Pioppino auf Buche

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Mycellum
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Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycellum » Freitag, 12. März 2021 12:31

Liebe Pilzfreunde und Innen,
es freut mich ein Forum gefunden zu haben in dem man sich über die Materie mit Erfahrenen austauschen kann - zumal leider in meinem Umfeld niemand Erfahrungen mit Pilzzucht & Co hat, an dieser Stelle also mal ein herzliches Hallo :D

Daher hab ich an dieser Stelle gleichmal ein paar "Anfängerfragen"
Ich hatte geplant Pioppino auf Holz zu züchten - in meiner Suche habe ich zwar sehr viele Beiträge über die Zucht auf Substrat gefunden, jedoch vergleichsweise wenig über den Anbau auf Stammholz. Manche PIlzbrutproduzenten beschreiben die Möglichkeit Pioppinos auch auf Buche züchten zu können - allerdings hab ich dort auf Informationen gefunden dass Kräuterseitlinge auf Stämmen wachsen :? - daher bin ich da ein bisschen skeptisch.

Aus unterschiedlichen Seiten geht hervor das die Pappel ideal für Pioppino ist - nur leider für mich nicht verfügbar, dafür bekomm ich Buchen vom Nachbarn quasi umsonst (Seitlinge in allen Variationen schon beimpft).
Hat jemand Erfahrungen damit Pioppino auf Buchen bzw. Hartholz zu ziehen - oder ist das ein aussichtsloses unterfangen. Mit längerer Durchwachszeit könnt ich leben. Alternativ hätt ich auch noch ein paar Stämme Sanddorn über - der hat leider den letzten schweren Schnee im Februar nicht überstanden.

Und nebenbei- was ist eure persönliche Erfahrung - tendiert ihr für Stammbeimpfung eher zu Sägemehl oder zu Körnerbrut? Praktische Erfahrung fehlt mir hier leider, aber der Logik nach müsste Körnerbrut aufgrund des höheren Nährstoffgehaltes zu schnellerem Einwachsen führen.

Und noch eine Frage:
Bzgl. Holz und Restfeuchte:
Werte Shiitake auf Eiche ziehen, diese wurde Mitte Februar geschlagen - Durchmesser zwischen 8-20cm - wurde schattig gelagert, dennoch am Stirnholz einige kleinere Trockenrisse - wurdet ihr zuvor 24 Stunden wässern oder gleich beimpfen bzw. wie hoch sollte der Holzfeuchtigkeitsgrad sein. Und wie lagert ihr die beimpften "Stämme" bei Shiitake? Kommen die zusammen mit den anderen Pilzen in die Miete oder lagert ihr die extra?

Sorry für die vielen Fragen, aber vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen
Salus aegroti suprema lex
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Mycomane
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycomane » Freitag, 12. März 2021 16:52

Hallo Mycellum,
und ein ganz herzliches Willkommen im Forum! :D
Schön, dass du dich so ausführlich vorstellst.
Kann mir zwar vorstellen, dass der Pioppino auch auf reinem Holz wachsen kann, ob aber die Erträge überragend sein werden, wage ich zu bezweifeln.
Meine gelesen zu haben, dass der Pilz ganz gut mit Weichholz (Pappel) zurechtkommt. Reine Buche könnte demnach schwieriger werden.
Bestimmt würde dieser Pilz auch enorm von stickstoffreichen Aufwertungsstoffen profitieren.
Meine mich zu erinnern, dass er in Italien eher auf Stroh angebaut wird.
Kräuterseitling auf reinem Hartholz ohne Zusätze halte ich für Quatsch. Vielleicht würde es helfen, wenn das Holz schon halb zersetzt ist und Erdkontakt hat, damit der Pilz daher zusätzliche Nährstoffe beziehen könnte.

Habe kaum eigene Erfahrungen, was den Anbau auf soliden Holzstücken angeht.
Aber diese relativ dünnen Hölzer werden dem Shiitake schmecken.
Eiche ist gut für ihn. Feucht sollte die Umgebung für alle Pilze sein.
Vod daher wäre Pilz-Miete oder eine sonstige Abdeckung z.B. mit Folie gut. Oder du könntest regelmäßig gießen.
Das Holz saugt sich zwar nicht so schnell voll, aber wenn es eine Abdeckung gibt und die Erde regelmäßig feucht gehalten wird, wäre es schon prima.
Direkten Erdkontakt braucht der Shiitake nicht, das könnte auch eine Besiedlung mit anderen Pilzen fördern, aber wahrscheinlich schadet es auch nicht, wenn ordentlich beimpft wurde. Was das vorherige Wässern angeht, kann ich dir leider nicht weiterhelfen (mangels Erfahrung).
Möchtest du uns vielleicht ein Bild von deinem Holz zeigen, damit wir sehen können, wie trocken es ungefähr ist?

LG, Fabian
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mariapilz
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von mariapilz » Freitag, 12. März 2021 19:07

Hallo Mycellum und willkommen!

mariechen hat praktische Erfahrung. :) .. Zwar nicht mit Pio auf Rundholz aber einige andere Pilze und Holzarten.

