Nelkenschwindling 2021

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malda
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von malda » Montag, 13. Dezember 2021 20:24

Heute gibt's erstaunliches zum NS zu berichten (so finde ich zumindest) :) .....aber ich fang
mal mit den eher "normalen" Dingen an.
Ich habe den NS auf verschiedenen Pferdemist Medien (alter Mist) getestet und da wächst der NS eigentlich überall auch ohne Zusätze. Er ist nicht sonderlich schnell, aber er wächst schön beständig. Hier auf reinem Pferdemist Substrat (wie immer auch mit etwas Pellets drin).
NS_Pferdemist.jpg
Auch auf KS verbrauchtem Pferdemist Substrat wächst er, aber nur wenn man noch zusätzlich etwas Erde mit dazu gibt - interessant welchen Effekt hier die Erde hat. Entweder wirkt sie quasi entgiftend, also bindet möglicherweise irgend etwas im Substrat was der NS nicht mag oder sie enthält irgendwelche Stoffe/Salze, die der NS braucht. Auf alle Fälle interessant.
Jetzt aber zum interessanten Teil... da ich den ein oder anderen Pilz ja auch mal wieder aussetzen will, interessiert mich wie die Pilze sich auf ihrem natürlichen Substrat (-> Boden) verhalten. Und hier ist der NS ein richtiger Knaller. Sterilen Boden bewächst der NS problemlos. Der Boden ist wieder bis max 10 cm unter der Grasnarbe entnommen und für 2,5 h ordentlich autoklaviert. Hier hat der Pilz bald das ganze Glas eingenommen...
NS_Unsteril.jpg
Während man sich bei Holzpilzen ja vorstellen kann, dass sie z.
T. nahezu sterile Substrate (Holz) vorfinden fällt es schwer etwas ähnliches für die Sekundärzersetzer anzunehmen. Daher hab ich einfach auch mal ein Stück bewachsenen Agar auf unbehandelten Boden - so wie er von der Wiese kommt - gelegt. Beimpft wurde am 19.11.21. Und jetzt kommt's, der NS scheint sich hier doch tatsächlich behaupten zu können und er beginnt das Substrat zu beiedeln - damit hätte ich nicht gerechnet :shock: .
NS_unsetril_2.jpg
NS_unsetril.jpg

Es kann sich also tatsächlich Myzel/Hyphen ausgehend von dem Agar Stückchen weiter in den Boden vorarbeiten. Natürlich muss man mal abwarten wie sich das alles entwickelt, vielleicht bricht der NS ja morgen zusammen und nächste Woche ist kein Myzel mehr zu erkennen. Glaub ich aber nicht. :D
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von ohkw » Montag, 13. Dezember 2021 21:36

Hi Malda, finde deine Versuche mit dem Nelkenschwindling sehr spannend. Ich habe bei meinen Schwindlingsversuchen auch die Erfahrung gemacht, dass der Pilz sich für bestimmte Nährstoffe bei der Mikroflora bedient, wobei es egal zu sein scheint ob die lebt oder tot ist. Dem Substrat etwas Hefeextrakt oder Hefe sowie etwas Pepton zuzusetzen bewirkt da einiges (auch auf Agar). Bleib dran!
LG
Stefan
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malda
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von malda » Dienstag, 14. Dezember 2021 07:35

Oh, hallo ohkw/Stefan, schön von dir zu lesen! :D Ja, ich bleib an den Sekundärzersetzern dran, das interessiert mich gerade viel zu sehr. Ich hab noch was Interessantes beim NS, was ich nicht einordnen kann, das schreib ich vielleicht heute Abend oder morgen oder ...
Hast du eigentlich den Knoblauchschwindling auch mal auf Kompost Substraten (also irgendwas mit altem Pferdemist) ausprobiert? Achja, zum Thema einleiten der Fruchtung, hast du einfach abgewartet oder würdest du eine Deckerde empfehlen?
Hast du dich Pilz-technisch zur Ruhe gesetzt ? Ganz schön viele Fragen , aber wenn du schon mal da bist... :)
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von ohkw » Dienstag, 14. Dezember 2021 08:31

