Pferdemist und Pilzkultur

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malda
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von malda » Dienstag, 29. September 2020 18:23

Monti hat geschrieben: Dienstag, 22. September 2020 21:16
Ich war ja auch scharf auf den Büschelrasling und hätte gerne mit experimentiert. Ich hab aber momentan alles eingestellt und werde es zumindest diesen Winter nicht wieder aufnehmen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Pilzkultur so viel Zeit beansprucht. Auch wenn es riesen Spaß macht, es leiden andere Dinge darunter die mir wichtiger sind und daher muss die Pilzkultur pausieren. Ein paar Stämme hab ich noch drausen liegen die gerade durchwachsen dürfen aber das wars. :? Wenn ich es wieder aufnehme habe ich aber beschlossen mich auf ein oder zwei Kulturen zu beschränken wovon einer mit Sicherheit der Samtfußrübling wäre, der hats mir angetan.
Ja, Pilze können Zeit fressen...
Schade das wir dann erstmal auf deine experimentellen Beiträge verzichten müssen, aber vielleicht packts dich ja irgendwann wieder 😀. Gerade deine Stickstoff Spielereien und unsterile Ansätze fand ich überaus interessant...
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Monti
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von Monti » Montag, 05. Oktober 2020 20:44

Ja mich reut es auch aber es geht momentan einfach nicht. Ich schaue aber hier auch immer rein und sofern ich was beitragen kann, tu ich das!

Der Rasling ist übrigens recht langsam unterwegs auf dem Kimmig-Agar. Vielleicht hats aber auch was damit zu tun, dass die Platte schon "überlagert" ist...

Ansicht von unten:
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von GrafDracula » Dienstag, 06. Oktober 2020 06:49

Monti hat geschrieben: Montag, 05. Oktober 2020 20:44 Vielleicht hats aber auch was damit zu tun, dass die Platte schon "überlagert" ist..
Mit meinen Platten hatte ich früher nur Probleme, wenn sie aufgrund des Alters ausgetrocknet sind, dann geht da natürlich nix mehr. Hab letzte Woche erst Agarplatten verwendet, die ich Anfang Februar diesen Jahres angesetzt hatte (also 8 Monate alt) ... funktionierte einwandfrei, wie am ersten Tag. Sofern man es schafft, dass da keine Konti reinkommt und sie eben nicht austrocknet, sind die meiner Erfahrung nach fast unbegrenzt haltbar.
Pilzzucht-DAU ... hat ganz viel Meinung bei wenig Ahnung :-)

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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von malda » Dienstag, 06. Oktober 2020 07:50

GrafDracula hat geschrieben: Dienstag, 06. Oktober 2020 06:49 Hab letzte Woche erst Agarplatten verwendet, die ich Anfang Februar diesen Jahres angesetzt hatte (also 8 Monate alt) ... funktionierte einwandfrei, wie am ersten Tag. Sofern man es schafft, dass da keine Konti reinkommt und sie eben nicht austrocknet, sind die meiner Erfahrung nach fast unbegrenzt haltbar.
Das kann ich nur bestätigen. Leider schaffts dann meistens doch irgendwann, irgendwie, irgendein Konti. Wenn nach 2-3 Monaten dann doch was ungewolltes wächst hab ich mich schon öfter gefragt, ob die dann schon von Anfang an auf der Platte waren es nur nicht geschafft haben loszuwachsen oder ob sie nachträglich im Laufe der Zeit irgendwie auf die Platte kam (durch den Parafilmverschluss...?)...
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von malda » Mittwoch, 28. Oktober 2020 15:53

Ich habe mich lange um die Auster gedrückt, aber jetzt habe ich sie im Pferdemist-Test nachgezogen. Und wie eigentlich zu erwarten mag sie Pferdemist-Substrat (was mag die Auster eigentlich nicht....?).
Zunächst einmal die „normale“ Supermarkt Auster mit autoklaviertem Pferdemist bzw. autoklaviertem Pferdemist/Weichholz Substrat. Beimpft mit einem Stück bewachsenem MEA Agar. Die Auster wächst 1a und fruchtet auch 1a. Bei den Gläschen musste ich gar nichts an den Bedingungen ändern, die Auster fängt nach einer gewissen Zeit einfach an zu fruchten (1.Bild Auster auf Pferdemist/Weichholz; 2. Bild Auster auf Pferdemist).

