nachdem ich am letzten Wochenende im Volkspark Rehberge in Berlin-Wedding an einem heranwachsenden Riesenbovist vorbeikam, wollte ich mal schauen, ob die Styroporkugeln endlich auch an anderen, näher gelegenen Fundorten loslegen.
Die erste Radtour am Montag Abend endete leider vorzeitig mit einem platten Hinterreifen, aber gestern Abend hat es geklappt. Im Landschaftspark Herzberge in Berlin-Lichtenberg war allerdings tote Hose, weit und breit kein Riesenbovist in Sicht, auch kein anderer Wiesenpilz. In dem kleinen Wäldchen, in dem ich zuletzt nur Karbolchampignons gefunden hatte, sah ich dann plötzlich den hier: Dunkle, braune Lamellen und ein dünnes, häutiges Velum, welches gerade erst aufreißt und die Lamellen frei gibt. Leider hatten schon einige Kellerasseln die Öffnung gefunden und tummelten sich am oberen Stielende. Ein kleines Stück vom Hutrand, zwischen den Fingerspitzen zerrieben, roch lecker nach Marzipan, also kein Zweifel, Agaricus augustus, der Riesenchampignon, den ich seit 11 Jahren vergeblich suche. Seltsamerweise stand er im Laubwald am Wegesrand inmitten von Holzresten und morschen, von Braunfäule halb zerfressenen Stämmen. Darf der das eigentlich? Ein paar Mückenstiche und Ameisenbisse später und unter genauer Beobachtung durch ein erstaunlich zutrauliches kleines Rotkehlchen hatte ich ihn grob gesäubert, entvölkert, eingetütet und im Rucksack verstaut. Ansonsten gab es dort noch ein paar junge Olivbraune Safranschirmlinge (Chlorophyllum olivieri, die sich safrangelb verfärben) und die üblichen Karbolegerlinge.

Auf dem Rückweg im Stadtpark Lichtenberg wurde ich dann an einer der vier üblichen Stellen fündig: Vorerst wohl der einzige, natürlich in einem mit Urin gedüngten Gebüsch.
Außer Karbolegerlingen

Zubereitet sehen sie übrigens so aus: Immer wieder ein großer Spaß für Leute, die keine Riesenporlinge kennen.

Die Nelkenschwindlinge und die Stadtschampignons machen gerade Pause. Da letztere letztens mal Thema waren, hier noch zwei alte Fotos: Durch die stämmige Statur und den doppelten Ring sind sie extrem einfach zu erkennen.
Meine dortigen Lieblingschampignons, die dünnfleischigen Anisegerlinge, die dort nur an einer Stelle unter einer Zeder wachsen, haben sich dieses Jahr noch nicht gezeigt, ebenso ein anderes Highlight an einer Ulme, aber davon ein andermal.
Und der Schwefelporling auf den ich auch schon gewartet habe, hat's übertrieben. Sein Wirt, eine alte Trauerweide ist letztens in sich zusammengebrochen. Er war innen komplett hohl und das restliche Holz zeigt den für Braunfäule typischen Würfelbruch.
Ach ja, einen habe ich noch. Vor ca. vier Wochen sah ich im Vorbeiradeln die hier in einem dunklen Eiben-Gebüsch, in dem sonst nur Gemeine Safranschirmlinge (Chlorophyllum rhacodes, die sich weinrot verfärben, bei Wikipedia steht's falsch) und Karbolchampignons


Meine große Freude, endlich wieder den leckeren Sklerotien-Stielporling (Polyporus tuberaster) gefunden zu haben, wurde allerdings jäh enttäuscht. Ein Stück davon roch eindeutig wie die grüne Rinde einer Wassermelone, also nix da, bloß der blöde Schuppige Porling (Polyporus squamosus). Bisher sah ich ihn immer seitlich aus Holz wachsen, aber offensichtlich kann er auch Wurzeln besiedeln.
Ok, das soll mal für heute reichen. In ein paar Tagen gibt es eine Fortsetzung mit Pilzen aus dem Tegeler Forst.
...sofern ich dort etwas finde...
LG