Hallo Carsten !
Jetzt also zu deiner Pleurotus Kulturmethode auf
Karton.
Ich bin wirklich erstaunt, wie gut diese Methode funktioniert.
Anstatt lange auf Malzagar rumzuwerkeln, den der Austernpilz ohnehin anscheinend nicht besonders gern mag, gleich auf sein natürliches Substrat, das Zellulose und Lignin enthält.
Ich habe deine Methode "nachgebaut" und sie funktioniert wirklich genau so, wie du sie beschrieben hast.
Allerdings habe ich dabei ein bisschen "geschummelt", weil ich das Glas und den Karton zuerst sterilisiert habe (im DKT). Sonst aber habe ich alles so gemacht, wie du vorgeschlagen hast.
Doch bei der Vorbereitung des Versuchs habe ich ein Problem mit deiner Methode vorausgesehen:
Und zwar, dass der kleine Karton ziemlich schnell
austrocknen wird. Ich kenne dieses Problem von anderen Versuchen wo der Agar in den Petrischalen ziemlich schnell austrocknet, besonders bei Bakterienkulturen die bei 37 °C bebrütet werden. Und dabei speichert Agar wesentlich mehr Wasser, als diese kleinen Kartonstücke.
Also habe ich 2 Versuchsansätze (genannt: "Glas-1-stehend", "Glas-2-liegend") angelegt, deine Versuchsanleitung gleich etwas abgewandelt und dazu:
1.) Eine zweite (dreilagige) Kartonscheibe unter die eigentliche Kulturscheibe gelegt (
Glas-1-stehend), damit mehr Wasser gespeichert werden kann.
2.) Eine liegende "
Doppel-Sandwich" Kultur angelegt (
Glas-2-liegend), wo auf dem Pleurotus Stielstück nicht nur das dünne Blättchen der oberen Lage des Wellkartons liegt, sondern gleich ein ganzes (3-lagiges) Wellkartonstück. Auf diese Weise wird in der oberen Lage mehr Wasser gespeichert als bei der einlagigen Auflage und dieses kann auch nicht so schnell verdunsten, da es durch die 2 Auflagen geschützt wird.
Hört sich so niedergeschrieben relativ kompliziert an, ist aber in Wirklichkeit ganz einfach. Einige Fotos dazu sagen mehr als tausend Worte:
Glas-1-stehend
(Montag 8.10.07)
1 = Unter der ca. 1 mm dünnen Kartonlage liegt das Pleurotus Stielstück.
2 = Die zwei unteren Lagen des dreilagigen Wellkartons.
3 = Eine zusätzliche Lage aus dreilagigem Wellkarton, gedacht zur zusätzlichen Wasser-Feuchtigkeitsspeicherung.
4 = Die Kappe eines Bic-Kugelschreibes zur Verdeutlichung der Größenverhältnisse.
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Glas-1-stehend etwas zur Seite gedreht
(Montag 8.10.07)
Im aufgehellten Bereich des Bildes kann man ein kleines Stück des Pleurotus Stiels erkennen, der seit dem vorigen Samstag (6.10.07), als die Kultur angelegt wurde, schon etwas aussprossendes weißes Myzel zeigt.
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Glas-2-liegend
(Montag 8.10.07)
1 = Das Pleurotus Stielstück.
2 = Die
untere Lage des Sandwichs aus 3 lagigegem Wellkarton.
3 = Die
obere Lage des Sandwichs aus 3 lagigegem Wellkarton.
4 = Auch hier bedeckt der Karton das Stielstück, ist aber schlecht erkennbar.
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Am darauf folgenden Dienstag (9.10.07), also nur 3 Tage nach Beginn des Versuchs, hat das Myzel von Glas-1 bereits die Kartonabdeckung durchwachsen. Auf dem folgenden (leider unscharfen) Foto sieht man bei 1 das Myzel das durch den dünnen Deckkarton durchbricht und bei 2, wie es vom Pilzstiel schon langsam in die darunter liegende Wellpappe einwächst.
