Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

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fabi
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Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

Beitrag von fabi » Donnerstag, 01. April 2021 10:38

Ich möchte meinen ersten Zuchtversuch vorstellen.


Der Plan ist wie folgt vorzugehen:
  • (Bio-)Kräuterseitling aus dem Supermarkt in Honigwasser klonen (Flüssigmycel)
  • Das Flüssigmycel auf Roggenbrut übertragen
  • Roggenbrut auf Strohpelletsubstrat übertragen und fruchten lassen
  • Sporenabdruck nehmen)
  • Sporen auf Petrischalen verteilen. Das besondere ist, dass die Petrischalen mit Brut gefüllt sind.
    (Hier könnte man wahrscheinlich auch direkt sein bevorzugtes Substrat nehmen)
  • Die Petrischalen durchwachsen und fruchten lassen.
  • Das erste Mycel, dass beginnt Primordien zu bilden, hat das Rennen gewonnen. Ich gehe davon aus, dass dieser Strain die besten Eigenschaften zur Weiterzucht hat, da er am schnellsten gewachsen ist und in der Lage ist Fruchtkörper zu bilden. Platz 2 und 3 dürfen auch in die nächste Runde.
  • Diese Primordien kommen nun auf Petrischalen mit Agar um mögliche Kontaminationen zu entdecken und den reinen Strain zu isolieren.
    Es ist wichtig das Primodium und nicht die Mycelmatte zu isolieren, da sich im Mycel verschiedene Strains befinden könnten.
  • Nun wird Brut beimpft und damit dann verschiedene Substrate, um die Eigenschaften auf Stroh, Buche, Kaffee usw. zu beobachten.
  • Der Strain mit den besten Ergebnissen wird auf mehreren Petris und in Form von Flüssigmycel langfristig aufbewahrt.


Soweit zur Theorie.
Den Kräuterseitling habe ich im Januar gekauft und wie beschrieben vermehrt. Vor ca. 2 Wochen habe ich den Sporenabdruck genommen.



26.03 Sporen wurden auf 9 Petrischalen mit Brut und 2 mit PDYA verteilt. (In der linken Petrischale ist der Sporenabdruck)
FL_2021-03-26-AUT-54092.jpg


01.04 Erstes Wachstum auf Agar und der Brut
FL_2021-04-01-AUT-54146.jpg
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FL_2021-04-01-AUT-54152.jpg
FL_2021-04-01-AUT-54151.jpg


13.04 4 Petris zeigen gutes Wachstum, bei den anderen 5 hat die Mycelmatte einen DRM von ca. 1cm.
Die zwei Schalen mit PDYA sind fast komplett durchwachsen.
Kontaminationen habe ich noch keine erkannt.
Die Petris trocknen lediglich bemerkbar aus. Das Agar löst sich am Rand schon ab. Nächstes mal also doch mit Parafilm abkleben.
FL_2021-04-13-AUT-54192.jpg
FL_2021-04-13-AUT-54195.jpg
FL_2021-04-13-AUT-54196.jpg
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Zuletzt geändert von fabi am Mittwoch, 21. April 2021 08:29, insgesamt 8-mal geändert.
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Re: Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

Beitrag von fabi » Donnerstag, 01. April 2021 10:38

21.04 Die 4 Petris mit gutem Wachstum sind in die nächste Runde gekommen, haben jeweils 5ml steriles Wasser bekommen und wurden mit Parafilm abgeklebt. Eine Petrischale ist daraufhin grün geworden. Die anderen drei sind inzwischen nahezu komplett durchwachsen.
FL_2021-04-21-AUT-54216.jpg
FL_2021-04-21-AUT-54218.jpg

04.05 Die 3 Petris haben Primordien gebildet. Diese habe ich auf 6 Petrischalen mit Agar verteilt.
FL_2021-05-04-AUT-54220.jpg
FL_2021-05-04-AUT-54223.jpg
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FL_2021-05-04-AUT-54230.jpg

08.05 Ich glaube wir haben einen Gewinner. Rechts oben wächst das Mycel ~doppelt so schnell wie die anderen. Außerdem ist dieser Klon schon komplett "flauschig" während die anderen maximal eine dünne Schicht gebildet haben.
Die beiden rechten Petrischalen werde ich morgen oder übermorgen jeweils in Roggen, Buche, Stroh und evtl. Fichte/Buche Mix vermehren, dann werden wir sehen ob der Strain weiterhin so viel schneller wächst und welches Substrat ihm mehr oder weniger gefällt.
Schön zu sehen finde ich, dass sich (noch) keine Kontaminationen gezeigt haben.
FL_2021-05-08-AUT-54234.jpg
FL_2021-05-08-AUT-54241.jpg
FL_2021-05-08-AUT-54242.jpg
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Zuletzt geändert von fabi am Samstag, 08. Mai 2021 12:27, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

Beitrag von fabi » Donnerstag, 01. April 2021 10:39

13.05 Am 09.05 habe ich die zwei Auserwählten in jeweils Stroh und Buche gegeben. Heute habe ich ein paar Agarwürfelchen vom schnellen Strain in ein Glas Roggenbrut gegeben.
Wie man auf folgenden Bildern sehen kann ist bei der Buche bisher bei beiden noch nichts passiert. Beim Stroh sind die Impfstückchen schon flauschig geworden, wobei der schnelle weiterhin ein schnelleres Wachstum zeigt.

Links der schnelle, rechts der langsame, oben Stroh, unten Buche
FL_2021-05-13-AUT-54259.jpg
FL_2021-05-13-AUT-54265.jpg
FL_2021-05-13-AUT-54260.jpg


23.05 Nun, 10 Tage später ist beim schnellen Strain immer noch ein Vorsprung zu sehen, jedoch nicht mehr so groß wie auf dem Agar. Interessanterweise ist bei der Buche immer noch überhaupt nichts passiert.