Bei der Sommer-Auster (ggf. Lungenseitling - Wildfund) sieht das eigentlich nahezu identisch aus. Die Fruchtung auf reinem Mist scheint allerdings nicht gar so spontan zu laufen, aber sie geht auch ohne weiteres zutun/verändern der Bedingungen (3. Bild Sommer-Auster auf Pferdemist/Weichholz; 4. Bild Sommer-Auster auf Pferdemist)
Und da man ja auch mal Pilze zum Verzehr haben möchte fehlt noch das Ergebnis auf mikrowellisiertem Pferdemist/Weichholz Substrat – das Substrat (mit "mikrowellisieren" als Vorbehandlung) das mich eigentlich interessiert. Und die Supermarkt-Auster zeigt auch hier, was man von Ihr erwartet - Sie wächst und fruchtet! (Bild 5 Auster auf mikrowellisierem Pferdemist/Weichholz)
Ich denke, das war's erstmal zur Auster, ich „fokussiere“ mich eher auf den KS – der schmeckt besser :D
… und ausserdem warten noch viele andere Pilze darauf getestet zu werden....
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von malda » Freitag, 12. Februar 2021 17:56

Ich will mal was zeigen,was ich sehr interessant finde - aber nicht ganz einordnen kann.
Prinzipiell wächst der KS auf sterilem oder pasteurisiertem Pferdemist ganz OK. Was aber noch interessanter ist (finde ich), ist wie er sich auf/mit unbehandeltem Pferdemist verhält. Hier zu sehen ist ein Mini-Ansatz Mist auf den ich 1 Teelöffel KS Körner gegeben habe. Im Vergleich dazu ein steriler Ansatz. Das ganze nun nach etwa 3,5 Wochen (die Knubbel kommen aber schon deutlich früher). Irgendwie sieht das für mich so aus als würde der KS im Pferdemist Ansatz anfangen wollen zu fruchten... oder?
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von Mycelio » Samstag, 13. Februar 2021 07:58

Ich würde sagen, der KS hat so viel vom unbehandelten Mist besiedelt, wie er konnte. In den restlichen Bereichen kann er sich nicht gegen irgendwelche Mikroben durchsetzen und jetzt fruchtet er.

malda hat geschrieben: Dienstag, 10. September 2019 19:29 Eigentlich müssten doch ganz viele der gängigen Kulturpilze auf Pferdemist (mit Zusätzen?) wachsen, sollte doch vieles/alles drin sein was der Pilz so braucht....?
Kommt ganz darauf an. Pferdemist kann ganz verschieden sein, entweder frische Pferdeäpfel, Äpfel + Urin, Äpfel + Urin + Stroh und das alles kann verschieden alt oder vom Regen ausgewaschen sein.
Da hier irgendwo "frisch" und "99%" steht und der Parasol nicht einwachsen will, gehe ich mal davon aus dass du pure Äpfel sammelst, kurz nachdem sie aus dem Pferd kommen. Frische Pferdeäpfel haben nicht übermäßig viele Nährstoffe, sonst würde der Shiitake nicht richtig fruchten.
Ich hatte selbst mal frische Pferdeäpfel für sterile Substratexperimente getrocknet und musste feststellen, dass sie für Kompostpilze bzw. Sekundärzersetzer ungeeignet sind. Von den reinen Primärzersetzern müssten aber die meisten damit zurechtkommen.