Glas-1-stehend
(Dienstag 9.10.07)
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Am Mittwoch (10.10.07) habe ich die folgenden Fotos (erneut etwas unscharf) von Glas-2-liegend, also von der
Doppel-Sandwich Methode gemacht. An den durch Pfeile gekennzeichneten Stellen sieht man das Myzel in die obere Kartondeckschicht einwachsen.
Glas-2-liegend
(Mittwoch 10.10.07)
Was man auf diesen Fotos leider nicht erkennen kann ist, dass das oben durchgewachsene Myzel bei der Doppelsandwich Methode sehr viel kräftiger, dichter und flauschiger ist. Das ist auch weiter nicht verwunderlich, da es mehr Substrat und mehr Feuchtigkeit zur Verfügung hat, als bei der Einfach-Sandwich Methode (Glas-1-stehend). In den folgenden Tagen wird dieser Unterschied noch sehr viel deutlicher sichtbar werden.
(Leider ist es recht schwierig die richtigen Lichtverhältnisse für gute Fotos hinzubekommen, da der Karton einerseits das Licht abhält und das Glas zusätzliches Licht spiegelt. Man würde helle Scheinwerfer benötigen und müßte ihr Licht indirekt auf die dunklen Stellen fallen lassen. Ich habe etwas mit Alufolie experimentiert um Tageslicht auf geeignete Weise auf die dunklen Stellen zu projizieren. Doch dazu würde man wiederum 5 Hände benötigen, die alles im richtigen Winkel festhalten

... )
Im folgenden Bild, das von unten nach oben gemacht wurde, sieht man bei 1, wie sich das Myzel an der
oberen Kartonlage "
festsaugt", ausbreitet um sie dann zu durchwachsen. Weiters kann man erkennen, wie sehr der ganze Pleurotus Stiel bereits von neuem weißen Myzelflaum umwachsen ist.
Glas-2-liegend
Rechtes Bild = zur Verdeutlichung des linken.
(Mittwoch 10.10.07)
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Am Mittwoch (10.10.07) war das Deckblatt von Glas-1 vollkommen
ausgetrocknet.
Ich habe deshalb beschlossen, es mit desifiziertem Wasser aus einer desinfizierten Spritze zu gießen. Das rechte der folgenden 2 Bilder zeigt Glas-1 nach dem Gießen. Zum Vergleich auf der linken Seite das Bild vom vorhergehenden Dienstag (9.10.07). Man erkennt, dass sich zwischen Dienstag und Mittwoch fast nichts getan hat; nur das Myzel ist auf dem Bild vom Mittwoch besser zu erkennen, da der nasse Karton als Hintergrund den Kontrast verstärkt.
Glas-1-stehend
(Links: Dienstag 9.10.07; rechts Mittwoch 10.10.07)
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Glas-1-stehend
(Freitag 12.10.07)
Dieses Bild vom Freitag zeigt ein schönes Wachstum auf dem gegossenen Karton seit letztem Mittwoch; allerdings erkennt man auch, dass die obere Kartonabdeckung schon wieder auszutrocknen beginnt. Will man nach dieser Methode vorgehen, so ist man dazu gezwungen, alle 2 - 3 Tage zu gießen, was ziemlich umständlich ist und außerdem die Kontaminationsgefahr wesentlich erhöht.
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Glas-2-liegend - "
Doppelsandwich Methode"
(Freitag 12.10.07)
Hier dagegen die Aufnahme vom gleichen Tag der Doppelsandwich Methode. Man kann gut erkennen, wie das Pleurotus Myzel üppig sprießt.
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Das
Grundprinzip der Methode ist durch diese Fotos gut dokumentiert. Jetzt heißt es warten bis das Myzel den ganzen Karton durchwachsen hat, um dann einerseits eine
Reinkultur davon zu gewinnen und andererseits etwas vom Myzel auf Kaffeesubstrat zu übertragen oder
Kaffeesubstrat zur "Kartonkultur" hinzuzufügen.
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Schöne Grüße sendet dir Andre.