Gluckenexperimente

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malda
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von malda » Mittwoch, 16. März 2022 15:49

Ich hab ja bei der Glucke lange gegrübelt ob und wie ich weiter mache, da steril in großen Gebinden bei mir nicht geht ... also muss es auch unsteril gehen... und da ist sie, meine erste Glucke unsteril :D .
Glucke.jpg
OK, da sind Kontis ohne Ende, aber eben auch Glucke. Leider hab ich immer noch Probleme reproduzierbar die Fruchtung einzuleiten, aber die Glucke ist halt kein Kräuterseitling....
Dieser erste kleine Erfolg lässt mich hoffen... Glucke ist auch unsteril machbar! :P
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von kroxi » Freitag, 18. März 2022 09:01

Oh wow! Glückwunsch! Das ist jetzt die Marktglucke?
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malda
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von malda » Freitag, 18. März 2022 16:08

Ja, ist die Marktglucke. Da die offensichtlich unter Kulturbedingungen vernünftige Fruchtkörper hervorbringen kann (sonst hätte ich sie ja nicht :roll: ), hab ich mich entschlossen weitere Versuche an ihr durchzuführen.
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von mariapilz » Sonntag, 20. März 2022 23:29

:D erstklassig! ! Richtig schön. Ok unsteril.. und das Substrat? Oder steht das schon irgendwo. lg
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malda
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von malda » Montag, 21. März 2022 20:42

mariapilz hat geschrieben: Sonntag, 20. März 2022 23:29 Richtig schön.
Richtig schön kommt hoffe ich gerade - ist aber noch ein Baby Glückchen (Bilder folgen, wenn richtig schön) 8)
Beim Substrat bin ich nicht mehr groß am Spielen und bleibe vorerst bei Nadelholz Pellets mit Mehl.
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycomane » Sonntag, 27. März 2022 12:48

Hallo Dietmar, :D

habe gehört das nennt man unter Gluckenfreunden: Total-Gluckification!

Wirklich sehr schön… 8)

LG, Fabian
Fruchtbar ist die Hyphe noch ... aus der da einst die Spore kroch ...
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mykoma » Sonntag, 06. November 2022 17:43

Wunderbare Dokumentation vieler verschiedener Experimente - vielen Dank dafür, haben mich sehr inspiriert!

Ich wollte vor 2 Jahren auch mal mit der Krausen Glucke anfangen und hatte das Gluck(!) ein Exemplar zu finden, das leider schon angefangen hatte zu schimmeln... wie erwartet konnte ich aus diesem leider keine Kultur mehr gewinnen. Letztes Jahr war dann katastrophal hier in der Pfalz - trotz reichlich ausgedehnter Kiefernbestände kein einziges Exemplar auffindbar :cry:
Dieses Jahr aber hatte ich dann Erfolg, wenigstens zumindest Stand jetzt mit den Wildfunden =)
Ich habe zwei Exemplare auftreiben können (3 Wochen zeitlicher Abstand und 50 km räumlicher), von deren Strunk ich jeweils Klonansätze gewinnen konnte.

Zu meine Beobachtungen: selbst die beiden jungen Fruchtkörper waren voller Bakterien und diverse Schimmel machten sich in vielen Kulturen breit... Ich habe bei der ersten ("SCR-BDE22" getauft) sowohl direkt auf Agar (Reissirup-Hefeextrakt), als auch auf Substrat (Kiefernspäne, Karton und Baumwolle) Versuche gestartet; auf Baumwolle war keinerlei Wachstum zu erkennen, das Stück Trama ist einfach langsam eingetrocknet. Auf Karton hatte ich einen der beiden Ansätze direkt an einen grünen Schimmel verloren, der andere zeigte schwach gespinstartiges Mycelwachstum und wurde dann auf Agar transferiert. Die Kiefernspäne-Ansätze blieben einige Zeit ohne Anzeichen irgendwelchen Wachstums, haben dann aber zögerlich angefangen "zu flaumen" - wenn auch sehr schwach scheinen diese Klone ok zu sein und ich werde sie vorerst mal als "Backup" betrachten.
Auf 8/10 Kulturen auf Agar wuchs direkt ein Bakterienring um das Tramastückchen, die anderen beiden blieben (erst mal) kontifrei. Eine davon ist dann tatsächlich ohne "Konti" problemlos gewachsen, machte mir aber aufgrund der Wachstumsgeschwindigkeit erhebliche sorgen, da die Petri (90 mm) innerhalb einer Woche vollständig kolonisiert war. Die andere bakterienfreie Petri zeigte in der Zwischenzeit allerdings Schimmelkontamination und so blieb mir nur diese eine Kultur übrig...
Bis ich nun vor ca. einer Woche sehen konnte, dass sich zwei der Ursprungsklone auf Agar als Panzerknacker erwiesen und Mycel aus dem Bakteriengefängnis ausgebrochen war, die restlichen wachstumsunfreudigeren (mittlerweile teilweise auch Schimmel-)Kulturen habe ich dann mal entsorgt - zumal ich dann einen Zweitfund von S. crispa hatte :o