malda hat geschrieben: Dienstag, 10. September 2019 19:29 Warum wird eigentlich der Pferdemist für Champignons kompostiert? Nur zur „Hygienisierung“, also zum Abtöten von Schadorganismen oder hat das noch andere Gründe? Ich könnte mir vorstellen, dass aufgekochter oder autoklavierter Pferdemist genauso gut von Pilzen verwertet werden kann wie Kompost (was Bakterien können können die Pilze doch allemal).
Nicht ganz. Der Pferdemist wird dafür ja noch mit Gips und stickstoffhaltigen Zusätzen aufgepeppt. Wenn dann die Heißrotte in Gang kommt, thermophile Organismen übernehmen und die Temperatur immer weiter steigt, werden natürlich die ganzen Krankheitserreger und deren Sporen abgetötet, aber für Sekundärzersetzer ist viel wichtiger, dass das Stroh am Ende leichter verwertbar ist (braun und weich statt gelb und fest), und ein Maximum an Stickstoffverbindungen in Form von eher harmlosen Mikroben im Substrat verbleibt. Diese Mikroben (meistens Strahlenbakterien, die sich erst beim Abkühlen ausbreiten) sorgen dann auch für Schimmelresistenz trotz hohem Nährstoffgehalt.
Der andere Carsten (Pilzboy) hat das mal sehr erfolgreich durchgeführt und hier beschrieben:
viewtopic.php?f=69&t=2099#p15702

malda hat geschrieben: Mittwoch, 09. September 2020 19:59 Größte Herausforderung ist die Feuchtigkeit bzw. die sich ändernde Feuchtigkeit des Substrates. Was am Anfang beim Beimpfen noch ideal scheint ändert sich im Laufe der Kultur. Als nächstes werde ich versuchen die Feuchtigkeit des Substrates weiter abzusenken, bzw. die Lage der Beutel während der Wachstumsphase zu ändern, damit sich die Feuchtigkeit nicht an einer Stelle sammelt. Aber immerhin habe ich nun auch ein paar Ansätze bei denen ich schon ein wenig mit der Fruchtung herumspielen kann und dann zeigt sich so langsam was das Substrat kann (oder auch nicht). Bei den besser durchwachsenen Ansätzen scheint es so als bilden sich zahlreiche Primordien. Mal schauen was da bei raus kommt.... :roll:
Hast du schonmal versucht, Könerbrut mit dem gleichen Volumen von deinem mikrowellenpasteurisiertem Mist zu mischen? Da sollte die Besiedelung sehr schnell gehen und du kannst nach ein paar Tagen alles zerbröseln und nochmal mit Mist mischen.

Grüße, Carsten
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von malda » Samstag, 13. Februar 2021 17:04

