Weiter geht's mit Sporen...

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Hallo zusammen,

als ich letztens ein paar reife Keulen vom Cordyceps militaris in eine Petri gelegt hatte, um Sporen aufzufangen, hatte ich erwartet, die Pilze nach ein paar Stunden rausnehmen zu können, die Schale einen Tag später mit Parafilm verschließen zu verschließen und dann für ein paar Jahre Material zum Herumprobieren zu haben.
Einen Tag später bot sich mir allerdings folgendes Bild:

So ziemlich alle Sporen waren wohl bereits nach wenigen Stunden gekeimt...

Naja, ich hatte bei der Ernte zusätzlich in zwei Petris Keulenspitzen auf Agar gelegt.

Dummerweise lagen die Spitzen nur locker auf dem schon leicht angetrockneten Agar, so dass eine beim Hantieren mit der Schale über den Agar kullerte. Sie ließ sich zwar wieder zurück bugsieren, hatte aber schon längst überall Sporen hinterlassen. In der zweiten Schale passierte natürlich das Gleiche...

In einer anderen Schale hatte ich zwei weitere an den Deckel geklebt, so dass sie den Agar zwar nicht berührten, aber Sporen abwerfen konnten. Mit Vaseline ließen sich die beiden recht einfach befestigen.

Seltsamerweise hat das Pilzstück im Vordergrund entweder keine oder keine keimfähigen Sporen produziert. Das andere hinten rechts dafür umso mehr.

Das war am 03. März. Hier noch Fotos der drei Schalen vom 13. (links) und 17. (rechts) März:

Aus den Schalen A (Vaselineschale, rechts oben) und C (mitte unten) hatte ich die Pilzstücke am nächsten Morgen entfernt.

Am 04. März hatte ich zusätzlich mit der Impföse gekeimte Sporen von den Deckeln der drei Petrischalen gekratzt und in weiteren Schalen auf Agar verstrichen, um zu versuchen, ein paar Kulturen zu erhalten, die nur aus wenigen Sporen hervorgegangen sind. Leider scheint es ja bei diesem Pilz so zu sein, dass unter Kulturbedingungen ein Paarungstyp immer seltener wird und Multisporenansätze dann meist degenerierter sind als das Elternmyzel. Nach drei oder vier Generationen Inzucht kann man wohl keine Fruchtung mehr erwarten, während die Kombination einzelner Sporen besser klappt.
Und wieder Fotos vom 13. (links) und 17. (rechts) März:

Fortsetzung folgt...

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Am 11. März hatte ich einen Probelauf gestartet und 150ml LC mit einem winzigen Stück orangenem Myzel aus Schale A beimpft. Das lief nicht optimal, da ich den Hefeextrakt durch ein veganes Protein-Shake-Pulver ersetzt hatte, was zu einer trüben Brühe mit flockigem Bodensatz führte... Als mir die LC am 17. März fetig erschien, wurde sie in einen Silikonbeutel mit 300g Reis gekippt, den ich vorher mit 200ml Nährlösung sterilisiert hatte. Leider war das zu früh, so dass ich den Beutel zwei Tage später nochmal durchmassieren musste, um das Myzel besser zu verteilen. Vorhin sah es dann gut genug aus, denn auf fast allen Körnern war Myzel zu sehen.

Also wurde nochmal alles zerbröselt und in eine Transparente Box gefüllt.

Das ist mit etwas zu dünn, die nächste Box bekommt mehr Reis. Jetzt bin ich erstmal gespannt, ob die Belüftung ausreicht und ob es zu Schimmelkontis kommt. Dann müsste ich mir bei der Vorbereitung der nächsten Box mehr Mühe geben.

Unterdessen ist die nächste LC schon in Produktion, diesmal aber wieder mit 2% Malzextrakt und 2% Hefeextrakt.

Die hatte ich vorgestern ebenfalls aus Schale A beimpft.

Natürlich sind beide Ansätze aus einer Schale, in der extrem viele Sporen gekeimt sind, aber da das Myzel so schön intensiv orange gefärbt war, möchte ich es trotzdem zuerst testen. Die anderen Schalen mit Myzelien aus wenigen Sporen sind erstmal in den Kühlschrank gewandert.
Hier nochmal ein Foto der alten Kultur auf Agar, direkt aus der damaligen Myzelspritze beimpft:

Wie ich inzwischen gelernt habe, ist die ungleichmäßige und schwache Färbung ein Zeichen für Degeneration.