Deine an der Stirnseite etwas ausgetrockneten Hölzer würde ich noch vor dem impfen nur über Nacht mal in einen Eimer mit kaltem Wasser stellen.. einfach senkrecht rein (nicht das ganze Holz untertauchen)...Und umdrehen wenn notwendig

Nur weil du mit Körnerbrut ein Rundholz beimpft werden da nicht mehr pilze wachsen, oder es schneller einwachsen. Es wird wirklich empfohlen mit sägemehlBrut zu impfen, weil sie nicht so schnell gammelt und die Viecher kommen vielleicht nicht..oder eher etwas langsamer. Ich habe aber immer Körnerbrut genommen.

shii würde ich niemals mit Erdkontakt machen. Für (auch andere Pilze) die Miete nicht direkt auf den Erdbeben legen. ca. 10 cm über Erde. ... Auf Steine aufbocken oder so....

Mit der Holzart würde ich jetzt nicht so wählerisch sein. Eiche mit shii ist ideal aber bei mir wächst der auf Walnuss Apfel Buche Esche. Den Sanddorn würde ich auch einfach beimpfen. Ich weiß jetzt nicht ob es weich oder Hartholz ist...
Pioppino würde ich auch auf allen möglichen hölzern einfach probieren :D

Fabian...Ja die Italiener bauen den pio gerne auf fermentiertem Stroh an. Und ks auf Rundholz finde ich auch Quatsch.

maria
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Mycomane
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycomane » Samstag, 13. März 2021 21:06

Ja, oft geht Probieren über Studieren! :)
Teste es einfach aus, ob Buche oder Sanddorn geeignet sind.
Oder nutze das Holz für andere Pilze und setze den Pipoppino auf Stroh. Es gibt ja auch noch andere außer Austern, die auf jeden Fall gut mit Hartholz klar kommen.
Aber wenn du eine nicht versiegende Buchenholzquelle nebenan hast, dann probiere doch einfach das mit dem Pioppino auf Buche aus.
Das Einwachsen geht mit Sägespänebrut vermutlich schneller, weil das Mycel sich darin schon an die Verwertung des Holzes angepasst hat.
Es kann sein, dass es daher bei der Körnerbrut etwas länger dauert. Aber die Ernte könnte am Ende etwas höher sein, wenn du mit den stickstoffreichen Körnern beimpfst. Besonders wenn du Körnerbrut nimmst sollte sie aber mit Folie oder Klebeband etc. gut geschutzt werden.
Kann dir aus Erfahrung sagen, dass auch Vögel Körnerbrut in Holzstämmen zu schätzen wissen, und Mäuse etc. wahrscheinlich ebenso.Nur eine Lage Frischhaltefolie ist für die Tiere kein Hindernis, wenn sie darunter etwas leckeres sehen oder riechen!

LG, Fabian
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycellum » Sonntag, 14. März 2021 14:43

Vorweg mal vielen Dank für die schnellen und aufschlussreichen Antworten.

Ich hab jetzt beschlossen die Pioppinobrut auf Strohballen zu verimpfen - die bekomm ich derzeit leichter als Pappeln :/ aber vielleicht tut sich ja bis zum Winter noch eine Quelle für Pappelholz auf - einen Stamm Buche werd ich jedenfalls als Experiment laufen lassen - bin schon gespannt ob was draus wird - aber ich rechne dann mit einer längeren Durchwachsphase - vielleicht kann ich euch ja in 1-2 Jahren berichten ob´s was geworden ist.

Ich hab mir jetzt mal Sägemehlbrut vom Buchenrasling besorgt - der Anbau hierfür dürfte für mich in meiner Gegend wohl optimal sein - wie lange fermentiert ihr beim Buchenrasling?

Bezüglich Holztrockenheit bei den Shiitakes wollt ich 2 Bilder hochladen, aber das geht von der Festplatte irgendwie nicht so gut - bin auch nicht unbedingt der technophilste Mensch - es wird wohl daran scheitern.
Jedenfalls haben sie schmale Risse - jeweils unter 1mm 2-3 pro "Stamm" und das nur bei den größeren (Stämme haben DM zwischen 8 u. 20 cm)
@mariapilz - werde deinen Rat bezüglich des Wässerns in die Tat umsetzen ;)

Bei der Körnerbrut für Stammholz hätt ich mir vorgestellt, dass durch die größere Nährstoffreserve die Durchwachszeit- und -Sicherheit höher ist - aber es macht durchaus Sinn das der jeweilige Kulturpilz sich erst an das zu besiedelnde Substrat anpassen muss.