Mycelio hat geschrieben: Samstag, 13. Februar 2021 07:58 Ich würde sagen, der KS hat so viel vom unbehandelten Mist besiedelt, wie er konnte. In den restlichen Bereichen kann er sich nicht gegen irgendwelche Mikroben durchsetzen und jetzt fruchtet er.
Genau. Und gerade das finde ich erstaunlich, denn er steht bei 20 Grad und die Größe des Mycels ist, naja, bescheiden groß. Unter diesen Bedingungen starten meine mikrowellisierten Kulturen das Fruchten eher ungern.... Vielleicht probier ich mal ein Mist casing... ist dann natürlich nichts zum Essen, aber interessiert mich einfach...
Mycelio hat geschrieben: Samstag, 13. Februar 2021 07:58 Pferdemist kann ganz verschieden sein, entweder frische Pferdeäpfel, Äpfel + Urin, Äpfel + Urin + Stroh und das alles kann verschieden alt oder vom Regen ausgewaschen sein.
Da hier irgendwo "frisch" und "99%" steht und der Parasol nicht einwachsen will, gehe ich mal davon aus dass du pure Äpfel sammelst, kurz nachdem sie aus dem Pferd kommen. Frische Pferdeäpfel haben nicht übermäßig viele Nährstoffe, sonst würde der Shiitake nicht richtig fruchten.
Ich hatte selbst mal frische Pferdeäpfel für sterile Substratexperimente getrocknet und musste feststellen, dass sie für Kompostpilze bzw. Sekundärzersetzer ungeeignet sind. Von den reinen Primärzersetzern müssten aber die meisten damit zurechtkommen.
Mit frisch meine ich, dass das neu vom Misthaufen kommt ("tagesfrisch"). Allerdings brauche ich nicht alles auf einmal auf, so dass der Mist durchaus auch mal mehrere Wochen steht (in sehr grossen Eimern).
Da ist dann ausgemisteter Stall dabei als auch abgeaeppelte Koppel -> Äpfel + Urin + Stroh. Da also auch Urin mit drinnen ist, ist der Stickstoff Gehalt möglicherweise nicht ganz so niedrig...aber genaues weiß man nicht. Und bei so kleinen Mengen wie ich sie nutze auch völlig unterschiedlich von Charge zu Charge. Ziemlicher Nachteil.
Hat Shiitake ein Problem wenn der Stickstoff Gehalt etwas größer ist? Und Parasol, braucht der eher mehr Stickstoff?
Mycelio hat geschrieben: Samstag, 13. Februar 2021 07:58 Nicht ganz. Der Pferdemist wird dafür ja noch mit Gips und stickstoffhaltigen Zusätzen aufgepeppt. Wenn dann die Heißrotte in Gang kommt, thermophile Organismen übernehmen und die Temperatur immer weiter steigt, werden natürlich die ganzen Krankheitserreger und deren Sporen abgetötet, aber für Sekundärzersetzer ist viel wichtiger, dass das Stroh am Ende leichter verwertbar ist (braun und weich statt gelb und fest), und ein Maximum an Stickstoffverbindungen in Form von eher harmlosen Mikroben im Substrat verbleibt. Diese Mikroben (meistens Strahlenbakterien, die sich erst beim Abkühlen ausbreiten) sorgen dann auch für Schimmelresistenz trotz hohem Nährstoffgehalt.
Der andere Carsten (Pilzboy) hat das mal sehr erfolgreich durchgeführt und hier beschrieben:
viewtopic.php?f=69&t=2099#p15702
Sehr interessant...
Das heißt im fertigen Kompost ist der am Anfang zugegebene Stickstoff hauptsächlich in Form lebender Bakterien enthalten?
Auf Shroomery liest man im Zusammenhang mit Pferdemist immer wieder von "fire fang" bzw. Aktinomyceten, ich nehme an die meinst du mit Strahlenbakterien?
Wird der Kompost den man für Champignons verwendet nach der Kompostierung nochmals behandelt (z.B. pasteurisiert)? Wie wird das im industriellen Maßstab gemacht?
Mycelio hat geschrieben: Samstag, 13. Februar 2021 07:58 Hast du schonmal versucht, Könerbrut mit dem gleichen Volumen von deinem mikrowellenpasteurisiertem Mist zu mischen? Da sollte die Besiedelung sehr schnell gehen und du kannst nach ein paar Tagen alles zerbröseln und nochmal mit Mist mischen.
Ja, könnte man mal probieren...
Was gar nicht geht ist mit reiner Substrat Brut zu besiedeln, das hat irgendwie zu wenig Kraft und fängt an zu schimmeln - und diese Pferdemist Ansätze schimmeln ansonsten nicht so leicht!

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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von Mycelio » Samstag, 13. Februar 2021 21:21

malda hat geschrieben: Samstag, 13. Februar 2021 17:04 Vielleicht probier ich mal ein Mist casing... ist dann natürlich nichts zum Essen, aber interessiert mich einfach...
Hm, solange das Myzel dann nicht erstickt... Behalte bitte im Hinterkopf, dass Pferdeäpfel voller Clostridien sind, also den Erregern von Wundstarrkrampf, Botulismus und blutigem, entzündlichen Durchfall.

