ohkw hat geschrieben: ↑Donnerstag, 12. März 2020 16:07
Habe leider keines und ich weiß auch nicht ob ich mir eines kaufen werde. Bei dem was ich gerne hätte wären mit Mikroskopkamera gute 600€ zu investieren (SWIFT SW380T plus 10MP Kamera). Das muss ich mir genau überlegen ob ich das mache da es sowieso fraglich ist, ob ich das überhaupt hinbekäme.
Da würde ich von abraten. In dem Preissegment findest du keine neuen Mikroskope, welche etwas taugen. Minimum 1500-2000 Euro bei einem Neuen Durchlichtmikroskop bzw. 1500 Euro bei einem Stereomikroskop. Wobei selbst solche Mikroskope noch nicht optimal sind. Bei dem Budget von 600 Euro würde ich zu einem gebrauchten Zeis oder Olympus greifen.
ohkw hat geschrieben:
1. Sporen Abdrücke von besonders vitalen/ertragreichen Kulturen und Wildfunden
2. Vereinzelungsansätze (Verdünnung) um monoploid/haploide Einzelkulturen zu erhalten aus denen man die besten auswählt
3. Mating-Ansätze der besten Einzelkulturen (.z.B. jeweils 4 auf eine Platte).
4. Umplattieren aus den Kontaktstellen wo es danach aussieht, dass Mating stattgefunden hat.
5. Selektion der diploiden/polyploiden Kulturen auf Wachstum und Ertrag etc.
Das Vorgehen ist im professionellen Bereich ähnlich. Es werden Sporen (von erfolgsversprechendem Ausgangsmaterial) vereinzelt und sog. monokaryote Kulturen angelegt (häufig dutzende bis hunderte). Diese werden entweder durch Kreuzungsversuche Mating-type-typisiert oder mittlerweile mittels molekularbiologischer Methoden. Anschließend werden gezielt einzelne monokaryote Kulturen gekreuzt und anschließend mittels Hellfeldmikroskopie (bei Arten, die Schnallen bilden) oder Fluoreszenzmikroskopie/DAPI (bei Arten, die keine Schnallen bilden. Beispielsweise Champignons) kontrolliert, ob dikaryotes (und somit fruchtungsfähiges) Myzel vorliegt. Anschließend werden dikaryote Isolate auf Substrat getestet. Anhand der damit gewonnenen Informationen kann die Auswahl, welche monokaryote Kulturen sich zu besonders zur Kreuzung eignen, immer weiter verbessert werden.
Prinzipiell eine schöne Anleitung. Leider teilweise veraltet. Das wird immer von Stamets abgeschrieben, der das in seinem Buch schon falsch beschrieben hat. Rhizomorphes Myzel ist bei Magic Mushrooms (Psilocybe sp.) ein Selektionsmerkmal. Bei den meisten Speisepilzen nicht!
malda hat geschrieben:was sind die besten? Die am schnellsten wachsenden? Ich glaube es ist nicht möglich aufgrund des Wachstums vom Mycel auf spätere interessante Merkmale zu schließen (=> Größe der Fruchtkörper, Fruchtungstemperatur, Frchtungszeitpunkt..). Von daher pickst Du Dir irgendwelche Klone ohne zu wissen welche Merkmale diese ausprägen …. aber ist nur meiner Vermutung. Zudem ist die Ausprägung von Merkmale möglicherweise nicht nur durch ein Gen bedingt (möglicherweise durch die Kombination vieler Gene) => das würde die Situation enorm komplizieren...
Aber irgendwie muss es ja gehen und das auch noch innerhalb eines Lebens...
Sehr gute Frage! Natürlich ist schnell wachsendes Myzel ein Merkmal, da sonst später die Spawn-Produktion zu lange dauern würde. Aber wichtig ist vor allem, wie gut der Strain fruchtet und wie die Fruchtkörper beschaffen sind. Daher entscheidet sich erst, ob eine Kultur brauchbar ist, wenn man die fruchten lässt. Daher ist der Prozess einen guten Strain zu züchten auch so aufwändig. Dafür sind teils hunderte Testkulturen auf Substrat notwendig.
Mittlererweile versucht man daher mithilfe molekularbiologischer Methoden (Genanalyse) schon vor den Testkulturen möglichst vielversprechende Kulturen zu identifizieren. Das wird vermutlich in den kommenden Jahren immer mehr zunehmen.
Natürlich sind die wünschenswerten Merkmale von zahlreichen Genen beeinflusst. Sonst wäre es ja langweilig
mariapilz hat geschrieben:So verstehe ich es: ja din schnellst wachsenden Hyphen sind die besten. wiso... Weil sie "geradeaus" wachsen rhizomorph. wiso ist das gut... Weil diese stränge die Nährstoffe von weit her holen können... Alles zusammensammeln. Währenddessen das fluffige myzel nicht weit kommt und irgendwie herumirrt. Das rhizomorpheinzige müsste auch durch die tolle nährstoffladung die besten Fruchtkörper bringen. Was Fruchtungstempratur usw. angeht muss man wohl ausprobieren
Wie gesagt, das gilt so vor allem für Psilocybe sp, nicht aber für die meisten Speisepilze.
ohkw hat geschrieben:
Wie es aussieht ist wohl nicht ganz einfach Monokaryons zu bekommen, weil Sporen gerne zusammen kleben....
Sporen sind wasserabweisend, daher aggregieren sie. Da hilft auch in steriles Wasser geben und kräftig schütteln nicht. Hilfreich ist die Zugabe von oberflächenaktiven Substanzen. Beispielsweise Tween 20. Besser wirksam wären anionische Tenside, allerdings sind diese auch toxischer für die Sporen.
Am besten macht man eine Sporensuspension in 0,1% Tween 20 mit beispielsweise 10^6 Sporen/ml und plattiert davon 10 Mikroliter auf eine Petrischale und verteilt sie gleichmäßig. Nach einem (bzw. mehren Tagen, je nach Keimungsgeschwindigkeit) kann man dann unter dem Stereomikroskop schauen, welche Sporen keimen. Die, die keimen und alleine liegen kann man dann mithilfe einer Nadel auf neuen Platten vereinzeln.
Hier sieht man beispielsweise einzeln liegende und schon keimende Cordyceps militaris Sporen (Cordyceps bilden Sporen, welche in zahlreiche genetisch identische Einzelsporen zerfallen aber häufig noch als Strang erhalten bleiben. Die Sporen wurden übrigens nach einem anderen Verfahren als dem oben genannten gewonnen, da solche Sporen andernfalls in zahlreiche isolierte Einzelsporen zerfallen würden)
