Alifungi hat geschrieben:Es soll ja vor allem an die jüngere Generation und Privatpersonen, die sich eben noch nicht so mit der Kultivierung auskennen, gerichtet sein. Das heißt mit dem Set selbst kommt auch die Anleitung und alles Notwendige Wissen.
Das ist natürlich gut! Ich denke, das Wissen ist das Wichtigste. So ein Set hat natürlich den Vorteil, dass man sich nichts zusammensuchen muss, sondern gleich ein komplettes Set hat, mit allem was man braucht. So ein Designer-Gefäß kostet natürlich auch Geld und treibt den Preis in die Höhe. Was für einen Endpreis stellst du dir denn da vor? Als Schulprojekt über mehrere Wochen kann ich mir das gut vorstellen. Ich bin selbst Mitarbeiter in der Biologie.
Man muss sich also nicht erst mal tagelang damit beschäftigen was für Zubehör ich brauche, welches Substrat am besten genutzt wird und sich nötiges Wissen über die Dauer der Kultivierung aneignen.
Inbesondere beim Substrat möchte ich widersprechen. Der Austernpilz ist im Wald einer der wichtigsten Holzzersetzer und auch als Weißfäule bekannt. Der Name kommt nicht etwa vom weißen Mycel, sondern weil sich das befallene Totholz weiß färbt. Der Grund ist, dass der Austernpilz zuerst Lignin (Holz) und dann die weiße Cellulose abbaut. Somit kommt man dann auch schnell auf mögliche andere Substrate, nämlich totes Pflanzenmaterial, alte Zeitungen, Stroh etc. pp. Allerdings würde ich nie Pilze auf alten Zeitungen kultivieren (btw: züchten ist in diesem Zusammenhang das falsche Wort), da dort jede Menge Chemikalien drin sind, die die Pilze akkumulieren (z.B. Titandioxid, wenn ich mich recht erinnere). Überhaupt neigen Pilze dazu, alle möglichen, giftigen Stoffe anzureichern, auch Schwermetalle. Daher würde ich als Substrat grundsätzlich nur möglichst naturbelassene oder zumindest unbedenkliche Substrate verwenden. Strohpellets sind da für mich perfekt: trocken, geringes Volumen (gepresst), haltbar, gut durch den Pilz abbaubar, ungiftig.
Man muss ja davon ausgehen, dass die Verbraucher weniger Ahnung davon haben als die meisten hier im Forum

Deswegen halte ich den didaktischen Teil für den wichtigsten.
Die Ausbeute muss auch nicht sonderlich hoch sein, es geht mehr darum, dass man den Prozess nachvollziehen kann und künftige Generation dadurch lernen wie der Organismus lebt,
wovon er sich ernährt und eben auch für die Welt der Pilze und für die Produktion sensibilisiert werden.
Gute Sache. Ich persönlich mache viel selbst, sowohl technische Dinge, als auch "biologische" (z. B. auch Met). Viele Kids heute wissen viel zu wenig über die Natur und den Kreislauf des Lebens. Aber teilweise kommt das gerade wieder in Mode.
Falls du weitere Anregungen hast, freue ich mich!
Immer

Wie gesagt, ich halte den Teil, wo Wissen vermittelt wird, für den wichtigsten. Gute Illustrationen verstehen sich von selbst, aber da habe ich ein gutes Gefühl, wo ich deine Entwürfe ja bereits gesehen habe.

Man kann wirklich viel Wissen vermitteln und eventuell auch Versuche durchführen. Mal ein Beispiel: Der Austernpilz ist etwas sensibel, was den CO2-Gehalt der Luft angeht. Ist der CO2-Gehalt zu hoch (bei mangelnder Belüftung), dann wachsen sie deformiert. Der CO2-Gehalt - sofern er denn konstant ist - korreliert mit dem Stem-to-cap-ratios (das Größenverhältnis von Stamm zu Hut).
Eventuell auch interessant: Der Lichteinfluss auf die Farbe der Fruchtkörper. Am schönsten wachsen sie eigentlich draußen, wo sie recht dunkel werden. Unter Kunstlicht werden sie meist sehr viel heller und ohne oder mit sehr wenig Licht (nicht empfohlen) sind sie beige bis fast weiß.
Man kann so viel erzählen über das Ökosystem oder auch über die Vielfalt und Schönheit der Pilze. Die meisten sind ja mikroskopisch klein und gar keine Ständerpilze, sonder Hefen und Schleimpilze etc. Manche verursachen Hautkrankheiten (Fußpilz), befallen bei zu zuckerreicher Ernährung den Magen-Darm-Trakt (Candida), andere sind Pflanzenparasiten, giftig und wurden als Medikament gebraucht (Mutterkorn). Viele Pilze (Schlauchpilze und Hutpilze) werden seit Jahrtausenden als Medikament verwendet (Reishi, Shiitake). Der Knollenblätterpilz beinhaltet eines der fiesesten natürlichen Gifte überhaupt und wurde auch für Giftmorde verwendet. Schlauchpilze sind oft kulinarisch interessant (Speisemorchel, Spitzmorchel), aber in Asien gibt es eine sehr schöne Morchel, von deren Geruch eine Frau bereits einen Orgasmus kriegen soll. Irgendwo gibt es auch ein Video von dem Pilz, der einen optisch sehr interessanten Schleier bildet.
Oder eher praktisch an die Sache herangehen, mit Hinblick auf Permakultur, was kann man alles selber machen, was kann man verwerten und möglichst nachhaltig leben.
Eigentlich könnte man daraus eine ganze Reihe machen