malda hat geschrieben: Samstag, 13. Februar 2021 17:04 Hat Shiitake ein Problem wenn der Stickstoff Gehalt etwas größer ist? Und Parasol, braucht der eher mehr Stickstoff?
Ja, wenn man es beim Shiitake übertreibt, bekommt man deformierte Pilze oder gar nichts, wobei ich das aber bloß von Fotos und Beschreibungen mit zu viel Getreide und Kleie kenne. Evtl. weiß Maria mehr darüber.
Der Parasol sollte damit kein Problem haben. Ich habe mal monströse Exemplare in einem Tiergehege auf gut uriniertem Boden gesehen und er soll sehr gut auf klassischem Champignonkompost wachsen. Im Wald in Laub- oder Nadelstreu vermute ich aber eher magere Stickstoffgehalte. Da wird er wahrscheinlich dort wachsen, wo Blätter oder Nadeln schon etwas vorverdaut sind.
Falls der Misthaufen groß genug ist, dass er dampft, könnte es interessant sein, etwas älteren Mist zu testen, der nicht gerade direkt an der Oberfläche liegt und bei dem das Stroh braun, weich und leicht zu zerreißen ist.

malda hat geschrieben: Samstag, 13. Februar 2021 17:04 Sehr interessant...
Das heißt im fertigen Kompost ist der am Anfang zugegebene Stickstoff hauptsächlich in Form lebender Bakterien enthalten?
Auf Shroomery liest man im Zusammenhang mit Pferdemist immer wieder von "fire fang" bzw. Aktinomyceten, ich nehme an die meinst du mit Strahlenbakterien?
Wird der Kompost den man für Champignons verwendet nach der Kompostierung nochmals behandelt (z.B. pasteurisiert)? Wie wird das im industriellen Maßstab gemacht?
Genau, überschüssiger Stickstoff entweicht als Ammoniak, gelöstes Ammonium wird biologisch gebunden. Nach der heißen Phase der Kompostierung wird das Substrat noch ein paar Tage warm gelagert, damit sich Strahlenbakterien bzw. Aktinobakterien ausbreiten können. Beides sind aktuelle Bezeichnungen für "Fire Fang". Früher hielt man die für Pilze.
Und nein, der Kompost erhitzt sich ja für einige Tage auf über 60°C und wird mehrmals umgeschichtet, damit auch wirklich alles mal länger erhitzt und gleichmäßig kompostiert wurde.
Im großen Stil wird der Mist in langen Reihen aufgeschichtet und maschinell gewendet.
"Phase II composting" und "Windrow composting" wären da gute Stichworte zum googeln und weiterlesen.

LG
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von malda » Mittwoch, 17. März 2021 17:09

Neues und Finales vom Kräuterseitling auf Pferdemist.
Die Kultivierung vom Kräuterseitling auf Pferdemist/Holz-Substrat betrachte ich mal als gelöst und abgeschlossen.
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Ok, richtig abgeschlossen natürlich nicht, denn man kann sicher noch viel optimieren, aber für dieses Thema schließe ich erstmal den Kräuterseitling und behaupte für diesen Pilz geht das Substart ganz gut und das auch pasteurisiert.
Wenngleich das Substart für mich nahezu grenzenlos zur Verfügung steht, komme ich „Fruchtungsraum-technisch“ leider schon an meine Kapazitätsgrenze, wäre schön wenn der Kräuterseiting auch bei „normaler“ Zimmertemperatur fruchten würde... egal, zur Abdeckung des Eigenbedarfs langt das auf alle Fälle.
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Auf zu neuen Pilzen auf Pferdemist! :D
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von mariapilz » Samstag, 20. März 2021 17:32

:shock: :lol:
da denkt man,er macht hin und wieder mal eine Milchbox... Und dann wird einem klar, dass er viele Pilze verspeist. :wink:

Kannst du etwas zum Ertrag sagen?
Du hast wohl jetzt einen ks der Mist viel lieber mag, als eine neue gekaufte Kultur. Du kultivierst ihn ja jetzt schon einige Generationen auf Mist. oder?
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von malda » Sonntag, 21. März 2021 06:33