Hab da mit diversen Erden, Rindenkompost etc. herumprobiert, aber der Knoblauchschwindling erstickt unter Erde weil er sich mit Pseudomembranen davon abkapselt. Der saitenstilige scheint das aber nicht zu machen.
Hab jetzt die Pilzzucht lange ruhen lassen. Bin mit Doktorrat abschließen und so etwas abgelenkt gewesen. Muss mal meine ganzen Petrischalen aus dem Kühlschrank entsorgen, da dürfte nach mehr als einem Jahr wahrscheinlich alles tot sein was ich da auf Agar hatte. Aber so langsam würde mich ein neues Pilzprojekt wieder reizen, vor allem da wir wohl noch den einen oder anderen Lockdown vor uns haben werden -_-
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von malda » Donnerstag, 16. Dezember 2021 07:19

Ja, dieses Virus fängt an zu nerven... wenn das so weitergeht hetz ich die Pilze auf es :!: . Aber wenn du was neues starten willst und du brauchst was Pilzliches dafür, lass es mich wissen. Ich hab mittlerweile das ein oder andere zusammengesammelt und wenn ich es Wiederbeleben kann gebe ich das gerne weiter.
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von ohkw » Samstag, 18. Dezember 2021 10:29

Danke, vielleicht komme ich im Neuen Jahr drauf zurück. :D
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von malda » Mittwoch, 22. Dezember 2021 23:42

So und jetzt noch eine Beobachtung beim unsterilen NS, die mir unklar ist und wo mir einfach Wissen fehlt.
Die Erde (also das unsterile Substrat) kommt ja frisch von der Wiese, daher fangen auch Gräser/Kräuter an aus der Erde zu wachsen.
Bei den Sprossen (oder Wurzeln?) sind nun auf ihrer Oberfläche haarige Gebilde zu sehen - was ist das? Ist das etwa der NS der stark mit den jungen Sprossen verbunden ist? Zunächst dachte ich ja, dass sind "Spross Haare" (falls es das gibt) oder Wurzelhaare (aber sind das Wurzeln?) - also rein pflanzliche Gebilde. Mittlerweile glaube ich aber, dass all die fädigen Gebilde an den Stängeln Pilzhyphen sind. Oder nicht? Bin mir einfach unsicher... Möglicherweise nutzt der Pilz hier den Spross um durch das Substrat zu wandern? Ist das möglicherweise sogar schon eine Art Mykhorrizza?
Keine Ahnung was ich hier sehe. Aber vielleicht weiß ja jemand was dazu zu sagen?
VG Dietmar
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von ohkw » Donnerstag, 23. Dezember 2021 13:17

Könnten auch die feinsten Verzweigungen der Wurzel sein. Oder andere Mykorrhiza Pilze
http://www1.biologie.uni-hamburg.de/b-o ... 05/05b.htm
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von Lauscher » Donnerstag, 23. Dezember 2021 13:23

Interessant, und schwer zu sagen ...

Unter einem Mikroskop könnte man vielleicht erkennen, ob die Zellen einen oder zwei Kerne haben. So könnte man sicher Pflanze oder Pilz unterscheiden.
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von malda » Donnerstag, 23. Dezember 2021 23:09

