Hallo Katharina,
katharina hat geschrieben:Ich habe gerade erst mit der Pilzzucht angefangen, will mich aber schon auf die Steriltechniken stürzen, da ich Biologin bin und beruflich viel Erfahrung mit dem steril arbeiten habe.
Dann spricht ja nichts dagegen! Ich arbeite auch in der Biologie und gewisse Dinge fallen einem dann einfach leichter, erst recht mit entsprechender Berufserfahrung.
Nun wollte ich mir Agar und Malzextrakt bestellen. Dabei stellte ich fest, dass überall 20g Agar pro Liter empfohlen wird. Wir verwenden im Labor
8g pro Liter. Mit 20 g kannst du ja wen erschlagen

. Ist der in der Hobby-Pilzzucht übliche Agar vielleicht ein anderer? Verwendet irgendwer erfolgreich weniger als 20g?
Es kommt ja immer auf den Zweck an. Zwischen 0,5 und 2% kann man alles als "normal" bezeichnen. Wenn du mit deinen Platten entsprechend vorsichtig umgehst, spricht imho auch nichts gegen 0,8% oder 1,5%. Ich persönlich verwende 1,2-1,5%. Das hat aber eine eher untergeordnete Bedeutung, so lange er einigermaßen fest wird.
Außerdem gießen wir im Labor die Platten auch immer nach dem Autoklavieren. Wir autoklavieren keine gegossenen Petris. Hier wird das offensichtlich gemacht. Hat das einen Grund?
Ja. Die meisten hier sind steriles Arbeiten nicht gewohnt. Zudem haben die meisten keine Laminar-Flow zuhause herum stehen.
Ich gieße meine Platten aber auch erst nach dem Autoklavieren - ohne Laminar-Flow. Dafür verwende ich "produktsterile" Plastik-Petrischalen und autoklaviertes, hinreichend abgekühltes Medium. Um Kontaminationen gering zu halten, reinige ich erst meinen Arbeitsraum (Bad oder Küche) und arbeite dann direkt neben einem Brenner (Spiritusbrenner oder Gaskartuschenbrenner). Durch die aufsteigende, heiße Luft ist die Gefahr gering, dass Partikel auf meinen Nährböden fallen. Dennoch öffne ich die Platten natürlich nur kurz zum Gießen und verschließe sie direkt wieder (lasse sie also nicht zum Abkühlen offen, wie unter der Laminar-Flow). Ich gieße kleine Stapel von 5 oder 6 Petrischalen auf einmal. Dadurch, dass die noch heißen Platten übereinander stehen, bildet sich dort kein oder nur sehr wenig Kondenswasser. Ausgenommen die oberste oder die obersten zwei Platten. Das kann man noch minimieren, indem man eine kleine Styroporplatte oder ähnliches oben auf den Stapel stellt.
Wenn ihr die Petris vor dem Autoklavieren gießt - wie bekommt ihr dann den Agar gelöst? Kocht ihr den vorher auf? Oder gißt ihr ihn einfach ungelöst?
Ungelöst? Nein, der muss dann schon vorher kurz aufgekocht werden.
Kühlschranklagerung ist aber bei nicht-antibiotischen Platten unnötig.
Genau, aber hier wird wohl kaum einer die unbewachsenen Platten im Kühlschrank aufbewahren. Antibiotika verwendet hier wahrscheinlich auch niemand, könnte man aber natürlich machen. IMHO nutzt das wenig, da dann immer noch genug Kontaminationen bleiben (Hefen). Antibiotika machen Sinn zur Selektion, wenn man eine Resistenz in einem Zielkonstrukt eingeführt hat, aber sonst nicht.
Grüße
Oliver