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Nach zweieinhalb Tagen in der Kiste sind alle Reiskörner mit einem feinen Myzelflaum überzogen. An einigen Stellen zeigt sich aber auch verdächtig dichtes, kräftigeres Myzel. Mal sehen, wie sich die Sache entwickelt.

Diesmal wird aber nicht lange inkubiert, sondern seit heute zusätzlich beleuchtet.

In der nächsten LC, die zweimal täglich geschwenkt wird, zeigen sich nach vier Tagen viele kleine Myzelflocken.

Ein oder zwei Tage noch, dann ist sie fertig zur Weiterverarbeitung.

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Nach ein paar Tagen sah es dann so aus:

Seit dem 31.03. (also acht Tage nach Beginn der Beleuchtung) sind die ersten Spitzen sichtbar, leider nur sehr wenige.

Mal sehen, was sich da noch rauskitzeln lässt. Entweder habe ich zu viel oberflächliches Myzel oder dieses Myzel aus frisch gekeimten Sporen ist schon ziemlich degeneriert. Trotzdem zeigt sich, dass das C. militaris gegenüber Kontis recht robust ist, denn nirgendwo ist Schleim oder Schimmel aufgetaucht, obwohl ich die Box nicht mal desinfiziert hatte. Die Belüftung scheint auch gut zu passen.

Nun zum zweiten Ansatz:
Für die LC hatte ich am 19.03. das Myzel zwar aus der gleichen Petri, aber von einer anderen Stelle genommen, die nach einer vorherigen Probenentnahme bereits so aussah:

Und später so:

Als dann am 25.03. beim Schwenken viele Myzelflocken zu sehen waren,

wurde wieder Reis im Silikonbeutel beimpft. Diesmal bekam der Reis mehr Wasser und Spirulina-Pulver als einzigen Zusatz. Nach zwei Tagen wuchs leider nur wenig Myzel. Wahrscheinlich hätte ich die LC noch länger stehen lassen sollen.

Nach einer gründlichen Massage und weiteren zwei Tagen sah es dann besser aus

und ab ging's in eine kleinere Box, um auf 2 bis 2,5 cm Substratdicke zu kommen. Danach gab es keine Schonzeit im schummrigen Regal, sondern sofort viel Licht.
29.03.: Das Gleiche in Grün:

01.04.:

03.04.:

04.04.:

Und das nach nur fünf Tagen in der Kiste.

Aber es war wohl nicht ganz so schlau, beim zweiten Durchlauf alle Parameter zu ändern.
Selbst die Belüftung in der kleineren Box ist mangelhaft. Da tropft bald das Kondenswasser vom Deckel herunter.

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Noch ein paar Details zum Thema Myzelfarbe und Fruchtung:

Die Vaselineschale, in der massiv viele Sporen gekeimt waren, sieht jetzt so aus:

Inzwischen fruchten vier der fünf farbigen Sektoren, weiße Bereiche nicht.
Von Sektor 1 (der kleine auf halber Höhe rechts) hatte ich nicht nur die zweite LC, sondern auch nach und nach weitere Petris beimpft. Da zeigte aber nur die erste (im Bild oben) für ein paar Tage Fruchtungstendenzen.

Myzelien, die aus sehr wenigen Sporen hervorgegangen sind, sehen deutlich stabiler aus:

Da sie bisher nicht fruchten und die Möglichkeit besteht, dass sie Ein-Sporen-Isolate sind, müssen sie nun für Paarungsexperimente herhalten.

Mal schauen, was passiert, wenn sie sich begegnen.

...und ob die gleichen Myzelien es wohl schaffen, ein degeneriertes Myzel zu verjüngen?

[Mycelio]

In den Boxen läuft es leider nicht so toll.
In der großen wuchsen zwar noch mehr Keulen aus den orange gefärbten Bereichen, aber die meisten sind deformiert oder haben weiße Bereiche.

Hier zeigte sich auch schnell, dass das Substrat mit 58% Wassergehalt zu trocken war und ich musste gießen, d.h. Wasser zwischen Box und Substrat spritzen.

