Man kann ja durchaus auch unsteril arbeiten, wenn man z. B. Stroh beimpft. Einfach auch deshalb, weil Stroh nicht so schnell vergammelt, wie z. B. gequollenes Getreide. Und weil man dann mit genug Brut beimpft, so dass das Mycel eine Chance hat das Substrat schneller zu bewachsen als Kontaminationen.
Als Beispiel mal das Klonen eines Pilzes (oder auch von Brut):
1. Pilz außen etwas reinigen. Pilz brechen (z.B. Stück vom Hut oder Stiel) und mit steriler Pinzette ein kleines Stückchen Mycel vom Inneren entnehmen und auf eine sterile Petrischale mit Nährmedium überführen. Wenn man keinen Reinraum hat: in einem möglichst sauberen, staubfreien Raum (evtl. frisch geputztes Bad oder Küche) auf einer sauberen Arbeitsplatte (z.B. Ceranfeld) direkt neben einer Brennerflamme (zur Not Spiritusbrenner vom Fondue) arbeiten. Durch die aufsteigende warme Luft bewegen sich kaum Partikel nach unten, so dass vereinzelte Partikel nicht in dein Glas fallen sollten. Nach Möglichkeit keine Luftbewegung beim Arbeiten, Fenster geschlossen halten und nicht zu hektisch herumzappeln, Heizung aus. Arbeitsgeräte (Pinzetten, Löffel etc) kann man in Alufolie eingewickelt autoklavieren und aufbewahren. Man kann aber auch abflammen und bis zur Rotglut erhitzen, das macht aber den Stahl kaputt und man muss vorher im frischen Medium abkühlen, bevor man das Mycelstückchen entnimmt.
1a. Anstatt Petrischalen kann man auch flüssiges Medium in Wurstgläsern (mit Filterdeckel) beimpfen und daraus Mycelspritzen aufziehen und diese dann zum Beimpfen von Gläsern verwenden. Ich würde vermutlich erst Petrischalen beimpfen und von da auf Flüssigmedium gehen, da man Kontaminationen auf Petrischalen besser erkennt, von Flüssigmedium aber besser Mycelspritzen aufziehen kann. Mit Spritzen kann man mit Filterdeckeln mit Impfport sehr leicht steril arbeiten. Diese Filterdeckel mit Impfport kann man auch fertig kaufen:
http://www.pilzzucht-shop.de/behaelter- ... er-deckel/
2. Wenn die Petrischale bewachsen ist, kann man damit Gläser beimpfen. Zum Beispiel mit Roggensubstrat (100 g Roggen und 130 ml Wasser, über Nacht quellen lassen, dann autoklavieren und vollständig abkühlen lassen). Auch hier muss absolut steril gearbeitet werden! Mit einem Skalpell den Inhalt einer Petrischale in kleine Quadrate schneiden und davon jeweils mehrere zügig in ein Glas mit sterilisiertem Roggensubstrat überführen. Dann direkt wieder den Deckel auflegen, zuschrauben und schütteln. Bei einer Mycelspritze verwendet man am besten wieder die Filterdeckel (siehe 1a). Da braucht man den Deckel nämlich gar nicht abzunehmen, dadurch gibt es auch keine Kontamination.
3. Wenn die Gläser vollständig bewachsen sind, dann kannst du mit ausreichend Brut (viel hilft viel) Stämme, Stroh oder was auch immer beimpfen (ist ja auch abhängig von der Pilzart). Das kann auch unsteril geschehen. Stroh kann "pasteurisiert" oder fermentiert werden, um unerwünschte Fremdkeime (Schimmel) zu unterdrücken. Bei Holz und gerade bei Shiitake würde ich die Schnittimpfmethode empfehlen und von Dübeln abraten. Das steigert den Ertrag und du kannst noch im gleichen Jahr ernten und musst bis zum nächsten Jahr warten. Habe ich selbst noch nicht gemacht, aber so wurde es mir berichtet.
Ich hoffe, das hilft dir erst mal weiter.
Grüße
Oliver