Flüssigmyzel endlos vermehren?

Moderatoren: Mycelio, leuchtpilz

Antworten
funghee
Neuling
Beiträge: 1
Registriert: Samstag, 11. Dezember 2021 12:53

Flüssigmyzel endlos vermehren?

Beitrag von funghee » Samstag, 11. Dezember 2021 14:51

Hallo Zusammen,

Wenn ich Flüssigmyzel in einer Spritze habe. Kann ich es vermehren?

Ich meine Nahrungsflüssigkeit im Glass bereitstellen, das Flüssigmyzel reinpritzen, warten bis das Myzel wächst, Teil zur Pilzkultivierung verarbeiten und mit einem Teil wieder eine Spritze als Notvorrat auffüllen.

Ich gehe natürlich vom sauberen arbeiten aus und von der Annahme das keine Kontamination stattfindet.

Würde das gehen?

Bei meinem Kombucha und mein Sauerteigansatz halte ich auch immer ein kleinen Notvorrat falls mal was schief gehen sollte.

Habt Ihr Alternativvorschläge?

Gruß aus dem Süden des Nordens :)
Benutzeravatar
Mycelio
Site Admin
Beiträge: 3267
Registriert: Donnerstag, 27. September 2007 04:42
Wohnort: Berlin-Friedrichshain

Re: Flüssigmyzel endlos vermehren?

Beitrag von Mycelio » Montag, 13. Dezember 2021 17:17

Hallo und willkommen!

Ja, prinzipiell kannst du das machen. Wirklich endlos wird es aber nicht gehen, da auch Pilzmyzel altert und sich die Zellen irgendwann nicht mehr teilen können. Ein paar Jahre könnte es aber schon klappen, sofern alles steril ist und die Nährlösung alles Nötige enthält.
funghee hat geschrieben: Samstag, 11. Dezember 2021 14:51 Ich meine Nahrungsflüssigkeit im Glass bereitstellen, das Flüssigmyzel reinpritzen, warten bis das Myzel wächst, Teil zur Pilzkultivierung verarbeiten und mit einem Teil wieder eine Spritze als Notvorrat auffüllen.
Oder am Anfang mehrere Gläser mit der Spritze beimpfen. Wenn das klappt, eines oder zwei als Notreserve in den Tresor packen bzw. in den Kühlschrank. Aus den anderen kannst du nach und nach weitere Nährlösungen beimpfen. Solange Myzel drin vorkommt, reicht ein Tropfen. Wenn du erst die dritte Generation einsetzt, um Brut oder Substrat zu beimpfen. kommst du sehr lange mit der zweiten Generation aus. So kann die Notreserve sehr lange unangetastet bleiben, was weniger Risiko bedeutet.

In der Praxis ist es leider so, dass Flüssigkulturen am leichtesten kontaminieren und man dort die Kontis meist nicht bemerkt. D.h. wenn man jedesmal die Reserve einsetzt, müsste man immer wieder prüfen, ob die Kultur noch sauber ist, indem man z.B. eine kleine Menge Getreide beimpft. Und man hätte im Fall einer Kontamination sofort alles verloren.

LG, Carsten
Ständerpilz
Ehren - Member
Beiträge: 1033
Registriert: Donnerstag, 21. April 2016 14:15
Wohnort: Rheinkreis Neuss

Re: Flüssigmyzel endlos vermehren?

Beitrag von Ständerpilz » Dienstag, 21. Dezember 2021 22:52

Ja, Flüssigmyzel lässt sich sehr gut vermehren. Aber es gibt halt ein paar Probleme, wie Mycelio schon angemerkt hat, z. B. dass man Kontaminationen eventuell nicht oder nicht so schnell bemerkt. Wenn man steril arbeiten kann, sollte das kein Problem darstellen. Wichtig ist natürlich Luft. Ich hatte mal einen 5-L-Erlenmeyerkolben mit Rührfisch und Flüssigmedium zum Vermehren von Myzel benutzt. Ging gut! Den Kolben habe ich mit einem Zellstoffstopfen verschlossen. Das Problem für die meisten Leute dürfte nur sein, dass man so einen großen Kolben schlecht autoklavieren kann. Im Grunde tut's da aber auch jedes kleinere Gefäß, so lange man nur für Bewegung und genug Luft sorgt. Eine große Oberfläche zum Luftaustausch ist essentiell.
Benutzeravatar
ballerburg9005
Neuling
Beiträge: 14
Registriert: Mittwoch, 04. September 2019 13:48
Kontaktdaten:

Re: Flüssigmyzel endlos vermehren?

Beitrag von ballerburg9005 » Freitag, 10. Februar 2023 23:44

Man kann Myzel nicht endlos vermehren. Irgendwann wird es müde und man muss es komplett neu aus Sporen gewinnen. Wann genau dieser Zeitpunkt kommt, das weiß glaube ich keiner. Es hängt bestimmt auch von der Pilzart ab. Ich habe es so verstanden, dass das Myzel schneller müde wird wenn es nicht gekühlt wird und vor allem dann wenn es schon Fruchtkörper produziert hat. Eine Petrischale soll auf jeden Fall zwei Jahre lang oder länger ohne Probleme im Kühlschrank halten. Wenn man hingegen immer verbrauchtes Substrat als Brut benutzt dann soll es sehr "schnell" unproduktiv werden.

Ich werde nur noch Flüssigkulturen verwenden, weil ich Petrischalen ohne sterile Umgebung für viel zu fehleranfällig halte (zu viele Schritte nötig und zu wenig Substanz). Man kann stattdessen einfach Honigwasser in Einmachgläsern abkochen, dann im Fruchtschrank den Pilz mit dem Finger anschnipsen und das Glas blitzschnell auf und zu machen, sodass die Sporen in dieses fallen. Nach einer Zeit sieht man es eigentlich schon wenn es funktioniert hat, da es ja diese Fäden und den Glibber bildet. Zum Beimpfen kippe ich dann gleich das halbe Glas (ca. 150ml) in das Brutsubstrat, das gibt Keimen keine Chance und es geht sehr schnell weiter. Wenn man das 1-2x im Jahr macht und ansonsten immer frisches Substrat weitervermehrt, das reicht glaube ich um die Produktivität sehr hoch zu halten.

Die letzte Kultur vom Austernpilz die ich verwendet habe war 2.5 Jahre alt und es hat immernoch super funktioniert. Es roch am Anfang etwas komisch, aber nicht verdorben. Es war ein seltsamer Geruch man wusste absolut nicht ob es gut oder schlecht sein sollte. Der Geruch ging dann aber nach 3-4 Tagen weg und der Pilz wächst ganz normal. Ich glaube vor einem Jahr habe ich das Glas schonmal aufgemacht und dran gerochen und da war es noch nicht wirklich so. Vielleicht kommt das einfach mit dem Alter, so wie wenn man sehr alte Schokolade isst.
Antworten

Zurück zu „Anfängerfragen“