Sterilbox: Anwendungsfragen

Moderatoren: Mycelio, leuchtpilz, davidson30

Antworten
Benutzeravatar
SvenLittkowski
Foren - Mitglied
Beiträge: 70
Registriert: Mittwoch, 13. Oktober 2010 20:06
Wohnort: 18°00'33.64" N 76°46'50.73" W
Kontaktdaten:

Sterilbox: Anwendungsfragen

Beitrag von SvenLittkowski » Donnerstag, 28. November 2013 06:47

Ich habe nun endlich eine Sterilbox, aber wie benutze ich sie optimal? Wenn ich Substrat abkoche, dann ist es im Kochtopf und sehr heiss. Auf dem Weg in die Box kann das Substrat doch wieder Schimmelsporen abbekommen, oder? Auch beim Umfuellen in kleiner Container, welche ich in die Box nehmen kann.

Kann mir jemand erklaeren, wie man mit so einer Box arbeitet, um ungewollte Sporen zu vermeiden? Vorl allem Das Hineinbringen von Substart und anderen Dingen in die Box ist nun interessant fuer mich. Vielen Dank.

BildBild

BildBild

BildBild

Made in Jamaica - Die eigene Sterile Box

Endlich habe ich mir diesen Wunsch erfuellt: eine eigene Sterile Box fuer meine Pilzzucht! Und sogar das Design ist von mir selber (ob es was taugt, ist jedoch noch eine ganz andere Frage)!

Die Form der Box entspricht den ergonomischen Anforderungen: Ich sitze davor, und meine beiden Arme arbeiten innerhalb der Box. Daher die schraegen Waende, wo die Arme durch die luftdichte doch elastische und dehnbare Membran hindurchgehen. Fuer die Membran habe ich zwei Kuechengummihandschuhe aufgeschnitten und deren Material verwendet, mit einer grossen Oeffnung darin.

Ein HEPA-Filter ist bereits bestellt und auf dem Weg zu mir, der wird oben auf der Deckplatte eingebaut zusammen mit einem PC-Ventilator. Dann wird gefilterte Luft hineingeblasen, und drueckt jegliche normale Luft raus bzw. verhindert das Eindringen normaler Luft mit all ihren Bakterien und unerwuenschten Pilzsporen. Aber schon jetzt kann ich mit der Box arbeiten. Ich spruehe sie mit Hydrogen Peroxide ein von innen, wie auch die Luft indrinnen.

Ich habe angefangen, essbare Pilze zu zuechten. Aber deren Substrate sind so schimmelanfaellig, dass man diese Sicherheitsmassnahme ergreifen sollte (Box), um die Luft und das abgekochte Substrat keimfrei zu halten. Nur dann haben die erwuenschten Pilzsporen die Chance, das Substrat zu durchwachsen und mich mit vielen, vielen Pilzen zu belohnen!

Zu den Fotos: die Box ist zu 80% fertig, doch Tesafilm haelt noch die Glaswaende zusammen, bis das Silikon dazwischen getrocknet ist. Der Handgriff oben ist noch etwas schraeg. Und am Schluss wird ein schwarzes Stoffband (angeklebt) um den Kasten herum laufen (eines oben, eines unten), um zusaetzliche Festigkeit zu geben. Und ein Luftfilter kommt ebenfalls noch hinzu...
Bild
Vielen Dank für Eure Zeit, Absicht, Mühe und Ideen. Grüße, Sven
- International Seed Exchange Forum (ISE) (derzeit Hosting-Transfer)
w_ciossek
Pilzfreak
Beiträge: 163
Registriert: Mittwoch, 09. September 2009 07:23
Wohnort: Hamburg

Re: Sterilbox: Anwendungsfragen

Beitrag von w_ciossek » Montag, 10. Februar 2014 18:14

Hallo Sven,
Mit einen PC-Lüfter einen Hepa-Filter zu betreiben, wird nicht funktionieren. Ein solcher Filter braucht wirlich einen sehr großen Druck, wo man schon mit einen Gebläse arbeiten muß. Falls man einen alten aber sehr starken Staubsauger hat, kann man dessen Gebläse ausbauen und verwenden, am sonsten ist ein Gebläse für den Hepa-Filter eines der teuersten Anschaffungen zum Bau einer Sterilbox.