Hab seit Anfang Februar noch eingepackte Stämme im Keller die sich wunderbar entwickelt - bei einigen kommt schon das Myzel aus dem Stirnholz (Lungeseitling und Auster) - mit etwas Glück hab ich da vielleicht schon im Herbst eine Ernte ;)

lg aus der schönen Südsteiermark,
Georg
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 14. März 2021 18:06

Hallo Mycellum und willkommen bei den Pilzverrückten!
Ich setze alles auf Buche, denn ich halte italienische Pioppinos auf fermentiertem Stroh für ein Märchen, wahrscheinlich aus einem Buch von Paul Stamets, so wie die Krausen Glucken, die in Europa nur an Eichen wachsen...
Ich kann mir den Pioppino höchstens auf sterilem Stroh mit Kleie vorstellen und würde erstmal zu einem ganz kleinen Versuch raten, bevor viel Brut futsch ist.
Das gleiche beim Buchenrasling, bzw. Hypsizygus tessulatus (nur um sicher zu gehen, dass der gemeint ist). Auf fermentiertem Substrat geht der eher ein, sofern du da an Stroh dachtest.
LG, Carsten
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycellum » Sonntag, 14. März 2021 18:59

Mycelio hat geschrieben: Sonntag, 14. März 2021 18:06 Hallo Mycellum und willkommen bei den Pilzverrückten!
Ich setze alles auf Buche, denn ich halte italienische Pioppinos auf fermentiertem Stroh für ein Märchen, wahrscheinlich aus einem Buch von Paul Stamets, so wie die Krausen Glucken, die in Europa nur an Eichen wachsen...
Ich kann mir den Pioppino höchstens auf sterilem Stroh mit Kleie vorstellen und würde erstmal zu einem ganz kleinen Versuch raten, bevor viel Brut futsch ist.
Das gleiche beim Buchenrasling, bzw. Hypsizygus tessulatus (nur um sicher zu gehen, dass der gemeint ist). Auf fermentiertem Substrat geht der eher ein, sofern du da an Stroh dachtest.
LG, Carsten
Hallo Mycelio,
den Buchenrasling werde ich auf Rundholz ziehen, aber bei den Pioppinos werd ich vorerst nur einen Buchenstamm als Versuch ansetzen - hab aber noch 2 Birkenstämme über - zum Impfzeitpunkt ca 6 Wochen gelagert - als Weichholz mit hohem Zuckeranteil bei Winterschlägerung rechne ich mir da die besten Chancen aus
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 14. März 2021 19:24

Würde ich auch. Birke ist da wahrscheinlich viel ähnlicher zur Pappel.
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycellum » Dienstag, 16. März 2021 18:10

Hab jetzt doch noch 4 Pappelstämme auftreiben können - wurden vor einer Woche gefällt - hab sie zufällig vom Sägewerk meines Vertrauens bekommen - Durchmesser zwischen 30 u 40cm
Reicht 3 Wochen Lagerung bei Pappel oder sollt ich doch erst später beimpfen (Bohrloch mit Getreidebrut)?

Bzw gibts eine Empfehlung welche Holzarten wie lange abgelagert werden sollten bevor mann sie impft?
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 16. März 2021 21:21

Mensch da bin ich fast neidisch,
bei den Holzreserven und der Verfügbarkeit an Hölzern die du hast.

Bei der notwendigen Lagerzeit kann ich dir aktuell keinen Rat geben.
Habe jedoch die Frage, wie du das mit der Körnerbrut und den Bohrlöchern machen möchtest..
Wie groß sind bzw. sollen deine Bohrlöchern sein, damit man ordentlich Körnerbrut hineifüllen kann?
Das müsste ein Forstner Bohrer sein, und die Löcher solltest du danach irgendwie verschließen.

Schöne Grüße
Fabian
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Re: Pioppino auf Buche

Beitrag von Mycellum » Mittwoch, 17. März 2021 15:04

Mycomane hat geschrieben: Dienstag, 16. März 2021 21:21 Mensch da bin ich fast neidisch,
bei den Holzreserven und der Verfügbarkeit an Hölzern die du hast.

Bei der notwendigen Lagerzeit kann ich dir aktuell keinen Rat geben.
Habe jedoch die Frage, wie du das mit der Körnerbrut und den Bohrlöchern machen möchtest..
Wie groß sind bzw. sollen deine Bohrlöchern sein, damit man ordentlich Körnerbrut hineifüllen kann?
Das müsste ein Forstner Bohrer sein, und die Löcher solltest du danach irgendwie verschließen.

Schöne Grüße
Fabian
Hallo Mycomane,
ich benutze einen 20mm Spiralbohrer und verschließe die Bohrlöcher anschließend mit 20mm Buchenrundholz aus dem Baumarkt welche ich in 1,5cm Scheibchen schneide - anschließend Käsewachs drüber, dann sollte es dicht sein.

Ja, hab das Glück hier in einer recht waldreichen Gegend zu wohnen - allerdings muss man sich die Stämme erstmal herholen - der Nachbar hat sein Lager mit Buchenholz glücklicherweise 30 Meter bergauf - da liegen derzeit geschätzt 500 Festmeter ;)

Pappel und Co sind halt auch etwas schwerer zu bekommen...
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