mariapilz hat geschrieben: Samstag, 20. März 2021 17:32 Kannst du etwas zum Ertrag sagen?
Ja, bedingt. Also wenn die Tüte richtig durchwachsen ist habe ich bisher ca 13.5 % vom eingesetzten Substrat (feucht). Leider kommt es durchaus vor, das Tüten ausfallen weil sie nicht durchwachsen sind. :cry:
Da ist noch Optimierungspotential ...
mariapilz hat geschrieben: Samstag, 20. März 2021 17:32 Du hast wohl jetzt einen ks der Mist viel lieber mag, als eine neue gekaufte Kultur. Du kultivierst ihn ja jetzt schon einige Generationen auf Mist. oder?
Da ich immer wieder von Ursprungsplatten ausgehe (geklonter Supermarkt Pilz), um neue Körnerbrut herzustellen, überrasche ich den Pilz eigentlich immer wieder neu mit Pferdemist - da ist also nichts mit gewöhnen an Mist.
Vor kurzem gab's hier einen koreanischen KS im Supermarkt (zu ziemlichen Kampfpreisen) - hab den gleich mal geklont, mal gucken, vielleicht verhält der sich ja anders.
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von malda » Donnerstag, 06. Mai 2021 16:39

Ich hab mal wieder 2 Pilze mit Pferdemist beglückt :) . Zum einen einen Kultur Champignon aus dem Supermarkt (unten links), der sich wieder erwarten recht einfach klonen ließ. Hier war ich mir eigentlich recht sicher, daß er auch auf unverrottetem Mist irgendwie wächst, zumal Monti sowas ja auch schon gezeigt hat (https://www.kulturpilz.de/viewtopic.php ... 65&p=34425).
Und zum anderen den Büschelrasling von Monti (unten rechts), der in seiner Wachstumsgeschwindigkeit auf Agar doch sehr an die Glucke erinnert...
Leider, leider ist mir ein ziemlich dusseliges Missgeschick passiert, :? so dass ich nicht mehr sagen kann, ob das Pferdemist Substrat mit etwas Weizenmehl aufgepeppt wurde... Ich hatte sowohl mit als auch ohne Weizenmehl angesetzt und jeweils einen der beiden Ansätze wegen akutem Gläser Mangel vorzeitig aufgelöst... nur welcher?
Egal, kann man ja nochmal machen. Also das Substrat wurde sterilisiert und mit einem bewachsenen Agar Stück beimpft. Beide Pilze wachsen zwar durch das Substrat, aber sie lassen sich Zeit - das Substrat scheint noch ziemlich suboptimal zu sein. Beimpft wurde am 14.03.
Jetzt wäre eigentlich die Zeit gekommen, um an Fruchtkörper zu denken. Ok, die Gefäße sind natürlich ziemlich klein, aber man kann's ja mal versuchen und da sollte man bei beiden Arten wohl mit Deckerde/Casing arbeiten. Nur..., meine bisherigen Casing Erfahrungen sind ziemlich limitiert - was nehm ich da, was macht Sinn? Wie geh ich da vor?

VG Dietmar
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von Mycelio » Samstag, 08. Mai 2021 12:49

Also das Standard-Abdeckmaterial für Zuchtchampignons ist ungedüngter Torf mit Kalk.
Du willst irgendetwas, das nährstoffarm, pH-Neutral, und luftig ist, sowie Mikroben enthält.
Alte, ausgelutschte Blumenerde klappt auch gut, sollte aber bei 60 - 70°C Pasteurisiert werden, sonst bekommst du schnell Probleme mit Milben, Nematoden und Trauermücken.
Wenn du die Gläser damit bis zum Rand locker füllst und es feucht, aber nicht nass hältst, wirst du staunen, wie schnell der Champignon da durch wächst.
Büschelraslinge brauchen oft lange, bis sie fruchten. Der, den ich mal hatte, wollte kalte Nächte <= 10°C. Ich habe aber auch schonmal welche im Sommer gefunden. Da würde ich den Sommer über mehr Substrat anzüchten und im Garten vergraben.
LG
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Re: Pferdemist und Pilzkultur

Beitrag von malda » Sonntag, 09. Mai 2021 05:57

Danke schon mal, .. wenn Torf der Standard ist probier ich's einfach mal damit. Hast du vielleicht zur Orientierung eine Empfehlung wieviel Kalk auf wieviel Torf kommt?
Das es da auch mal Problemen mit Mücken geben kann sehe ich gerade bei einem Pferdemist Casing Experiment beim KS.... :shock:
VG Dietmar
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