Alternativ zu Hepa-Filter und Gebläse kann man in der Box eine Schutzatmossphäre erzeugen, die man chemisch erzeugt. Chemisch erzeugte Gase sind keimfrei, da sie aus einer chemischen Reaktion gerade gebildet werden. Der Raum wird also mit keimfreien Gas gefüllt und die Luft wird herausgeblasen, sofern man ein entsprechendes Ventil in diese Box einbaut, wo nur Luft raus kann, aber nicht rein. Eine solche Schutzatmossphäre erzeugt man mit einen Brenner! Dieser braucht zwei Gaszuführungen (Schläuche) Solche Brenner gibt es für den Schweißbedarf. Also mit einen Druckluftschlauch und einen Propangasschlauch. Im Brenner wird dann die Luft mit Propan zu einen Knallgasgemisch und brennt dann mit einer extrem heißen Flamme ab, so daß die Luft in dieser über 1700°C heißen Flamme ebenfalls keimfrei wird. Es enteht Kohlendioxyd und Wasserdampf, welches also die chemisch erzeugte Schutzatmossphäre ist. Der Brenner kann jedoch weiterbrennen, auch wenn die Schutzatmossphäre nach und nach zu Kohlenddioxyd und Wasserdampf geworden ist und die ursprüngliche Luft ausgetrieben ist. Durch den Brenner erzeugten Abgase steigt der Druck in der Box und die Kontis können nicht reinfliegen. Die Flammengröße läßt sich natürlich regeln, so daß es nicht zu warm wird in der Box. Vorsichtshalber bringt man dort auch ein Thermometer an oder Thermofolien, wie man sie für den Aquarienbedarf erhalten kann, die die Temperatur anzeigen. Einen Brenner braucht man ja eh, um Skalpelle, Impfösen etc. abzuflammen, damit sie steril werden. Der Wasserdampf bindet obendrein Staubteilchen, Sporen usw. die dann an den Wänden kondensieren. Gegbenfalls bräuchte man einen Scheibenwischer, wenn Wasserdampf sich an der Sichtscheibe niederschlägt.

Nun nach deinen Bildern zu urteilen ist die Box nicht allzu groß, wie die Hand es beweist, so daß große Substratmengen für Substratblöcke weniger geeignet scheinen. Die würde ich dann im Badezimmer, wo es meist alles gekachelt ist und man ordentlich Dampf machen kann, beimpfen, während die Impfbox für Reinkulturen in Petris oder kleinen Gläsern reserviert wird. Da du mal geschrieben hast, daß du kein Agar Agar erwerben kannst, wirst du wahrscheinlich sterilisiertes Substrat in verschlossenen Glasgefäßen in die Box stellen, die du vorher mit Desinfektionsspay besprühst. Erst in der Box werden sie geöffnet. Falls man Pilze klonen will, so werden sie außen kaum keimfrei sein, auch wenn man sie mit H2O2 kurz untertaucht. Beim Klonen reißt man eh den Stiel auseinander, um in das sterile Innere des Pilzes zu gelangen. Man kann die Pilze auf Tempotaschentücher legen, die mit Desinfektionsmittel befreuchtet sind.

Du hast geschrieben, daß du das Substrat in einen Kochtopf kochst, um es zu sterilisieren. Nun ich hoffe, daß es kein gewöhnlicher Kochtopf ist, sondern ein Dampfdruckkochtopf oder ein Miniautoklav. Auch hier kannst du das Substrat bereits in Substratbeuteln oder bei kleineren Mengen in Gläsern sterilisieren, so daß die Beutel nur zwecks der Beimpfung geöffnet werden.

Den Hepafilter würde ich mir für eine große Reinbank sparen, sofern dir die Pilzzucht zu Kopfe steigt und man große sterile Mycelmengen produzieren möchte.

Gruß Wolfgang
Antworten

Zurück zu „Steriltechnik“