Aufgrund der immensen Wachstumsgeschwindigkeit des BDE22 Klons und der hohen Rate an bakterieller Kontamination, entschied ich mich auch hier noch einmal volles Programm zu fahren (normalweweise setze ich max. 4-5 Klonansätze an...) und habe von dem Zweitfund ("SCR-SFK22" getauft) 8x auf Agar und 2x auf Karton geklont, allerdings dieses Mal mit Vorbehandlung :wink:
Ich habe mir etwas verdünnte Wasserstoffperoxid-Lösung (0.5-1 %) zubereitet und alle gewinnbaren Tramastückchen aus dem kleinen Strunk, die keine Erde o.ä. in ihrer näheren Umgebung eingewachsen hatten, in dieser für ca. 10 min "schwimmen" lassen. Zum Glück hatte ich ein ausreichend dimensioniertes Gefäß, da es schon ordentlich durch die Sauerstofffreisetzung schäumte. Interessant war auch, dass die gelbliche Farbe der Glucke dabei vollständig in ein reines Weiß überging. Als die Gasentwicklung langsam nachließ, habe ich die Stückchen in ihr neues Zuhasue gebracht :lol:
Die Kartonansätze sind mir dann direkt weggeschimmelt - die Agaransätze hatten dieses Mal zwar etwas länger Ruhe vor Bakterien, aber das H2O2 hat die Bakterien nicht wirklich (wie ursprünglich erwartet) abgetötet :evil:

Schlussendlich hatte ich aber wenigstens eine weitere saubere Kultur von SFK22 auf Agar...
welche...
genau so schnell wuchs, wie BDE22 :shock: :shock: :shock:
Nichtsdestotrotz habe ich von beiden Stämmen erstmal Körnerbrut angestzt (Weizen), die mit einem Stück Agar beimpft wurden...
und...
innerhalb von 7-10 Tagen (jeweils 3 Ansätze pro Stamm) kolonisiert waren...
... und komisch riechen ...
Also aktuell bin ich immer noch nicht ganz sicher, ob ich hier wirklich S. crispa am Wachsen ist oder doch etwas anderes :lol:

Interessant ist, dass es bei beiden Isolaten (bei der Körnerbrut) zuerst wie bereits beschrieben gespinnstartig vorwächst und sich danach dann langsam verdichtet. Der Geruch ist bei beiden identisch, aber hat nichts mit krauser Glucke zu tun, sondern ist für mich recht unangenehm, wenn auch nicht widerlich wie sonst bei Hefen/Bakterien/Schimmel - es bleibt abzuwarten :mrgreen:

Noch eine evtl. für andere Klonversuche interessante Sache: ich hatte zwei Stückchen mehr im H2O2 als ich dann auf Nährmedium gebracht hatte und habe sie einfach mal so aufgehoben - mittlerweile ist fast die gesamte Flüssigkeit voller Mycel, welche ich aufgrund von Platzmangel aktuell im Kühlschrank lagere und davon später auch mal eine Vergleichskultur ziehe - wie ich gelesen habe, hält sich solches "Wassermycel" auch recht lange :idea:

Zum Aktuellen Stand:
Ich habe jetzt Flüssigkultur und Körnerbrut, die ich beide für Kolonisierungsversuche genutzt habe (Kiefernspäne, 10% Kleie und 10% Reissirup - da ich sowohl auf Reissirup-Hefeexktrakt-Agar RYA geklont, als auch ohne Agar daraus magerer LCs mit etwas Kiefernextrakt hergestellt habe, dachte ich der Zuckerzusatz könnte als Starter nicht schaden). Diese Wachsen aktuell nicht schlecht und ich hoffe, die kommenden Wochen weitere Updates geben zu können =)

Noch ein paar Impressionen bildtechnischer Natur dürfen natürlich auch nicht fehlen:
SCR_BDE_Kontis.jpg
Diverse Exemplare kontaminierter Klonversuche
SCR-BDE22_K0.jpg
Einer der hoffentlich erfolgreichen Klone
SCR-BDE22_K1.jpg
Überimpfter Klon vom vorherigen Bild
SCR-LC.jpg
Flüssigkultur mit 1.5 % Reissirup und 1 g/L Hefeextrakt
SCR-SFK_Weizen.jpg
Körnerbrut nach einiger Durchwachszeit inklusive einmalig zwischenteilich erfogltem Schütteln

