Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche
Verfasst: Sonntag, 27. Juni 2010 13:55
Hallo zusammen,
möchte mal von meinen ersten Experimenten mit dem ABM (Agaricus brasiliensis, früher Agaricus blazei) berichten. Vielleicht können wir ja hier mal unsere Erfahrungen zusammentragen, um spätere Zuchtversuche zu vereinfachen.
Ende März hatte mir Matthias (Waldfrieden) netterweise eine bewachsene Petrischale geschickt. Ich glaube es war nach einem Multisporen-Ansatz einmal überimpft worden. Das Mycel war teilweise rhizomorph, wie man es von Champignons kennt.
Habe dann erstmal eine Mischung aus Holz/Kompost/Kaffeesatz/Getreide beimpft und das Substrat auf Anraten von Matthias etwas trockener gehalten. Davon ist mir gleich die Hälfte weggeschimmelt... Es dauerte mehrere Tage, bis Mycelwachstum erkennbar war und es wuchs weniger als einen mm pro Tag. Später wurde es dann etwas schneller, jedoch legte es immer wieder Pausen ein, manchmal starb es auch einfach so ab, ohne daß ein Zusammenhang mit Substrat, Feuchtigkeit, Belüftung, Temperatur oder Kontis erkennbar war. Erst Mitte April trat in einigen Gläsern stärkeres Mycelwachstum auf, besonders in denen, die über dem Heizkörper bei ca. 25°C standen.
Anfang Mai konnte ich dann endlich die Brut aus den ersten Gläsern zerbröseln, in Beutel geben und unsteril mit Substrat füttern. Dabei schlug mir ein überraschend intensiver, süßlicher Mandelgeruch entgegen (Benzaldehyd, ein Abbauprodukt von Lignin). Danach konnte ich wöchentlich die Substratmenge verdoppeln, bis dann Mitte Juni genügend vorhanden war, um in zwei Beuteln Deckerde (Perlite/Torf/Eierschalen) aufzubringen. Eine Woche später erschien das Mycel an der Oberfläche, woraufhin ich die Beutel öffnete und in das Fruchtungsgewächshaus beförderte. Winzige Primordien waren schon zu sehen, blieben aber stehen. Stattdessen wuchs das Mycel weiter, so daß ich die Luftfeuchtigkeit senken und die Belüftung erhöhen mußte. Heute scheinen im kleineren Beutel die Primordien endlich weiterzuwachsen, mal sehen, wie es weitergeht. Ich bin ja schon froh, wenn ich wenigstens einen Sporenabdruck für spätere Versuche nehmen kann. Werde dann natürlich auch versuchen, Pilze zu klonen. Ob ich Klonkulturen dieses Jahr noch zum Fruchten bekomme ist aber fraglich.
Alles in allem finde ich den ABM viel schwieriger als normale Zuchtchampignons. Außer den beiden fertigen Beuteln ist ein weiterer halbvoll und es ist noch ein Substratglas durchgekommen. Dort besteht gerade Verdacht auf Milbenbefall...
Der einzige Lichtblick ist, daß das Mycel beim Substrat weniger wählerisch ist, vom klassischen Champignon- bis zum Austernsubstrat geht alles. Verschiedene Mischungen aus Kompost, Mist, Laubholz, Nadelholz, Stroh, Luzerne, Kaffeesatz und Kleie wurden alle gut durchwachsen (immer mit 1EL Olivenöl und 1TL Gips auf 500g feuchtes Substrat). Am besten lief es mit Holz/Stroh/Kaffee/Luzerne (4:4:1:1) und ganz besonders mit Stroh/Kaffee/Kleie (8:1:1), wobei ich aber vermute, daß Substrate mit Mist oder Kompost mehr Ertrag bringen. Allerdings kann man ja vor dem Abdecken noch einen stickstoffreichen Zusatz untermischen.
Soweit sogut, anbei noch ein paar Fotos,
Grüße, Carsten
Mit Agarstücken beimpftes Brutsubstrat nach 12 Tagen:

Brutglas nach vier Wochen:


Beutel beim Öffnen:


möchte mal von meinen ersten Experimenten mit dem ABM (Agaricus brasiliensis, früher Agaricus blazei) berichten. Vielleicht können wir ja hier mal unsere Erfahrungen zusammentragen, um spätere Zuchtversuche zu vereinfachen.
Ende März hatte mir Matthias (Waldfrieden) netterweise eine bewachsene Petrischale geschickt. Ich glaube es war nach einem Multisporen-Ansatz einmal überimpft worden. Das Mycel war teilweise rhizomorph, wie man es von Champignons kennt.
Habe dann erstmal eine Mischung aus Holz/Kompost/Kaffeesatz/Getreide beimpft und das Substrat auf Anraten von Matthias etwas trockener gehalten. Davon ist mir gleich die Hälfte weggeschimmelt... Es dauerte mehrere Tage, bis Mycelwachstum erkennbar war und es wuchs weniger als einen mm pro Tag. Später wurde es dann etwas schneller, jedoch legte es immer wieder Pausen ein, manchmal starb es auch einfach so ab, ohne daß ein Zusammenhang mit Substrat, Feuchtigkeit, Belüftung, Temperatur oder Kontis erkennbar war. Erst Mitte April trat in einigen Gläsern stärkeres Mycelwachstum auf, besonders in denen, die über dem Heizkörper bei ca. 25°C standen.
Anfang Mai konnte ich dann endlich die Brut aus den ersten Gläsern zerbröseln, in Beutel geben und unsteril mit Substrat füttern. Dabei schlug mir ein überraschend intensiver, süßlicher Mandelgeruch entgegen (Benzaldehyd, ein Abbauprodukt von Lignin). Danach konnte ich wöchentlich die Substratmenge verdoppeln, bis dann Mitte Juni genügend vorhanden war, um in zwei Beuteln Deckerde (Perlite/Torf/Eierschalen) aufzubringen. Eine Woche später erschien das Mycel an der Oberfläche, woraufhin ich die Beutel öffnete und in das Fruchtungsgewächshaus beförderte. Winzige Primordien waren schon zu sehen, blieben aber stehen. Stattdessen wuchs das Mycel weiter, so daß ich die Luftfeuchtigkeit senken und die Belüftung erhöhen mußte. Heute scheinen im kleineren Beutel die Primordien endlich weiterzuwachsen, mal sehen, wie es weitergeht. Ich bin ja schon froh, wenn ich wenigstens einen Sporenabdruck für spätere Versuche nehmen kann. Werde dann natürlich auch versuchen, Pilze zu klonen. Ob ich Klonkulturen dieses Jahr noch zum Fruchten bekomme ist aber fraglich.
Alles in allem finde ich den ABM viel schwieriger als normale Zuchtchampignons. Außer den beiden fertigen Beuteln ist ein weiterer halbvoll und es ist noch ein Substratglas durchgekommen. Dort besteht gerade Verdacht auf Milbenbefall...

Soweit sogut, anbei noch ein paar Fotos,
Grüße, Carsten
Mit Agarstücken beimpftes Brutsubstrat nach 12 Tagen:

Brutglas nach vier Wochen:


Beutel beim Öffnen:

