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von Mycomane » Sonntag, 02. Mai 2021 17:29
Hallo Fabi,
entschuldigt bitte, dass ich nochmal kurz vom Thema ablenke.
Ich stimme Carsten zu, dass man durchaus mal eine Kultur von einem großen Anbieter mit anderen teilen kann.
Allerdings würde ich dir gerne noch eine andere Perspektive der Sache darstellen.
Nehmen wir mal an, ich hätte zahlreiche, völlig exotische oder sonst wie seltene Pilzkulturen.
Ich hätte dazu auch hervorragende Anleitungen was die besten Nährmedien/Substrate sind und wie man die Kulturen am besten behandelt, bis zur Fruchtung.
Das Ganze dann noch auf die Bedürfnisse von verschiedenen "Kunden" angepasst, je nachdem ob es eine große, gut ausgerüstete Firma ist, oder ein Anfänger, völlig ohne irgendwelche Ahnung von der Pilzzucht.
Nehmen wir dann noch an, ich hätte vielleicht 20 Jahre oder mehr meines Lebens mit "privater" Pilzzucht verbracht und viel Arbeit Zeit und Geld darein investiert.
Natürlich hätte ich auch meine Freude daran gehabt.
Falls ich so jemand wäre und ansonsten nicht in der Lage wären aus finanziellen Gründen oder warum auch immer eine große Firma von der Carsten spricht zu gründen,
dann würde ich vielleicht darüber nachdenken, billig meine Kulturen, oder sonst irgendwelche Pilzsets etc. auf Ebay oder wie auch immer zu verkaufen. Vielleicht wäre ich einfach auf das Geld angewiesen.
Du darfst genau dreimal raten, wie viel Lust ich dann hätte meine exotischen, seltenen Kulturen, oder sonst irgendetwas für 10,- oder 15,- Euro pro Kultur auf ebay zu verkaufen, wenn ich deine Kommentare lese.
Genaugenommen bräuchte ich deine Kommentare vorher gar nicht zu lesen. Ich wüsste auch ohne das zu lesen wissen, wie schnell jeder Pilzzüchter, ob Hobbyzüchter oder gewerblicher Züchter meine Kulturen, Rezepte, Wachstumsbedingungen und was auch immer für Informationen hätte, wenn ich nur einem Kunden für 10,- oder 15,- Euro irgendetwas verkaufen würde.
Wenn es dann nur die Hobbyzüchter wären, die sich darüber amüsieren und daran erfreuen würden, dass einer etwas kauft und es jedem weitergibt, fände ich das vielleicht noch ok.
Aber spätestens, wenn irgendein "gewerblicher" Züchter sich die Hände reiben würde und eine Menge Geld damit verdienen würde, meine "besondere" Kultur zu züchten und zu verkaufen, was glaubst du, wie ich mich dann an der Stelle dieses Menschen fühlen würde?
Ob ich nun aus Deutschland oder der Ukraine stammen würde, spielt dabei glaube ich eine nebensächliche Rolle.
Nehmen wir ganz zum Schluss noch an mir wäre so eine Sache schon passiert und ich würde in der Ukraine leben.
Ich müsste dennoch irgendwie Geld verdienen.
Rein rechtlich gesehen, würde ich vielleicht niemanden betrügen wollen.
Also würde ich vielleicht billig meine Kulturen bei Ebay anbieten. Sonst würde sie schließlich niemand kaufen.
Ich würde den Namen des Pilzes angeben, aber nirgendwo hinschreiben, dass es sich um eine sterile Kultur handelt.
Dann würde ich vielleicht die sterile, sauberer Körnerbrut mit allerhand Dreck und was auch immer mischen und in kleinen Tütchen verkaufen.
Würde ich die Kunden dadurch betrügen?
Wenn ein Mikrobiologe die Mischung genetisch analysieren würde, könnte er große Mengen der Gene des jeweiligen Pilzes nachweisen.
Ob du als Kunde dann in der Lage wärst, daraus eine brauchbare Kultur zu gewinnen, wäre die andere Frage.
Carsten kennt sich sehr gut aus, hat viel Erfahrung und hat einige Mühe in diesen Ebay-Pilz gesteckt.
Was meinst du wie leid es mir als Verkäufer tun würde, wenn es dann nicht funktioniert?
Hätte ich Carsten damit betrogen?
Ich glaube nicht. Einfach deswegen, weil es ihm eigentlich vorher klar war, dass dies kein seriöses Angebot ist.
Dass er trotzdem Lust hatte mal zu sehen, was er bekommen würde für seine 7,95 € oder wie viel auch immer, ist eine andere Sache.
Wieso sollte ein kleiner Pilzzüchter aus der Ukraine also irgendetwas seriös anbieten, das große Firmen nicht für lohnend erachten, um es zu verkaufen?
Fabi, falls du das liest, nimm es bitte nicht persönlich.
Ich wollte damit nicht dich persönlich ansprechen.
Vielmehr finde ich es schön, dass du dieses Thema indirekt angesprochen hast.
Natürlich denkt so ziemlich jeder genauso wie du über diese Sache.
Warum sollte also irgendjemand irgendetwas besonderes kommerziell anbieten, wenn es sich nicht lohnt?
Wenn du dich fragst, warum es sich eigentlich auch für die "Deutsche Gesellschaft für Mikroorganismen und Zellkulturen" nicht lohnt an Privatleute zu verkaufen, selbst wenn du über 100€ für eine Kultur bezahlst, und vielleicht auch mit einer Gruppe mehrere davon kaufst, kann ich dir auch erklären, falls Interesse besteht. Wenn sie es dennoch tun, freut mich das, aber lohnen tut es sich für die Firma nicht großartig.
Man braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, weil es eine große Firma ist und sie es schließlich nicht anbieten müssen, wenn sie nicht wollen.
Aber ein riesiges Geschäft machen auch die nicht, nur, weil du mit ein paar Anderen für 500€ Spezialkulturen kaufst.
Wie gesagt, es möge sich durch meinen Kommentar bitte niemand angegriffen fühlen.
Ich wollte nur kurz darlegen, warum es schwierig ist, kommerziell besondere Kulturen zu kaufen.
Schöne Grüße, Fabian
Fruchtbar ist die Hyphe noch ... aus der da einst die Spore kroch ...