ohkw hat geschrieben: Donnerstag, 23. Dezember 2021 13:17 Oder andere Mykorrhiza Pilze
Andere Mykorhizza Pilze kann natürlich auch sein, ist ja alles natürlicher Boden mit seinen Bodenbewohnern.
Lauscher hat geschrieben: Donnerstag, 23. Dezember 2021 13:23 Unter einem Mikroskop könnte man vielleicht erkennen, ob die Zellen einen oder zwei Kerne haben. So könnte man sicher Pflanze oder Pilz unterscheiden.
Ich hab früher öfter Hefen mikroskopiert, da kann man unter den normalen Durchlicht Bedingungen keine Kerne erkennen, ich denke das ist bei Pilzhyphen nicht anders oder? Also müsste man erstmal das Myzel aus dem Glas bzw. der Stelle präpariert bekommen, um anschließend eine Kern Färbung durchzuführen... das wird schwierig... bis unmöglich... :(
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von mariapilz » Freitag, 24. Dezember 2021 11:38

wunderschöne Bilder!
Vielleicht kann man ausschließen dass solch feine Wurzeln von Pflanzen gebildet werden... Dann bleibt nur das eine übrig... Auch wenn man dann nicht sagen kann welcher Pilz wächst.

oder... Du entnimmt von dem feinen Gespenst etwas und gibst es auf agar. Eine Wurzel würde da doch nicht wachsen?
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 29. Dezember 2021 17:03

Interessante Sache!
Mein erster Gedanke wären Graswurzeln und deren Wurzelhaare. Zumindest bei den Fotos der Wurzelspitzen würde ich nicht daran zweifeln. Bei dem filzigen Geflecht an älteren Bereichen der Wurzeln könnte man auch an Pilze denken, die mit Gräsern und Kräutern Symbiosen eingehen. In unbehandelten Erde, in der vorher Gras wuchs, sollten die ja reichlich vorhanden sein, ebenso in den Wurzelresten. Hyphen vom Nelkenschwindling würde ich aber ausschließen. Die fühlen sich zwar im Wurzelraum von Gräsern wohl, sollten aber nicht in der Lage sein, eine richtige Symbiose auszubilden und in die Wurzel hinein, bzw. wieder aus der Wurzel raus wachsen zu können. Dass sie dermaßen schnell an den Wurzeln entlang wachsen, kann ich mir auch nicht vorstellen.
LG, Carsten
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von ohkw » Dienstag, 21. Juni 2022 07:27

Ich hänge mich mal hier an den Thread an. Mittlerer Weile hab ich, denke ich, auch die richtigen Pilze gefunden. Sporenabdruck strahlen weiß. Geruch sehr angenehm pilzig, beinahe irgendwo zwischen Pifferling und Steinpilz, die anderen Merkmale passen auch.
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von ohkw » Dienstag, 21. Juni 2022 07:36

Zur Isolation habe ich Stückchen aus dem Inneren des oberen Stil-Bereichs auf Agar gelegt, meine Universalmischung aus ME, YE, Pepton, Kaliummonophosphat, Bittersalz, CalciumKarbonat), sowie auch jewiels einen Tropfen Konzentrierte Sporenlösung (sterilsiertes Osmosewasser). 5 Klonversuche, 3 Sporenversuche.

Von den Klonen waren 2 mit Bakterien kontaminiert, aber 3 sehen nach einer Woche immer noch gut aus. Pilz wächst aber extrem langsam, vermutlich ist der Agar zu wenig sauer oder der Malzextrakt ist nicht die ideale Kohlenstoffquelle.
Bei den Sporen tat sich so gut wie gar nix.

Habe jetzt mal auf neue Agaplatten (selbe Mischung nur ME durch 1 Teil ME, 2 Teile Glukose ersetzt und mit Weinsäure auf pH 5,5 eingestellt) überimpft, bzw auch von den Sporenplatten ein Agarstückchen übertragen. Hoffe das passt jetzt besser.
Hier ein paar Bilder der ersten Ansätze, Stand 7 Tage bei Raumtemperatur:
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Re: Nelkenschwindling 2021

Beitrag von mariapilz » Dienstag, 21. Juni 2022 18:55

oh wow! 1 Woche... manchmal ist langsam ganz schön, das Erfolgserlebnis ist dann größer :D
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