Austern Clon Konti oder kein Konti?

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Mycelio
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Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 20. Februar 2008 14:47

Hallo,


@Andre
Ob das Glas mit dem blauen Deckel wirklich kontaminiert ist, wirst du spätestens dann wissen, wenn du es öffnest und daran riechst. Mikroben verraten sich meist durch ihre Stoffwechselprodukte und deren Geruch.


Grüße, Carsten
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AndreasTyrol
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Beitrag von AndreasTyrol » Mittwoch, 20. Februar 2008 16:42

Ich würde sagen, das hängt vom jeweiligen Erreger ab, wie umfangreich die entsprech. Kontamination ist und wie sensibel deine Nase ist (bei mir ziemlich unsensibel ...) Starke Kontaminationen bzw. "stinkende" - riechende (Bananen) Organismen sind sicherlich auf diese Weise zu entdecken, das wird man aber nicht verallgemeinern können.

werde mal den Riechtest machen und dann berichten ...
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AndreasTyrol
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Beitrag von AndreasTyrol » Donnerstag, 21. Februar 2008 16:09

Hallo nochmal,


ich habe also den "Riechtest" am blauen Glas gemacht und er ist, wie ich schon vermutet hatte, negativ ausgefallen. Man kann nur den typischen Geruch des Austernpilzes riechen. Nicht die geringste Spur von säuerlich, oder stinkig oder sonstwie ungewohnt.

Das lässt jetzt 2 Interpretationen zu:

1. Keine Kontamination vorhanden.
oder
2. Kontaminierte Stellen zu klein um ausreichende Menge riechbare typische Stoffwechselprodukte von Bakterien oder niederen Pilzen zu produzieren.
-------
(oder:)
(3. Meine Nase ist zu wenig sensitiv.)

Damit wären wir wieder am Ausgangspunkt der Diskussion.

Ich werde jetzt noch mal die verdächtige dunkle - fast schwarze Stelle mit rotem Hof im unteren Teil der Körnerbrut im blauen Glas auf MEA Platten abimpfen und kontrollieren, ob irgendwelche Kontaminationen wachsen.

Übrigens verfolgt mich dieses Thema (auch ohne rote Stellen) schon seit Monaten:
Wie soll man eine Kontamination verlässlich erkennen?


Bei den üblichen Kontaminationen ist dies leicht: z.B. bei Trichoderma, Penicillium, irgendwelchen schleimigen Bakterien, gelber Staphyllococcus:

Bild
S. aureus?

usw.
Doch häufig ist dies nicht so leicht: man hat zwar einen Verdacht, dass eine Petrie möglicherweise kontaminiert ist, (weil das Myzel manchmal etwas eigenartig wächst ("bäumelig")), aber sicher ist man sich nicht! Diese Unsicherheit macht mich persönlich oft sehr ärgerlich ...


Freundliche Grüße von Andre.
Zuletzt geändert von AndreasTyrol am Freitag, 22. Februar 2008 16:31, insgesamt 4-mal geändert.
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Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 21. Februar 2008 17:47

Hallo,


schade, wenn es gestunken hätte, wäre die Sache wenigstens geklärt gewesen...

Hatte gestern mal in anderen, englischsprachigen Foren und generell im Netz gesucht, aber nichts gefunden. Schon seltsam, wir können doch nicht die einzigen sein, denen die Orangefärbung auffällt. Wurde wohl immer entsorgt oder totgeschwiegen...

Mir ist noch eine weitere Möglichkeit eingefallen:
Die Experten vermuten ja, daß Pleuroten Symbiosen z.B. mit stickstoffbindenden Bakterien eingehen. Dann wär's ja keine richtige Konti, sondern eine durchaus sinnvolle Kooperation. Sowas wird sich aber nur schwer nachweisen lassen, da diese Mikroben sich weder auf MEA noch in Anwesenheit von viel Sauerstoff wohlfühlen.

Wenn ich mal wieder so eine Verfärbung habe, die nicht von Trauermücken hervorgerufen wird, werde ich mal ein Scheibchen Knoblauch drauflegen und schauen, ob sich das Mycel wieder entfärbt. Bakterien gehen daran ja schneller zugrunde, als das Mycel.

Ich hoffe, wir bekommen das noch raus...


Grüße, Carsten
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Beitrag von Das-Pilzimperium » Donnerstag, 21. Februar 2008 20:26

AndreasTyrol hat geschrieben:schleimigen Bakterien, gelber Staphyllococcus:
incubierst du deine petrischalen bei 37°C?

weil dann ists auch kein Staphylococcus

denn ists eher bei 20-25°C ein Micrococcus die sind richtig quitsche gelb

und auf deinem bild sind sehr typische Kontaminationen in der Pilzzucht :o)

es sind irgendwelche gram labile stäbchen :wink:
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Beitrag von AndreasTyrol » Freitag, 22. Februar 2008 19:15

Hallo Carsten! :)
Mycelio hat geschrieben:Schon seltsam, wir können doch nicht die einzigen sein, denen die Orangefärbung auffällt.
Schau mal:

Bild
Weißer Polsterpilz (Ptychogaster albus)?

Habe ich im Fungiworld Forum gefunden,
http://forum.fungiworld.com/index.php?t ... 0#msg24000

Wir sind also nicht die einzigen die sich über solche Guttationstropfen wundern; diese hier beim vermuteten Polsterpilz sind sogar noch dunkler als bei unseren Austernpilzen. Die Leute dort bei Fungiworld (siehe Thread) wundern sich genauso wie wir über das Phänomen! :shock:

Nach Stamets GGMM soll sich auch das ältere Myzel vom Nameko so ähnlich verhalten; konnte ich aber bis jetzt noch nicht sehen.

Wir werden dem Rätsel auf der Spur bleiben, früher oder später wird schon jemand aus dem Forum über eine Textstelle stolpern, die mehr Info über dieses Phänomen gibt.

@Pilzimperium: habe bei 20°C inkubiert; es kann sich natürlich auch um Micrococcus handeln. Ich wollte dies nur als Beispiel für eine leicht erkennbare Konti anführen.


Schöne Grüße an euch alle :)
Andre.
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Beitrag von Hephaistos » Sonntag, 02. März 2008 11:58

Hallo!

Nach meinen Beoachtungen entsteht dies Orange-Färbung/Ausscheidung bei Druckstellen. Da ich meine Beutel nahezu täglich in die Hand nehme, hatte ich sie schon auf vielen Pilzen:

Bild
Shii Take

Bild
Lackporling

Weiters konnte ich sie am Igel, Lungenseitling und Austernseitling beobachten. Leider momentan nicht sonst hätte ich fotografiert.

Im Vergleich dazu ein oranges Konti:
Bild

Gruß,
Hary
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Beitrag von Christoph » Sonntag, 02. März 2008 13:16

Ich konnte diese Ausscheidungen auch schon öfters beobachten, allerdings nicht unbedingt bei Druckstellen. Ich habe festgestellt, dass diese Tropfen nur bei ausreichend Feuchtigkeit, z.B. direkt nach dem Wässern von Beuteln oder Sprühen erscheinen und mit zunehmender Austrocknung der Oberfläche wieder verschwinden (auch wenn der Block innen noch gut feucht ist). Ob und inwiefern das wichtig ist um dei Hernkunft herauszufinden kann ich nicht erkennen, ich wollte es nur mal anmerken.
Viele Grüße,
Chris
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Beitrag von Das-Pilzimperium » Montag, 03. März 2008 10:46

so nu werd ich mal etwas Klugscheißen 8)

dieser vorgang nennt sich

Gluttation!

die Tropfenausscheidung die ganze Oberfläche der Lufthyphen in Frage kommt, bevorzugte Orte jedoch die Hyphenspitzen sind.
Ein bestimmter physiologischer Zustand der Mycelien scheint Voraussetzung für den Guttationsvorgang zu sein.
Er wird positiv beeinflußt von hoher relativer Luftfeuchtigkeit, erhöhter Temperatur, wie auch in einigen Fällen von Temperaturen um den Nullpunkt, durch O2-Entzug und von verschiedenen chemischen Zusätzen.
Von 7 Stoffwechselinhibitoren erwies sich keiner hemmend, Diphenylamin und 2,4-Dinitrophenol in bestimmter Konzentration bei je einem Pilz fördernd.
Die chemische Untersuchung von Substrat und Guttationstropfen zeigt, daß mit dem Wasser in wechselnder Menge und Zusammensetzung auch organische Stoffe ausgeschieden werden, von denen die Aminosäuren besonders auffallen.
Quantitativ und qualitativ hängt die Ausscheidung von Alter und Vorbehandlung des Mycels ab.
Die Ergebnisse werden besprochen. Als Grundlage der Guttation bei den untersuchten Pilzen wird der Permeabilitätsveränderung des Plasmas besondere Bedeutung zugemessen.
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Beitrag von Das-Pilzimperium » Montag, 03. März 2008 23:30

hier noch schnell ein kleines Bildchen...

igelstachelbart

man sieht oben drauf den kleinen Guttationtropfen

Bild
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Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 12. März 2008 20:44

Hm, dann hätte ich neulich den Igel gar nicht notschlachten müssen. Ich dachte, die Tropfen kämen von Trauermückenlarven im Pilz... Meine Shiis guttuieren auch, manchmal klar, manchmal dunkelbraun.

Noch was zum Thema oranges Austernmycel:
Paul Stamets hat geschrieben:Aged mycelium often secretes yellowish to orangish droplets of a metabolite, a toxin to nematodes. This metabolite deserves greater study.
Aus GGMM, Kapitel 21, Pleurotus ostreatus unter Mycelial Characteristics.


Grüße, Carsten
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Beitrag von AndreasTyrol » Mittwoch, 12. März 2008 21:12

Hallo Carsten :)!
Mycelio hat geschrieben:Noch was zum Thema oranges Austernmycel:
Paul Stamets hat geschrieben:Aged mycelium often secretes yellowish to orangish droplets of a metabolite, a toxin to nematodes. This metabolite deserves greater study.
Aus GGMM, Kapitel 21, Pleurotus ostreatus unter Mycelial Characteristics.
Aha, ich sehe, du hast jetzt auch den GGMM! :!:

Genau dieser Satz war es, den ich beim ersten Beitrag dieses Threads gemeint hatte.

Was Stamets (an dieser Stelle) nicht sagt ist, dass zahlreiche Pilze orange, rötliche und bräunliche Guttationstropfen ausscheiden, wobei aber nichts davon bekannt wäre, dass diese auch Nematoden schädigen. Was die allgemeine Funktion der Guttation ist, bleibt für mich noch fraglich.

Freundliche Grüße von Andre.
Zuletzt geändert von AndreasTyrol am Donnerstag, 13. März 2008 21:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von davidson30 » Mittwoch, 12. März 2008 21:15

hallo


Aus GGMM, Kapitel 21, Pleurotus ostreatus unter Mycelial Characteristics.


zitiert wie aus der bibel .... :D


mfg fritz
"Mädchen sind wie Pilze - die schönsten sind die giftigsten"
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Beitrag von AndreasTyrol » Mittwoch, 12. März 2008 21:22

davidson30 hat geschrieben:hallo


Aus GGMM, Kapitel 21, Pleurotus ostreatus unter Mycelial Characteristics.


zitiert wie aus der bibel .... :D


mfg fritz
Das ist unsere Bibel! :lol:


Grüße, Andre.
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Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 12. März 2008 21:30

davidson30 hat geschrieben:zitiert wie aus der bibel .... :D
Hehe, stimmt schon, neben Lelley und Stamets scheint es ja leider nicht viele Pilzzuchtpropheten zu geben. Irgendwie basiert doch noch vieles auf Vermutungen und Irrglauben...

@Andre
Habe den GGMM gestern bekommen. :D Da war mir gar nicht aufgefallen, daß du den Satz schon ganz am Anfang zitiert hattest.

Übrigens guttuieren meine Pilzkulturen (Austern, Shii, Pioppino und Igel) um die Wette, seit in meinem Kleingewächshaus die Luftfeuchtigkeit hoch genug ist. Könnte doch sein, daß sie bloß überschüssiges Wasser ausschwitzen.


Grüße, Carsten
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