Grüße,
mykoma

P.S.: Büschelrasling, Violetter Rötelritterling und Mönchskopf sind auch gerade am Laufen - mit VRR und Mönchskopf konnte ich letztes Jahr schon ein paar erste Erfahrungen sammeln, habe meine Kulturen aber sukzessive verloren und setze dieses Jahr meine Versuchsreihen fort.
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von malda » Samstag, 12. November 2022 06:41

Also,.... das klingt für mich alles nicht nach Glucke. Glucke ist langsam. Egal welcher Klon und egal welches Medium. Von daher - auch wenn's weh tut :( - kannst du die Agar-Ansätze getrost verwerfen. Glucke mit Körnern ist auch langsam. Innerhalb von 7-10 Tagen schafft es die Glucke vielleicht (!) vom Agar auf die Körner uberzuspringen...
wenn überhaupt, aber Körner mag die Glucke soweit ich mich erinnere gar nicht sonderlich.
Beim Klonen hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es von den Blättern deutlich besser funktioniert als vom Strunk. Denkt man erstmal nicht (wegen der konti Gefahr) war aber so :roll:
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mykoma » Samstag, 12. November 2022 18:40

Hallo malda,

also was die LCs angeht, kann ich dich aktuell bestätigen - mittlerweile hat sich da eine grüne Schimmelart identifizieren lassen, bei beiden Stämmen.
Allerdings konnte ich bei der Körnerbrut auf Susbtrat ein paar neue Beobachtungen machen; während sich SFK22 weiterhin mit konstant hoher Kolonisierungsgeschwindigkeit ausbreitet (wohl auch eine Schimmelart, wird sich in den nächsten Tagen zeigen), hat BDE22 sein Wachstum enorm verlangsamt
SCR-BDE22_W_KRsKl121122.jpg
und fängt an, "Knubbel" auf der Oberfläche (auf 2 der drei aktuellen Ansätze) zu bilden:
SCR-BDE22_W_KRsKl121122_detail.jpg
Vielleicht hat sich hier doch die Glucke durchgesetzt?
Time will tell...

Soweit,
mykoma
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycelio » Montag, 26. Dezember 2022 17:47

malda hat geschrieben: Mittwoch, 16. März 2022 15:49 Ich hab ja bei der Glucke lange gegrübelt ob und wie ich weiter mache, da steril in großen Gebinden bei mir nicht geht ... also muss es auch unsteril gehen... und da ist sie, meine erste Glucke unsteril :D .
...
OK, da sind Kontis ohne Ende, aber eben auch Glucke. Leider hab ich immer noch Probleme reproduzierbar die Fruchtung einzuleiten, aber die Glucke ist halt kein Kräuterseitling....
Dieser erste kleine Erfolg lässt mich hoffen... Glucke ist auch unsteril machbar! :P
VG Dietmar
:shock:
Äh... Dietmar... tolle Sache, aber wie ist denn "unsteril" gemeint?
Hast du Holz-Mehl-Brut in abgekochte Späne gegeben?
Und wie kommt da Luft rein? Ich sehe da weder Löcher noch sonst irgendwas.


Und Mykoma... das ist jetzt nicht böse gemeint, aber wenn das Myzel nicht deutlich nach Glucke riecht, dann ist es etwas anderes.
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von malda » Mittwoch, 28. Dezember 2022 08:53

Mycelio hat geschrieben: Montag, 26. Dezember 2022 17:47 Äh... Dietmar... tolle Sache, aber wie ist denn "unsteril" gemeint? ...
Und wie kommt da Luft rein? Ich sehe da weder Löcher noch sonst irgendwas.
Das Anwachsen erfolgte in überbrühten Holzpellets (also kochendes Wasser auf Pellets) ohne Zusätze, beimpft mit ein wenig bewachsenen Agar. Nach komplettem durchwachsen hat der Ansatz eine Mehl Suspension gespritzt bekommen.
Luft.... der verwendete Beutel hat einen Luftfilter, den sieht man nur nicht.
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Re: Gluckenexperimente

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 28. Dezember 2022 10:51

Danke.
Also dann ist das ein kleiner Filterbeutel. Davon hatte ich mir letztens auch ein paar für eventuelle Gluckenexperimente besorgt.
Ich nehme an, es hat ne Weile gedauert, bis das Holz gut besiedelt war, trotzdem finde ich es erstaunlich. Den Zwischenschritt mit Brut zu überspringen, ist natürlich auch praktisch.
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