Mycel/Sporen durch welche Methode auch immer sauber zu bekommen?? Gerade mit Sporenabdrücken sollte es da doch Erfahrungen geben.
Ich meinte schon sterilisierte Pappe, weiß aber nicht, wie kontaminiert unsterile Pappe sein kann. Bei manchen Pilzarten könntest du den Agar komplett durch Pappe ersetzen. Wäre aber möglich, daß Pappe schneller austrocknet.
Hatte ich erst nicht richtig verstanden... bin jetzt gerade dabei zu basteln - ein Papp-ring, der die Petri bis auf ein kleines Loch in der Mitte kpl. ausfüllt, vielleicht springt das gesunde Mycel ja durch das Loch auf die Pappe über. Erfolg wird mitgeteilt.
Ich hab mal von geer den Tipp bekommen, Roggenagar zu nehmen

Ich nehme mal an, einfach den Sud aus gekochtem Roggen abseihen und mit Agar versetzen? Hatte bisher nur Bier-Agar, ist evtl. zu nährstoffreich.
Ich versuch´s das nächste mal.

Weitere Tipps/Tricks/Erfahrungsberichte sind herzlich willkommen :!:

Viele Grüße,
Alex
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case04
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Beitrag von case04 » Samstag, 22. August 2009 22:20

Hi Alex,

die Konti auf Deinem Bild sieht nach Bakterien oder eine Hefe aus.

Diese sind meist wesentlich schwerer durch überimpfen sauber zu bekommen als Kontis von Schimmelsporen. Ein Teil des probelms liegt auch darin, dass die einen geschlossenen Ring um die Gewebeprobe bilden.

Man kann die auch sauber bekommen, muss aber dabei u.U. wirklich sehr viele Male überimpfen. Manchmal hilft es etwas, wenn man das neue Impfstückchen nicht aus dem umgebenden Agar schneidet, sondern aus dem flauschigen Teil der auf dem Gewebe- oder Agar-stückchen in der Mitte sitzt, etwas Material entnimmt. Dann ist zwar die nächste überimpfte Petrischale zwar immer noch nicht sauber, aber es kann dazu führen, dass die Konti keinen komplett geschlossenen Ring bildet. Wenn sich dann auf den freigebliebenen Agarflächen etwas Myzel bildet, dieses möglichst bald wieder überimpfen, also sozusagen ehe sich der Ring der Konti wieder darum schliesst.

Viel Erfolg!

Gruss, Oliver
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Beitrag von Arminius » Sonntag, 23. August 2009 08:57

Hi Oliver,
du hast glaub´ich, wenn mich die Einbildung nicht täuscht, mit deinem Tip
Hefe absolut recht - die Petris riechen auch "hefig", eben nicht unangenehm sondern leicht mehlig-süsslich. Ausserdem passt Hefe auch gut zur Jahreszeit.
Habe heute morgen Roggen-Agar (Idee von Christoph) angesetzt und werde nach deinem Tip vorgehen.

Gibt es eine Agar-Rezeptur auf der Hefen schlecht oder gar nicht gedeihen, Mycel aber schon?

Herzliche Grüße,
Alex
Gary
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Beitrag von Gary » Sonntag, 23. August 2009 09:04

case04 hat geschrieben:... Bakterien oder eine Hefe...
Ich würde auch auf Hefe tippen.

Allerdings sein Problem liegt woanders - sein DDKT erzeugt nicht genug Hitze und die Kontis überleben... Das hab ich mit billig DDKTs erlebt.

Z.B. Reishi, Seitlinge, Shiitake konnten bei mir immer solche Kontaminationen überwältigen.

Schimmel in Petris bekämpfe ich folgendermassen:
Etwas Küchenrollen-Papier (größer als Konis geschnitten) im Spiritusbad eintauchen, danach in sagrotan und auf Konti übertragen. Seitlinge habe ich paar Mal gerettet, Shiis und Pios dagegen nicht. Nur wie gesagt - das habe ich nur mit Schimmel versucht.
Wenn ich die noch finde, werde solche Fotos hier posten.

Gruß
Gary
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Beitrag von Arminius » Sonntag, 23. August 2009 12:14

Hi Gary,
Allerdings sein Problem liegt woanders - sein DDKT erzeugt nicht genug Hitze und die Kontis überleben... Das hab ich mit billig DDKTs erlebt.
...lass das mal die Firman WMF hören...., benutze ich nämlich... :wink:
nee aber mal im Ernst, der DDK ist schon ok, lasse sterilisierte Pertris oft
noch tagelang stehen, bevor ich sie beimpfe, von alleine hat sich da noch
nie was gebildet.
Was mich aber in dem Zusammenhang wundert:
Wenn ich mir´s so recht überlege hatte ich noch nie auf Agar erfolgreich geklont - kann es sein das die Contis im Pilz selber stecken? (Arbeite sauber - Pilz aufreissen, Pilzstückchen aus dem inneren, steriles Skalpell, Impfbox usw..)

:roll:

Gruß an Alle,
Alex
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Beitrag von Gary » Montag, 24. August 2009 16:40

Hallo Alex,
du schreibst:
Arminius hat geschrieben:...lass das mal die Firman WMF hören...., benutze ich nämlich...
Meine Frage - wie lange?

Die Billigtöpfe nach ca. 10 Sterilisationen verloren bei mir soviel Federkraft von Überdruckventil, dass der Dampf im DDKT höchstens 105°C war.

WMF hin, Billigtopf her - tippe immer noch auf ungenügend Sterilisationszeit und/oder schwachen Ventil, weil deine saubere Arbeitsweise schliesst Kontaminationen praktisch aus.

Habe ähnliche Fragen (Contis im Pilz selber stecken?) vor ca. 1J. hier gepostet, bis endlich mal dazu gekommen war Dampftemperatur zu messen :)

Gruß
Gary
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Beitrag von Mycelio » Montag, 24. August 2009 17:41

Hallo,

es kann immer mal vorkommen, daß Bakterien, Hefen und Schimmelpilze sich im Gewebe der Pilze aufhalten, ganz besonders, wenn diese draußen gewachsen sind. Allerdings gibt es Arten, die mehr oder weniger 'kontaminiert'
sind. Vielleicht kann uns Alex ja mal aufklären, was für eine Art Pilz das ist und wo der Fruchtkörper gewachsen ist.

Grüße, Carsten
Gary
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Re: Kontamination in Petrischalen - noch eine Chance?

Beitrag von Gary » Montag, 24. August 2009 18:46

Hallo Carsten,

er schreibt ja:
Arminius hat geschrieben: 1. Clon mittlerweile 3x überimpfte) Mycel ....
2. Ist bei meinen Sporenabdrücken, auf Agar übertragen leider das selbe.
3. Wenn ich mir´s so recht überlege hatte ich noch nie auf Agar erfolgreich geklont
Daher gehe ich davon aus, das es an Sterilisation liegt.
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