Links der schnelle, rechts der langsame
FL_2021-05-23-AUT-54266.jpg
27.05 Alles wie gehabt. Die Buche hab ich inzwischen entsorgt.
Die zwei Strohschalen lass ich mal so stehen um zu sehen was da so für Fruchtkörperchen herauskommen.
Das vom Rand wachsende Mycel dürfte auch Kräuterseitling sein. Das Agarstückchen ist am Anfang beim Transport etwas rumgerollt.
Die Brut habe ich inzwischen vermehrt. Eine weitere Vermehrung mach ich noch und dann kommt die Brut in Substratsäcke.
FL_2021-05-27-AUT-54270.jpg
20.06 Da ich zur Zeit etwas Pilzfaul bin und viele andere Sachen zu tun hab, hab ich mir die weitere Vermehrung gespart und heute einen Sack mit einer 50% Stroh, 25% Nadelholz und 25% Buche beimpft.

05.08 Der Sack war relativ schnell durchwachsen. Bis die Fruchtung eingesetzt hat, sind aber zwei Wochen vergangen und das Pilzwachstum an sich war auch ungewöhnlich langsam. Ich weiß aber nicht obs an dem Strain lag oder den Umweltbedingungen. Es ist nunmal Sommer und recht warm. Meine Austern sind nach 2 Monaten noch nicht am Fruchten... (Update Ende September: die Austern sind gefruchtet nachdem ich hier wieder ein paar kältere Nächte hatte.)
Zuletzt geändert von fabi am Sonntag, 03. Oktober 2021 07:30, insgesamt 7-mal geändert.
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Re: Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

Beitrag von fabi » Donnerstag, 01. April 2021 10:39

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Re: Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

Beitrag von malda » Freitag, 02. April 2021 05:43

Hallo fabi,
was ist denn das Ziel des Projektes? Möchtest Du einen „besseren“ Stamm bekommen als der ursprüngliche Kräuterseitling aus dem Supermarkt?
Du scheinst bei Dir eine sehr saubere Umgebung zu haben. Wenn ich Körner bei mir so „offen“ handhabe wird’s schnell grün... :(
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Re: Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

Beitrag von fabi » Freitag, 02. April 2021 06:25

Soweit ich das verstanden hab, ist das Mycel von so gekauften Pilzen sehr alt weil es so weit wie möglich vermehren wurde. Und meine derzeitigen Kräuterseitlinge schauen auch sehr komisch aus...
Mein Ziel ist es also eigentlich nur einen jungen Stamm zu bekommen, der halbwegs schnell wächst.

Was meinst du mit "offen"? Ich hab die Petris nicht geöffnet um Fotos zu machen, falls du das meinst.. :D Vielleicht wars trotzdem etwas leichtsinnig sie nicht mit Parafilm zu verschließen, mal schauen obs grün wird.
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Re: Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

Beitrag von malda » Freitag, 02. April 2021 07:29

Das Alter von Mycel aus denen Supermarkt-Pilze gewonnen werden weiss ich nicht wirklich. Ich würde aber mal davon ausgehen, dass das noch nicht allzu alt ist. Wäre doch fatal/gefährlich für Pilzproduzenten, wenn sie mit Myzel arbeiten, dass schon fast überalt ist, die wollen ja verlässlich ordentlich Masse machen. Da würde ich mir also weniger Sorgen machen.
Mit „offen“ meine ich generell Körner in Petrischalen (und auch noch ohne Parafilm :shock: ), das ginge bei mir nicht gut. Bei Körnern muss ich höllisch aufpassen. Am besten funktioniert es in völlig dichten Gläschen. Die haben dann für den Luftaustausch ein mit 3-fach Micropore abgeklebtes Loch. Hab mir wohl meine Umgebungsluft schon ordentlich versaut – that's life. :?
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Re: Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

Beitrag von fabi » Freitag, 02. April 2021 11:44

Wie ich bei Stamets Buch gelesen hab, wird doch beim gewerblichen Anbau vereinfacht gesagt eine Petrischale auf 10 Gläser, dann 100, dann 1000 und dann 10000 Substratbeutel vermehrt.
Bei der nächsten Runde beginnen die ja auch wieder mit einem jung gelagerten Mycel aus der Petrischale oder Flüssigmycel und nicht mit der Brut von irgendeiner Vermehrung.
Ich würde vermuten, dass wenn ich dann so einen Klon auf mehr als 10 Substatbeutel verteilen möchte, würden sich schon Degenerationserscheinungen zeigen.
Am Ende dieses Experiments kann ich ja noch einen direkten Vergleich mit meiner Zucht und dem Supermarkt Mycel machen.

So schlimm ist die Luft bei mir noch nicht, vor paar Monaten habe ich mal Gläser ohne Belüftungsloch alle paar Tage geöffnet. 8)
Morgen muss ich meine kleinen Pilzchen leider für eine Woche verlassen, vielleicht verseucht mir dieses Experiment dann auch den ganzen Raum...
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Re: Zuchtbericht | Supermarkt-Kräuterseitling

Beitrag von Mycelio » Montag, 05. April 2021 19:08

Hallo Fabi,
von den Geschichten vom vergreisten Myzel der Supermarktpilze würde ich mich auch nicht verunsichern lassen. Die werden zwar gern wiederholt, aber der beschriebene Effekt zeigt sich nie. Probleme liegen eher an unpassendem Substrat, falscher Lagerung und sorglosem Umgang mit Desinfektionsmitteln.
Trotzdem ist es natürlich viel spannender, mit Sporen neu zu starten und zu schauen, ob sich Unterschiede zeigen.
LG, Carsten
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