In der kleinen mit dem Spirulina-Reis mit 66% Wassergehalt blieben die vielen winzigen Keulen stehen, es wurde extrem feucht in der Box und es wuchs wieder Myzel, woraufhin ich die passive Belüftung schrittweise steigerte. Aus sechs kleinen Löchern im Deckel mit 5mm Durchmesser sind inzwischen 18 mit 10mm geworden. Dadurch hält sich die Kondensation in erträglichen Grenzen.

Jetzt wachsen sie immerhin weiter.

Naja, schön ist anders...
Von der Seite betrachtet, sehen sie besser aus.

[Mycelio]

Am 06.05. habe ich aus beiden Boxen die Keulen geerntet. Wahrscheinlich war ich damit eine Woche zu spät, denn hier und da keimten schon die Sporen auf den Keulen. Die Keulen waren zwischenzeitlich noch gewachsen, so dass man in der kleinen Box den Boden nicht mehr sehen konnte.

Die wenigen langen Keulen in der großen Box waren allerdings viel einfacher zu ernten als die vielen kleinen.
Nach zwei Tagen über dem Heizkörper waren es dann 25g aus der großen Box und 30g aus der kleinen. Für jeweils 300g Reis erscheint mir das nicht schlecht. Als nächstes werde ich beide Strains unter gleichen Bedingungen in kleinen Boxen auf Spirulina-Reis fruchten lassen.

[Mycelio]

Hier noch zwei Fotos vom Konfrontations-Experiment, leider ohne klares Ergebnis.

[mariapilz]

Cool wie du das machst Carsten...

Ich hab da was gesehen. Ich finde das so abgedreht was der für Ideen hat...
Wie er es gemacht hat weiß ich nicht, aber ich schätze. Das Ei gekocht und per Sporenspritze geimpft.

(Falls es dir in deinem thread nicht passt, oder falls man das nicht darf... kannst es ruhig rausnehmen Carsten)

[Mycelio]

Hey Maria, ich hatte auch schon überlegt, ob ich das zeigen soll.
Ryan Paul Gates von Terrestrial Fungi ist eh ein Genie bzgl. C. militaris. Sein Kupel Jeff Manganaro von Appalachiangold Fungi hatte mal folgendes gepostet:

Although it's taking its good old time on such a rich substrate it appears whole eggs can be used to grow Cordyceps militaris. I wouldn't call this a viable method for bulk but it was fun to watch play out. This was a raw egg pressure cooked with my other jars at 15psi for about 1 hour. Be very careful if you try this. The majority of these eggs I managed to get 2 to 3ml of lc inside by using the needle to scramble the insides a little as I was very slowly injecting the lc bit by bit. Beware and enjoy the unusually pleasing noise of the shells popping from lc overload. A few of them not only popped but also gushed out lc like a geyser all over the bench so be careful.
...

Quelle: https://www.facebook.com/appalachiangoldfungi/, Beitrag vom 26.03.2023

[mariapilz]

Oooch, sehr cool, Carsten.

[Mycelio]

Übrigens gibt es bei "The Mushroom Hour" ein eineinhalbstündiges Interview mit Ryan Paul Gates von Terrestrial Fungi zu den Themen Cordyceps und Ganoderma.
https://www.welcometomushroomhour.com/b ... paul-gates


Inzwischen lasse ich den Strain aus der großen Box (Ansatz 1) nochmal in einer kleinen Box auf Spirulina-Reis bei besserer Belüftung und mit dickerem Substrat fruchten, aber es scheint sich nichts zu verändern, d.h. das Myzel ist fleckig mit vielen hellen Bereichen und spärlicher Keulenbildung 12 Tage nach Start der Beleuchtung.
Ansatz 3 am 29.05.:

Für den vierten Ansatz hatte ich eine kleine, unreife Keule von einem noch nicht getesteten Sektor der Vaseline-Petri direkt in die LC gegeben. Unter identischen Bedingungen sehe ich nun einheitlich oranges Myzel und es waren schon nach vier Tagen die ersten Ansätze der Keulen sichtbar.

Hier mal beide Boxen nebeneinander:

Und Ansatz 4 aus der Nähe: