Anfängerfrage - Austernzucht

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Deadhead
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Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Deadhead » Montag, 15. Februar 2010 21:41

Grüße,

da ich das Thema Pilzzucht schon einige Zeit verfolge (insbesondere hier in diesem Forum), wollte ich mich auch mal zu Wort melden.
Ich habe nach einem ersten Fehlstart (die Hälfte der Gläser ist ausgetrocknet, die andere Hälfte wurde vom Schimmel besiegt und roch sehr dezent) nun eine ganz nette Ladung angelegt.
Es handelt sich um Austernseitlinge aus dem Biomarkt, sehr frisch, sehr lecker.
Das was ich nicht in die Pfanne geworfen habe, kam in 5 Gläser auf Pappe und in 6 "Airbags" mit zerdampften Roggen drin (danke an Wahl-Pilz-Sachse für die Idee).
Ich war überrascht wie schnell es diesmal ging, habe das Ganze am Freitag, also vor 3 Tagen angelegt und das Myzel schaut schon überall durch.
Hier mal ein paar Bilder:
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Mein Problem ist nun, wie ich den nächsten Schritt gehen soll:
Wenn die Pappe (hoffentlich dieses Mal) soweit durchgewachsen ist, was soll ich dann oben drauf geben?
Ich möchte Substratmischungen verwenden, die ich selbst ohne großes Zukaufen hernehmen kann.
Aktuell habe ich Stroh, Kaffee und jede Menge Holz hier (kann auch Buchenholzspäne herstellen)
Da ich hier aber so viele unterschiedliche Meinungen gelesen habe, dachte ich, ich frage mal lieber was so zu empfehlen ist.

MfG, Matthias
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Mycelio » Montag, 15. Februar 2010 22:56

Hallo und willkommen bei den Pilzverrückten,

nimm besser erstmal nur wenig Stroh. Holz schimmelt leichter und Kaffeesatz am schnellsten. Sobald du genug durchwachsenes Stroh hast, kannst du die Buchenspäne testen und Kaffeesatz mit Stroh oder Holz mischen.

Grüße, Carsten
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Deadhead » Montag, 15. Februar 2010 23:02

Hallo,
Hallo und willkommen bei den Pilzverrückten,
Es ist mir eine Ehre :D
Hmm wie soll ich das Stroh vorbehandeln?
(Ist ganz normales Stroh gepresst in einen handlichen Ballen.)
- feiner machen?
- einweichen (wie lange)?
- wie dicht drauflegen?

Die Körner wollte ich unter anderem hernehmen um einen Maiskolben durchwachsen zu lassen,
siehe Thread, den ich grad zu faul bin rauszusuchen :lol:
Wenn dieser durchwachsen ist, soll er in ein Substrat in einen Foliensack, jedoch hab ich mir auch hier
noch keine Gedanken gemacht, wie dieses aussehen soll.
Hast du da auch nen Tipp für mich?

MfG, Matthias
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 16. Februar 2010 00:36

Für die ersten Fütterungen würde ich ein bißchen Stroh mit der Schere kleinschnippeln, in einer Tasse mit fast kochendem Wasser übergießen, irgendne Art deckel drüber, Handtuch drum, damit es lange heiß bleibt und ein paar Stunden stehen lassen. Danach fest auspressen, zerbröseln, locker in die Gläser streuen (ca. 1cm hoch) und alles, was an den Seiten klebt, runterschieben. Warte aber noch, bis die Pappe fast komplett weiß ist. Wenn es zwischendurch in den Gläsern trocken wird, kannst du ab und zu vorsichtig reinhauchen, bis alles beschlagen ist.

Mit der ersten 'zerdampften' (was solldas überhaupt bedeuten?) Körnerbrut würde ich noch keine großen Pläne machen. Sieht zwar soweit gut aus und auch die kleinen Mengen waren eine weise Entscheidung, aber besser man erwartet Schimmel und freut sich, wenn es doch klappt. Nach drei Tagen kann man sowieso noch keine Kontis erkennen, warte mal ab, bis eine Woche rum ist.

Wenn es dann soweit ist, wären Maiskolben sicher eine faszinierende Möglichkeit. Einfacher wäre es aber erstmal, schrittweise weiteres Stroh oder Sägespäne zu beimpfen. Beim zweitenmal kannst du dann auch Kaffeesatz zumischen.

Grüße, Carsten
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Deadhead » Dienstag, 16. Februar 2010 08:56

Guten morgen,

danke erst mal für die Tipps, werde das probieren, sobald die Pappe durch ist.
Mit zerdampft meinte ich, dass ich die Beutelchen im Dampfkochtopf für eine halbe Stunde sterilisiert habe.
Hoffentlich kann ich den Kontis damit das Leben schwer machen^^
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 16. Februar 2010 18:39

Hallo Matthias,

dann ist es ja in Ordnung, dachte schon du hättest das Getreide bloß gedämpft. Bei so kleinen Mengen sollte eine halbe Stunde wahrscheinlich reichen. Bleibt noch das Kontaminationsrisiko beim Beimpfen, wobei kleine Körnermengen und frisches Klonmaterial den Vorteil haben, daß das Mycel durch ist, bevor sich evtl. vorhandener Schimmel ausbreiten kann. Aber ich will nicht den Teufel an die Wand malen, sondern lieber die Daumen drücken!

Carsten
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Deadhead » Donnerstag, 18. Februar 2010 19:54

Hrm ich glaube der Teufel hat dich gehört...

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Meine Vermutung liegt am DKT, der ist schon etwas älter und ich denke der schafft einfach nicht genügend Druck/Hitze.
Hatte auch ein wenig Bedenken das Teil voll auszureizen, nicht dass er mir um die Ohren fliegt.

Kann ich die bewachsenen Ecken weiterverwenden oder wie stehn da die Chancen?
Schon echt etwas demotivierend sowas...

MfG, Matthias
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 18. Februar 2010 20:34

Schade. Gerade am Anfang ist sowas immer ein herber Rückschlag, es wird später aber eine nützliche Erfahrung sein, auch wenn das jetzt blöd klingt. Da mußten wir alle durch.

Übergib die Beutelinhalte lieber komplett dem Kompost, denn da werden überall Sporen und Mycel vom Schimmel vorhanden sein.

Ich weiß nicht ob so ein Dampfdruckkochtopf wirklich schlechter wird, solange Ventil und Dichtungsring in Ordnung sind. Beim nächstenmal würde ich das Getreide 60 Minuten sterilisieren und einen Beutel unbeimpft lassen, um zu sehen, ob die Sterilisation geklappt hat. Meist macht man auch Fehler beim Beimpfen oder die Pilzstücke waren schon von Anfang an verseucht.

Grüße, Carsten
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von w_ciossek » Freitag, 19. Februar 2010 12:35

Hallo Pilzfreunde,
ich habe auch ein älteres Modell eines DDKTs, wo ich manchmal befürchte, daß der Druck oder die Temperatur nicht ausreichen könnte. Ich denke, auf einen gewöhnlichen Gas- oder Elektroherd wird er nicht explodieren, da die Dichtung eher nachgeben würde, wenn man alle Ventile völlig abdichten würde und so würde der Dampf über die Dichtung entweichen, was mein Topf eh geringfügig tut. Um Aluminium (Topfwand) zu sprengen, bräuchte man eine Kraft auf die Gefäßwand von etwa einer Tonne. Eher würde man sich am Dampf verbrühen, der dann stoßweise über die Dichtung austreten würde. Bei meinen Topf sind zwei Ventile. Das eine läßt permanent Dampf ab, das zweite nur dann, wenn ich das erste mit einen Gewicht verschließe. Somit ist das zweite Ventil nur dann aktiv, wenn es zu einen Übderdruck kommt. Um den Druck geringfügig zu erhöhen, lege ich einfach einen Löffel auf das erste Ventil drauf.

Gruß Wolfgang
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von w_ciossek » Freitag, 19. Februar 2010 12:46

Zum Bild mit der Kontamination denke ich, daß der Schimmel während des Beimpfens oder danach eingedrungen ist, weil er sich gerade dort befindet, wo der Beutel mit einer Büroklammer leicht verschlossen ist. Neulich wunderte ich mich über vermehrte Kontaminationen bei Glaspetrischalen, die erst nach einigen Wochen auftraten, wo das Kulturmycel die Schale bereits durchwachsen hatte. Als ich mit einer sehr starken Lupe es genauer betrachtete, fand ich den Übeltäter. Es waren winzige Milben, die Bakterien und Schimmelsporen eingeschleppt haben! Sie haben es geschafft, die Versiegelung mit Parafilm zu überwinden. Auch in Schalen, die mit Frischhaltefolie versiegelt waren (drei mal), waren sie eingedrungen! Bei so locker verschlossenen Plastikfolien oder über Luftlöcher können sie eben leicht eindringen und alles kontaminieren. Seitdem achte ich auch darauf, daß die Flächen, auf denen Petrischalen und Substrate lagern, gründlich sauber sind und immer täglich gereinigt werden.

Gruß Wolfgang
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Deadhead » Sonntag, 21. Februar 2010 19:20

Hallo,

ich vermute schon, dass es am DKT lag, da dieser wohl wirklich nicht auf die 121° kommt.
Werde das demnächst noch genauer testen.
Ich glaube nicht, dass der Schimmel im Nachhinein da reinkam, da das Ganze noch keine 4 Tage alt war.
Naja immerhin scheint es mit dem Stroh auf der Pappe gut hinzuhauen.
Das Mycel wächst und es gab noch keine Anzeichen einer Konti.
Werde demnächst noch ein paar Bilder posten und weiter berichten.

MfG, Matthias
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Deadhead » Dienstag, 09. März 2010 20:02

Soo,

da meine Gläser mit dem Stroh nun ziemlich durchgewachsen sind, muss ich langsam an das Umsiedeln in einen Foliensack denken.
Habe neben Stroh nun auch nen Eimer Buchenhobelspäne (oder sind Sägespäne doch besser?) organisiert.
Wie genau sollte ich hier vorgehen?
Habe große Säcke mit Löchern aufgetrieben, gehn bestimmt 12 Liter rein.
Oder soll ich einfach Gefrierbeutel nehmen und mit einem atmungsaktiven Verschluss versehen?

Bilder folgen wenn ich die Kulturen umziehe.
1 Glas ist leider geschimmelt, bei einem zweiten hat das Mycel wohl nix von weiterwachsen gehalten und das schimmelt ebenfalls an der Oberfläche.
Werde mit dem zweiten Glas aber noch warten, da hier das Mycel schon sehr weit ist.

MfG, Matthias
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 09. März 2010 23:43

Hallo Matthias,

zuallererst würde ich die schimmligen Gläser entsorgen. Da kann man nichts mehr mit anfangen, da sie längst voller Schimmelsporen sind. Wenn du das eine Glas weiter beobachten möchtest, lagere es wenigstens weit entfernt von den sauberen Kulturen.

Für diese würde ich erstmal Gefrierbeutel empfehlen, mit irgendeiner Art von Belüftung, die das Substrat nicht austrocknen und keine Trauermücken hinein läßt. Du kannst nun das besiedelte Stroh aus den Gläsern in die Beutel kippen, zerbröseln und 1:1 mit frischem Substrat mischen. Auf diese Weise wird das neue Material sehr schnell besiedelt und man kann sein Mycel Schritt für Schritt verdoppeln. Wenn die Beutel dann voll sind, kannst du immer noch in die großen Säcke umfüllen. Die Hobelspäne könnten sehr grob sein. Falls du auch an Sägespäne herankommst, kannst du vielleicht beide mischen. Allzu grobe Materialien sollte man irgendwie komprimieren.

Grüße, Carsten
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Deadhead » Mittwoch, 10. März 2010 01:01

Grobe Materialien...
Bisher habe ich das Stroh mit ner Schere klein geschnitten, was dann doch ein wenig aufwändig ist.
Kann ich das Stroh auch nur grob schneiden oder soll ich die bisherige Schnittlänge (ca. 0,5 bis 1cm) beibehalten?
Wie sieht das mit dem Einweichen aus?
Bisher habe ich Wasser gekocht und nach 5 mins Abkühlung das Stroh für 1-2 Stunden darin eingeweicht und danach mit der Hand ausgepresst.
Wie soll das Verhältnis zwischen Buchenspäne und Stroh aussehen?

MfG, Matthias
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Re: Anfängerfrage - Austernzucht

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 10. März 2010 01:52

Deadhead hat geschrieben:Grobe Materialien...
Bisher habe ich das Stroh mit ner Schere klein geschnitten, was dann doch ein wenig aufwändig ist.
Kann ich das Stroh auch nur grob schneiden oder soll ich die bisherige Schnittlänge (ca. 0,5 bis 1cm) beibehalten?
Ja klar, das Kleinschneiden wird irgendwann zu mühsam. Dummerweise erhöht es aber die Erntemenge und erleichtert die Besiedelung. Hast du vielleicht irgendeine Art Hächsler zur Verfügung? Ansonsten verwende das Stroh eben so, wie es ist.
Deadhead hat geschrieben:Wie sieht das mit dem Einweichen aus?
Bisher habe ich Wasser gekocht und nach 5 mins Abkühlung das Stroh für 1-2 Stunden darin eingeweicht und danach mit der Hand ausgepresst.
Klingt perfekt. Holzspäne würde ich genauso behandeln. Kannst vielleicht noch was drüberlegen, damit es länger heiß bleibt. Stroh hat außen eine Wachsschicht, die die Mycelbesiedelung erschwert.
Deadhead hat geschrieben:Wie soll das Verhältnis zwischen Buchenspäne und Stroh aussehen?
Ganz wie du willst.

Wenn es dann mit dem Stroh und Holz gut klappt und du größere Mengen hast, kannst du auch mal frischen Kaffeesatz untermischen. Nimm aber erstmal nur einen Teil des Substrates und schaue, ob du damit klarkommst.

Grüße, Carsten
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